Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina oblonga, – © Anthony Santoro
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Santoro - 2024 - 01

Santoro, A., S. J. Beatty, J. M. Chambers & B. C. Ebner (2024): Implications of Climatic Drying on the Aquatic Habitat and Aestivation Sites of an Endemic Freshwater Turtle. – Wetlands 44(8): 127.

Die Auswirkungen des klimatisch bedingten Austrocknens von aquatischen Habitaten und Aestivationsorten für eine endemische Süßwasserschildkröte.

DOI: 10.1007/s13157-024-01883-8 ➚

Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte, Chelodina oblonga, – © Anthony Santoro
Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte,
Chelodina oblonga,
© Anthony Santoro

Menschliche Aktivitäten und der Klimawandel verändern die Hydrologie von Feuchtgebieten, was sich auf die Lebensräume von Süßwasserschildkröten auswirken kann. Das Verständnis der Lebensraumanforderungen von Süßwasserschildkröten ist wichtig für den Naturschutz. Chelodina oblonga, eine im Südwesten Australiens beheimatete Süßwasserschildkröte, lebt in Feuchtgebieten, deren Hydrologie sich aufgrund geringerer Niederschläge und der Verstädterung verändert. Die städtischen Populationen von C. oblonga sind rückläufig, aber die begrenzten Kenntnisse über ihre Lebensraumansprüche behindern die Bemühungen um deren Erhaltung. In dieser Studie wurden die Lebensraumansprüche von 100 erwachsenen weiblichen C. oblonga in drei städtischen Feuchtgebieten mit unterschiedlichen hydrologischen Bedingungen zwischen 2018 und 2020 mittels Radiotelemetrie ermittelt. Während der Überflutung der Feuchtgebiete besetzten die Schildkröten dichte Bestände von zwei aufkommenden Makrophyten: Typha orientalis (eingebürgert, invasiv) und Machaerina articulata (einheimisch). Wenn die Feuchtgebiete austrockneten, hielten sich die Schildkröten in den flachen Bereichen unter diesen Pflanzen auf, im Gegensatz zu früheren Berichten, wonach sie sich in den tiefsten Bereichen aufhielten. Da die Überschwemmung der Auslöser für das Erwachen aus der Winterruhe war, ruhten einige Individuen in den flachesten Gebieten, die weniger Wasser ansammelten kontinuierlich über mehr als 581 Tage und verpassten auf diese Weise eine Fortpflanzungssaison. Diese Studie zeigt, dass eine komplexe Vegetation ein wichtiger Wasser- und Ästivationslebensraum für weibliche C. oblonga ist, und dass Veränderungen der hydrologischen Systeme, insbesondere eine zunehmende Austrocknung, schwerwiegende Folgen für isolierte Süßwasserschildkrötenpopulationen haben können, da sie die Rekrutierung einschränken. Angesichts der prognostizierten fortschreitenden Austrocknung von Feuchtgebieten infolge des Klimawandels werden zum Schutz von C. oblonga hydrologische Systeme empfohlen, die eine jährliche Feuchtperiode vorsehen. Die Erhaltung und Wiederherstellung von dichten Makrophytenbeständen, vorzugsweise der einheimischen M. articulata, (Seggenart) wird empfohlen, um die Populationen von C. oblonga in Feuchtgebieten zu erhalten, die in Zukunft regelmäßig Oberflächenwasser zurückhalten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier wird ein interessanter Aspekt für die Auswirkungen des Klimawandels auf Schildkröten beschrieben, nämlich eine mit dem Wasserverlust einhergehende Ausweitung der Aestivation, die dazu führt, dass die Schildkröten selbst dann, wenn sie nicht einer kompletten Austrocknung zum Opfer fallen ihre Fortpflanzungssaison verpassen. Insofern ist es schon erstaunlich, wie Tiere auf solche von den Niederschlagsmengen abhängige Ereignisse reagieren. Siehe dazu auch Chen & Pfennig, (2020) bzw. Loehr (2024).

Literatur

Chen, C. & K. S. Pfennig (2020): Female toads engaging in adaptive hybridization prefer high-quality heterospecifics as mates. – Science 367(6484): 1377-1379 oder Abstract-Archiv.

Loehr, V. J. T. (2024): Bimodal nesting season in Karoo dwarf tortoises (Chersobius boulengeri). – Wildlife Biology 2024: Early View oder Abstract-Archiv.

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