Rato, João, Pedro Brandão, Filipe Banha & Pedro Anastácio (2025): Market-driven risks: Assessing exotic testudines trade and invasion potential. – Environmental and Sustainability Indicators 28: 100929.
Markt-bedingte Risiken: Eine Erhebung des Handels mit exotischen Testudines und deren Invasionspotentials.
DOI: 10.1016/j.indic.2025.100929 ➚

Trachemys scripta scripta,
© Hans-Jürgen Bidmon
Testudines sind beliebte Haustiere und etliche Arten werden häufig importiert. Die Häufigkeit, mit der solche Arten in die Wildnis gelangen ist entscheidend für den Erfolg einer Invasion, aber schwer zu quantifizieren. Da der Handel mit Haustieren eine wichtige Quelle ist, kann er als Ersatzwert dienen. Während CITES einige Arten reguliert, bleibt ein Großteil des internationalen Handels unregistriert, einschließlich illegaler Verkäufe. Diese Studie untersucht die Verfügbarkeit exotischer Schildkröten die als Haustiere auf legalen und illegalen Märkten angeboten werden, analysiert den Handel in sozialen Medien, untersucht den Zusammenhang zwischen Vermehrungsdruck und Wildpopulationen und bewertet die Repräsentativität von Online-Märkten am Beispiel Portugals. Die Daten wurden in Zoohandlungen, auf Online-Plattformen und in einer Facebook-Gruppe erhoben. Als Ersatz für den Vermehrungsdruck wurde ein Index für den relativen Marktdruck (RMP) entwickelt, der die Handelshäufigkeit auf verschiedenen Plattformen berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen erhebliche Unterschiede in der Artenzusammensetzung zwischen den verschiedenen Handelsarten. Der Online-Handel, insbesondere über soziale Medien, spielte eine wichtige Rolle, da viele verbotene Arten erhältlich waren. Die Bevölkerungsdichte war ein starker Prädiktor für das Vorkommen exotischer Schildkröten in freier Wildbahn. Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Überwachung sowohl des physischen als auch des Online-Handels. Der RMP-Index wird als nützliches Instrument zur Bewertung des Ausbreitungsdrucks vorgeschlagen. Um Freisetzungen zu reduzieren und Invasionsrisiken zu mindern, werden eine strengere Durchsetzung, Adoptionsprogramme für invasive Arten und Verkaufsbeschränkungen hinsichtlich der Schildkrötengröße empfohlen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Vor diesem Hintergrund wäre ein striktes Import- bzw. Handelsverbot lediglich als Hilfsmittel zur Reduzierung anzusehen. Allerdings zeigt sich ja jetzt schon, dass die meisten der als fremd oder invasiv bezeichneten Spezies schon vor Ort vorhanden sind. Ja, und wie wirkungsvoll dann solche Adoptionsprogramme wirklich wären bleibt abzuwarten, denn solche klimabedingten Katastrophen wie wir sie gerade vor kurzem wieder in Valencia (Spanien) gesehen haben würden vor einem Entweichen aus solchen Adoptionseinrichtungen kaum verhindern. Ja, und da es sich dabei meist um langlebige Spezies handelt lässt sich kaum vorhersagen, wann und wo die nächste Überflutung droht. Wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat sind so manches als „Jahrhundert Hochwasser“ titulierte Ereignisse mancherorts als weniger als ein „Dekaden Hochwasser“ erwiesen. Siehe dazu auch Bidmon (2024); Oskyrko et al (2025).
Literatur
Bidmon, H.-J. (2024b): Commercially assisted migration – Invasive species and their future in a globalized world: A perspective – Artikel-Archiv.
Oskyrko, Oleksandra, Chunrong Mi & Weiguo Du (2025): Integrating the thermal dependence of sex ratio into distribution models to predict suitable habitats for the invasive freshwater pond slider turtle, Trachemys scripta. – Marine Life Science &m Technology 7(3): 619-631 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Trachemys scripta scripta – Gelbwangen-Schmuckschildkröte
