Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, auf Grenada nistend – © Kate Charles, Ocean Spirits Inc.

Ralph - 2005 - 01

Ralph, C. R., R. D. Reina, B. P. Wallace, P. R. Sotherland, J. R. Spotila & F. V. Paladino (2005): Effect of egg location and respiratory gas concentrations on developmental success in nests of the leatherback turtle, Dermochelys coriacea. – Australian Journal of Zoology 53(5): 289-294.

Der Einfluss der Eiplatzierung und der respiratorischen Gaskonzentration auf den Entwicklungserfolg in den Nestern der Lederrückenschildkröte, Dermochelys coriacea.

DOI: 10.1071/ZO04062 ➚

Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, – © Jeanette Wyneken
Lederschildkröte,
Dermochelys coriacea,
© Jeanette Wyneken

Der Schlupferfolg bei Lederrückenschildkröten, Dermochelys coriacea, liegt typischerweise bei etwa 50 %, allerdings sind die Gründe für das Absterben so vieler Embryonen unbekannt. Wir untersuchten deshalb die Verteilungsmuster abgestorbener Eier in 16 sich entwickelnden Gelegen, um zu erfahren, ob die Lage der Eier im Nest oder die Gasversorgung (Sauerstoff/Kohlendioxid) einen Einfluss auf die Embryonensterblichkeit haben könnten. Dabei bestimmten wir den Partialdruck für Sauerstoff und für Kohlendioxid während der gesamten Inkubation, um herauszufinden, ob Unterschiede in der lokalen Verteilung dieser Gase zu einer lokalen Hypoxie (Sauerstoffmangel) bzw. Hypocapnia führen, die mit dem Absterben in Zusammenhang stehen könnte. Eier im Zentrum der Nester hatten eine signifikant niedrigere Schlupfrate (42.1 ± 7.6 %) als Eier in der intermediären Zone (66.1 ± 5.3 %) und solche in der Randzone (69.8 ± 3.5 %). Bei den abgestorbenen Eiern zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Entwicklungszeit, also zwischen frühen und späteren Entwicklungsstadien für zentral gelegene Eier (77.6 ± 7.2 % Frühsterblichkeit, 17.3 ± 8.2 % Spätsterblichkeit) und solchen der Randbereiche (80.8 ± 10.1 % Frühsterblichkeit, 14.7 ± 5.8 % Spätsterblichkeit). Am Tag 35 der Inkubation war die Sauerstoffmenge in allen Regionen der Nester signifikant niedriger und die CO2-Menge war in allen Regionen signifikant höher als in sich komplett entwickelnden Nestern (Kontrollnester). Obwohl lokale Unterschiede in der Verteilung der Atemgase gemessen werden konnten, gaben diese keinen Aufschluss für den unterschiedlichen Entwicklungserfolg, da zum Beispiel in den sich nicht komplett entwickelnden Gelegen kein Anstieg bei der Rate für spät absterbende Embryonen für zentral gelegene Eier gefunden werden konnte, obwohl dort die Sauerstoffmenge am geringsten und die Kohlendioxidmenge am höchsten war.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Obwohl diese Studie nicht zur Klärung der Embryonensterblichkeit sehr viel beitragen konnte, so hat sie doch zum einen Informationen über die Atemgase während der Entwicklung ergeben und zum zweiten gezeigt, dass selbst in Nestern, in denen abgestorbene Embryonen verwesen und dadurch (Fäulnis, Bakterieller Stoffwechsel) zum Absinken der Sauerstoffkonzentration und zum Anstieg der CO2-Konzentration beitragen, diese Konzentrationsverschiebungen nicht so groß sind, dass sie zum Absterben der lebensfähigen Embryonen im Gelegezentrum führen würden. Solche Grundlagenkenntnisse sind meines Erachtens für Erhaltungsmaßnahmen derzeit weit wichtiger oder zumindest ebenso wichtig wie Bestandaufnahmen und systematische Abklärungen, denn sie bilden die Grundlage für Erhaltungszuchtprogramme und zur Niststrandrenaturierung, um mit dem, was noch vorhanden ist, erst einmal möglichst erfolgreich in eine sicherlich noch in jeder Hinsicht ungewisse Zukunft zu gehen.

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