Bengalische Flussschildkröte, Batagur kachuga, – © Edoardo Bardi

Sirsi - 2017 - 01

Sirsi, S., S. Singh, A. Tripathi, S. F. McCracken, M. R. J. Forstner & B. D. Horne (2017): Variation in Reproductive Output of the Red-crowned Roofed Turtle (Batagur kachuga) and the Three-striped Roofed Turtle (Batagur dhongoka) in the Chambal River of North India. – Chelonian Conservation and Biology 16(2): 203-214.

Schwankungen in der Reproduktionsleistung bei der Rotkopfdachschildkröte (Batagur kachuga) und der Dreistreifenkopfdachschildkröte (Batagur dhongoka) im Chambalfluss im Norden Indiens.

DOI: 10.2744/CCB-1236.1 ➚

Bengalische Flussschildkröte, Batagur kachuga, – © Edoardo Bardi
Bengalische Flussschildkröte,
Batagur kachuga,
© Edoardo Bardi

Die Charakterisierung der Reproduktionsleistung ist essentiell für das Wissen um die Populationsdemographie und für die Festlegung von Erhaltungsstrategien. Die Bestimmung dieser Parameter ist überlebensnotwendig, wenn es dabei um eine stark vom Aussterben bedrohte Art geht. Die Rotkopfdachschildkröte, (Batagur kachuga) und die Dreistreifendachschildkröte (Batagur dhongoka) sind sehr stark bedrohte Arten die durch das übermäßige Abfischen und durch Habitatverlust gefährdet werden. Trotz ihres Schutzstatus gibt es aber nur wenige publizierte Studien zu deren Ökologie und zu ihren Lebensbedingungen die eine effektive Erhaltung unterstützen könnten. Die drei bislang publizierten, verfügbaren Arbeiten liegen 30-ig Jahre zurück. Wir liefern mit dieser Arbeit Informationen über die Reproduktionsleistung dieser Schildkröten für den nordindischen Chambalfluss. Generalisierte lineare Modelle und Varianzanalysen wurden mit den Daten zur Nistintensität (Häufigkeit), Fekundität (Gelegegrößen) und dem Eivolumen durchgeführt. Die Anzahl der Nester zeigte insgesamt eine Abnahme während der drei Untersuchungsperioden (2007, 2008, und 2010) über die 4 Jahre mit der höchsten Anzahl von Gelegen zur Mitte der jeweiligen Nistsaison. Die Hauptnistzeit fällt zusammen mit dem niedrigsten Wasserstand oder anders ausgedrückt mit dem Maximum an Nisthabitat (Flussbettuferzone). Die beobachtete Abnahme der Anzahl an Gelegen kann in Bezug stehen zur Abnahme der Population oder dass es zu einer geographischen Verschiebung von geeigneten Ablageplätzen gekommen ist. Ebenso kann es zu Veränderungen im Nahrungsangebot gekommen sein, sodass weniger Weibchen jedes Jahr nisten. Die Anzahl der Nester von B. kachuga zeigte eine signifikant negative Korrelation mit der Gesamtregenmenge des Vorjahres. Vermutlich hat die Gesamtregenmenge einen Einfluss auf das Nesthabitat oder auf einige andere limitierende Faktoren. Die Reproduktionsleistung schwankte bei beiden Arten als eine Funktion der Fekundität und nicht in Bezug zum Eivolumen was nahelegt, dass die Geschlechtsreife bei größerer Körpergröße erfolgt, sodass die Eigröße nicht mehr begrenzt wird durch die Körpergröße. Letzteres legt nahe, dass die Generationsfolgen sehr lang sind. Die Schwankungen in der Gelegegröße können durch unterschiedliche Ressourcenverfügbarkeiten bedingt sein obwohl diesbezüglich auch die Gesamtregenmenge als Vorhersageparameter nützlich war. Die potentielle Schwankung bei der Fekundität in Abhängigkeit zur Körpergröße wurde in dieser Studie nicht untersucht. Die Studie bestätigte die früheren Befunde, dass B. kachuga größere und weniger Eier legt als B. dhongoka. Diese Ergebnisse bereichern das Verständnis zur Lebensgeschichte dieser nur spärlich dokumentierten Spezies und liefern Erkenntnisse für Erhaltungsmaßnahmen. Zukünftige Studien die auch großräumiger angellegt sind sollten zur Charakterisierung der Nistplätze durchgeführt werden und sollten auch Daten zu den individuellen Weibchen mit einbeziehen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ich kann mir zwar vorstellen, dass in Indien solche Studien schwieriger durchzuführen sind als in hochentwickelten Industrienationen. Dennoch wenn man die Durchführung der Studie mit den in den einleitenden Sätzen formulierten Zielen vergleicht fällt zwangsläufig auf, dass diese Studie kaum gehaltvolle und sinnvolle Daten liefert, außer man ist gewillt den Befund, dass es am Chambalfluss noch sich reproduzierende Population beider Spezies gibt schon als Erfolg zu feiern. Denn heute gibt es Fotoapparate die es einem auch im Feld erlauben die Größe von Exemplaren zu dokumentieren und nachträglich zu vermessen oder zu berechnen ebenso wie es vielleicht, wenn man sich schon die Arbeit für 4 Jahre macht, größere Flussabschnitte zu erfassen oder Weibchen mit Radiotelemetriesendern zu überwachen. Wenn diese Tiere wirklich schon so gefährdet sind sollten sich solche Investitionen lohnen, damit man nicht erst warten muss bis die Populationen soweit degradiert sind wie es für B. trivittata beschrieben wurde (Çilingir et al., 2017).

Literatur

Çilingir, F. G., F. E. Rheindt, K. M. Garg, K. Platt, S. G. Platt & D. P. Bickford (2017): Conservation genomics of the endangered Burmese roofed turtle. – Conservation Biology 31(6): 1469-1476 oder Abstract-Archiv.

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