Christopher L. Rowe & Sarah Funck (2025): Thermal Influences on Metabolic Rates in Hatchling Northern Diamondback Terrapins (Malaclemys terrapin terrapin) from the Chesapeake Bay. – Estuaries and Coasts 48(5): 139.
Die thermische Beeinflussung der Stoffwechselrate bei den Schlüpflingen der Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin terrapin) aus der Chesapeake Bay.
DOI: 10.1007/s12237-025-01577-2 ➚

Malaclemys terrapin,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon
Es ist zwar bekannt, dass ein Anstieg der Körpertemperatur eines ektothermen Tieres zu einer erhöhten Stoffwechselrate (MR) führt, aber der spezifische, quantitative Anstieg der MR mit der Temperatur (z. B. die thermische Stoffwechselsensitivität) variiert zwischen den Arten. Die thermischen Stoffwechselbeziehungen bei den Jungtieren der nördlichen Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin terrapin) wurden bisher nicht quantifiziert, so dass eine Datenlücke in Bezug auf die Bioenergetik dieser Art in einem wärmeren, zukünftigen Klima besteht. Die aus 18 Nestern im Freiland geschlüpften Diamantschildkröten wurden nach einer 24-stündigen Akklimatisierungsphase bei acht Temperaturen zwischen 20,2 und 32,7 °C auf ihre Stoffwechselrate (als O2-Verbrauch) untersucht. Es bestand eine positive lineare Beziehung zwischen Log10 MR (pro Kopf und pro Gramm) und der Testtemperatur. Innerhalb des untersuchten Bereichs gab es drei offensichtliche Regionen thermischer Unabhängigkeit, die ein fast schrittweises Muster in der MR im Verhältnis zur steigenden Temperatur ergeben. Die Temperaturkoeffizienten (Q10), die über den gesamten Bereich der Versuchstemperaturen berechnet wurden, zeigten, dass sich die MR in einem Bereich von 10 ⁰C mehr als verdoppelte, mit Q10 20,2-32,7 = 2,35 und 2,11 für die Pro-Kopf- bzw. Pro-Gramm-Rate. Bei fehlender Anpassung oder perfekter Akklimatisierung sollte eine Erhöhung der MR den Energiehaushalt verändern, so dass ein größerer Ressourcenerwerb oder eine geringere Aktivität erforderlich wird. Den physiologischen und anschließenden autökologischen Reaktionen der Ektothermen auf die gegenwärtigen und zukünftigen Klimabedingungen sollte größere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da die artspezifischen Unterschiede im Ausmaß der Reaktionen wahrscheinlich die Art und Stärke der Auseinandersetzungsfähigkeit mit Konkurrenten wie auch mit Beutegreifern beeinflussen dürfte.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Sicher mag der letzte Hinweis in diesem Abstract gut gemeint sein, aber inwieweit die Schildkröten die physikalischen und biochemischen Anpassungen auch auf physiologische Weise an Beutegreifer beeinflussen können, erscheint mir etwas weit hergeholt. Beutegreifern können sie sich sicherlich durch ein entsprechendes Vermeidungsverhalten anpassen. Aber in Bezug auf ihre Stoffwechselphysiologie sollte man eher darauf schauen, wie sie sich dem Klimawandel entsprechend anpassen können.
Literatur
Williard, A. S., L. A. Harden, T. T. Jones & S. R. Midway (2019): Effects of temperature and salinity on body fluid dynamics and metabolism in the estuarine diamondback terrapin (Malaclemys terrapin). – Journal of Experimental Biology 222(10): jeb202390 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Malaclemys terrapin – Diamantschildkröte
