Mozer, Annika, Albia Consul, Emina Šunje, Ana Golubović, Jean-Marie Ballouard, Albert Martinez-Silvestre, Joan Budó, Sébastien Caron, Joaquim Soler, Adnan Zimić & Beate Pfau (2025): Determination of tortoises origin based on SNPSTR markers: a case study of melanistic Testudo hermanni. – Conservation Genetics Resources 2025: Early Access.
Bestimmung der Herkunft von Landschildkröten anhand von SNPSTR-Markern: eine Fallstudie zu melanistischen Testudo hermanni.
DOI: 10.1007/s12686-025-01401-w ➚

Testudo hermanni hermanni,
Fundort: Catalunya, Spain
© Victor Loehr ➚
Neun der zehn am häufigsten beschlagnahmten CITES-gelisteten Reptilien sind Land- und Süßwasserschildkröten. Oftmals muss die geografische Herkunft dieser Tiere nachgewiesen werden, was allein anhand morphologischer Merkmale schwierig sein kann. Um illegalen Handel mit Wildtieren aufzudecken und nachzuweisen, sind molekulare Werkzeuge erforderlich. Daher haben wir in dieser Studie einen Satz von DNA-Markern für eine Art der Testudines, Testudo hermanni, entwickelt. Der Satz umfasst zwei kurze Tandem-Repeat-Marker (STR) und zehn STR-Marker, die mindestens einen flankierenden Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP) enthalten, sogenannte SNPSTR-Marker. Durch die Analyse von 97 Proben haben wir 72 SNPs und 201 STR-Allele identifiziert. Der Satz hat eine durchschnittliche beobachtete Heterozygotierate von 0,607 +/- 0,047 und eine erwartete Heterozygoterate von 0,868 +/- 0,017. Die Wahrscheinlichkeit der Ausschlusswerte auf Basis der 12 Marker liegt bei über 99,95 %, während die Wahrscheinlichkeit der Identitätswerte die Anzahl der Individuen weltweit übersteigt, sodass der Satz sowohl für die Identifizierung einzelner Individuen als auch für Verwandtschaftstests verwendet werden kann. Durch die Analyse von Proben aus einem breiten Spektrum des Verbreitungsgebiets von T. hermanni haben wir darüber hinaus gezeigt, dass SNPSTR-Marker mit hoher Sicherheit zur Identifizierung der Unterarten und der geografischen Herkunft verwendet werden können. Darüber hinaus konnten wir anhand des untersuchten Verbreitungsgebiets eine vollständig melanistische T. hermanni der serbischen Population zuordnen und den Ursprung von vier teilweise melanistischen Individuen auf Frankreich/Spanien zurückführen. Insgesamt liefert diese Studie eine Methode zur Bekämpfung des illegalen Handels mit T. hermanni und wird einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der illegalen Übernutzung leisten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Diese Arbeit adressiert einen wichtigen Aspekt im Sinne des Artenschutzes und zur Kontrolle des Tierhandels. Allerdings liest man die Arbeit ganz wird deutlich wie schwierig sich dies gestaltetet. Nicht weil die entwickelten Methoden zu fehleranfällig sind, sondern aufgrund der unzureichenden Flächendeckenden Probenehmen, da viele Populationen sehr wahrscheinlich noch gar nicht genetisch so gut charakterisiert sind, um eine eindeutige klare Zuordnung beschlagnahmter oder aufgefundener Individuen zu gewährleisten. Sicher mag das für einige Inselpopulationen von T. hermanni zutreffen, aber wie die Autoren selbst diskutieren, gibt es z. B. in Bezug auf die Melanisierung selbst auf der Insel Mallocra Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Individuen ob sich dies in Bezug auf die genetischen Marker bestätigenließe,e bleibt bis dato fraglich. Dabei sollte man nie vergessen, dass der Phänotyp auch sehr stark von der Umwelt mitgeprägt wird. Es fragt sich also warum es gerade T. hermanni sein musste bei der man dieses Verfahren ausgetestet hat zumal die zitierte Literatur ja auch darauf schließen lässt, dass es sich bei diesem Unterartenkomplex in Bezug auf den Handel akut gar nicht mehr um die meistgehandelte Landschildkröte handelt, da zumindest in Europa genug Nachzuchten zu Verfügung stehen dürften. Die einleitende Begründung, dass es sich dabei um eine bedrohte Spezies mit seit Jahren rückläufigen Beständen handelt, ist auch nicht gerade als Begründung einleuchtend, denn die Gründe für die europaweiten Rückgänge begründen sich derzeit auch eher durch Habitatverlust, Habitatfragmentierung, Brände und dem zunehmenden Einsatz von Pestiziden und Herbiziden. Wobei wir eigentlich viel mehr Forschungsarbeit in Bezug auf den Hebizid- und Pestizideinsatz hier in Europa und insbesondere auch in Südeuropa bräuchten, denn eine erst jüngst erschienene Studie an amerikanischen, migrierenden Monarchfaltern verdeutlicht eigentlich sehr schön, welche eigentlichen Probleme in Bezug auf die Arterhaltung anstehen (Cibotti et al. 2025). Ja und wer jetzt meint, dass seien doch Insekten und keine Reptilien oder Schildkröten der sollte sich einmal bewusstmachen, dass auch solche Spezies davon betroffen sind. In Bulgarien konnte ich seit 2010 durch jährliche Besuche durchaus beobachten, wie sich die Umstellung der Agrarwirtschaft seit dem EU-Beitritt negativ auswirkt insbesondere dort, wo man selbst von Flugzeugen aus die Felder sprüht.
Literatur
Cibotti, Staci, Michelle L. Hladik, Emily May, Emma Pelton, Timothy A. Bargar, Natalie Johnston & Aimee Code (2025): Pyrethroid insecticides implicated in mass mortality of monarch butterflies at an overwintering site in California. – Environmental Toxicology and Chemistry 44(10):2716-2724; DOI: 10.1093/etojnl/vgaf163 ➚.
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Testudo hermanni hermanni – Italienische Landschildkröte