Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina oblonga, – © Anthony Santoro
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Santoro - 2025 - 01

Santoro, A., V. Summers, J. M. Chambers & S. J. Beatty (2025): Post-Translocation Movements of a Freshwater Turtle Include Homing Behaviour. – Aquatic Conservation Marine and Freshwater Ecosystems 35(3): e70116.

Die Bewegungen einer Süßwasserschildkröte nach der Umsiedlung umfassen auch das Heimkehrverhalten.

DOI: 10.1002/aqc.70116 ➚

Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina oblonga, – © Anthony Santoro
Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte,
Chelodina oblonga,
© Anthony Santoro

Süßwasserschildkröten sind für aquatische Ökosysteme von entscheidender Bedeutung und gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Wirbeltieren. Da Feuchtgebiete zunehmend durch Verstädterung und Klimawandel beeinträchtigt werden, könnte die Umsiedlung von Schildkröten immer häufiger werden, um einen Rückgang der Populationen zu verhindern. Die Reaktionen von Süßwasserschildkröten auf Umsiedlungen sind bisher nur unzureichend bekannt. In dieser Studie wurde das Bewegungsverhalten der Südwestlichen Schlangenhalsschildkröte (Chelodina oblonga) nach der Umsiedlung aus einem Feuchtgebiet untersucht, dass für eine Bebauung vorgesehen war. Wir verfolgten 40 von 268 Schildkröten, die in zwei Feuchtgebiete umgesiedelt wurden, per Radiotelemetrie und beobachteten sie bis zu 228 Tage lang wobei wir die Bewegungsmuster in Abhängigkeit von der Größe, dem Geschlecht und dem Feuchtgebiet analysierten, in welches sie umgesiedelt worden waren, mit Hilfe verallgemeinerter linearer Modelle. Mehr als die Hälfte (54 %) der überwachten Schildkröten verließen das Feuchtgebiet in welches sie umgesiedelt wurden dauerhaft, und 38 % kehrten über einen 3,2-7,0 km langen Mündungsfluss und eine steile, etwa 15 m hohe Uferböschung in ihr ursprüngliches Feuchtgebiet zurück. Die Abwanderung aus den Feuchtgebieten war unabhängig von der Größe oder dem Geschlecht der Schildkröten, wurde aber signifikant von den Eigenschaften des Feuchtgebiets beeinflusst. Dieses Heimkehrverhalten wurde nicht durch Größe, Geschlecht oder Freilassungsfeuchtgebiet beeinflusst. Es war wahrscheinlicher, dass die Schildkröten das näher an der Quelle gelegene Feuchtgebiet in welches sie umgesiedelt worden waren verließen, möglicherweise aufgrund seiner geringeren Größe oder wegen der trockeneren Bedingungen. Das Freilassungsfeuchtgebiet hatte einen signifikanten Einfluss auf den Zeitpunkt sowohl der „beliebigen“ als auch der „zielgerichteten“ Bewegungsmuster. Das Geschlecht beeinflusste den Zeitpunkt beider Bewegungsarten, während die Größe nur das Timing der „beliebigen“ Bewegungen beeinflusste. Die Studie unterstreicht, dass die Merkmale der Umsiedlungsorte für den Verbleib der umgesiedelten Schildkröten von Bedeutung sind. Die Studie trägt zum besseren Verständnis des Bewegungsverhaltens von umgesiedelten Süßwasserschildkröten bei und hat direkte Auswirkungen auf die Gestaltung von Umsiedlungsprogrammen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie beschreibt eigentlich zwei wesentliche Beobachtungen, nämlich zum einen, dass die Feuchtgebiete in die diese Schildkröten umgesiedelt wurden, einen Einfluss auf deren Abwanderung haben und es somit eigentlich in der Zukunft wichtig sein wird die Parameter noch weiter zu untersuchen die einen neuen von den Schildkröten als akzeptabel empfundenen Lebensraum charakterisieren, wobei bislang erst ein Aspekt sich andeutet wie zum Beispiel der Austrocknungsverlauf. Zum zweiten liefert die Arbeit ein Ergebnis, welches von anderen Autoren meist in einer separaten Studie beschrieben wird, womit das Heimkehrverhalten oder „Homing“ gemeint ist das hier beschrieben wird. Das bedeutet also das auch C. oblonga über eine ausgeprägte Orientierungsfähigkeit und damit über Kognitionsleistung verfügt, die bislang schon für mehrere Spezies beschrieben wurde (z. B. Goforth et al., 2025; Roth et al., 2019 und die dortigen Kommentare).1022.

Literatur

Goforth, K. M., C. M. F. Lohmann, A. Gavin, R. Henning, A. Harvey, T. L. Hinton, D. S. Lim & K. J. Lohmann (2025): Learned magnetic map cues and two mechanisms of magnetoreception in turtles. – Nature 638: 1015–1022 oder Abstract-Archiv.

Roth, T. C. II, A. R. Krochmal & L. D. LaDage (2019): Reptilian Cognition: A More Complex Picture via Integration of Neurological Mechanisms, Behavioral Constraints, and Evolutionary Context. – Bioessays 41(8): e1900033 oder Abstract-Archiv.

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