Pike - 2007 - 01

Pike, D. A. (2007): The Benefits of Nest Relocation Extend Far Beyond Recruitment: A Rejoinder to Mrosovsky. – Environmental Management 41(4): 461-464.

Die Vorteile der Nestrelokation gehen über das Rekrutieren (von mehr Schlüpflingen) hinaus: Eine Richtigstellung zu Morovsky.

DOI: 10.1007/s00267-006-0434-0 ➚

Vereinzelte, individuelle Meeresschildkrötennester haben eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus adulte Schildkröten entwickeln (weil zu nahe am Wasser platziert), somit erscheint die Praxis, die Nester zu entnehmen und weiter vom Ozean entfernt zu platzieren (wo sie nicht von Seewasser überspült werden), als eine fragwürdige Erhaltungsmaßnahme. Kürzlich publizierte Morovsky in der Zeitschrift Environmental Management, dass das wiederholte Anlegen ungünstig platzierter Nester von einigen Weibchen, die dann von Menschenhand durch eine Relokation zum Schlupf gebracht werden, gängige Praxis ist und Folgen haben kann. Diese Befunde wurden dann dahingehend interpretiert, dass die Rettung falsch platzierter Nester dazu führen kann, dass sich die ungünstige Nistplatzwahl vererbt und somit eine ungünstige populationsgenetische Auswirkung dahingehend haben kann, dass immer mehr Weibchen heranreifen, die ihre Gelege ungünstig platzieren, was letztendlich dazu führen kann, dass die Anzahl der Tiere, die ihre Nester ungünstig platzieren, überwiegt. An dieser Stelle bezweifle ich aber die Richtigkeit dieser Hypothese, besonders im Hinblick auf etliche Schwächen, die der Originalartikel aufweist, und insbesondere deshalb, weil es bis dato keine Beweise dafür gibt, dass die Auswahl des Nistplatzes ein Erbe ist, welches einen genetischen Hintergrund hat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Gut es mag sein, dass diese Beweise tatsächlich im streng wissenschaftlichen Sinn fehlen, aber ebenso gibt es derzeit keinen Beweis dafür, dass es nicht so ist, sondern nur den Befund, dass Eier legende Weibchen dazu meist den Niststrand aufsuchen, an dem sie geboren sind. (Letzteres könnte auch andeuten, dass sie ähnliche Nistbedingungen nutzen). Manche Tiere zeigen sogar eine gewisse Flexibilität, indem sie durchaus auch andere benachbarte Strände nutzen oder solche, die sich durch Taifune (Tsunami) seither verändert haben. Dennoch halte ich die Bedenken von Morovsky überdenkenswert und, solange es weder für das Eine noch das Andere Beweise gibt, für gerechtfertigt. Abweichungen von der optimalen oder besser normalen Nistplatzwahl können auch bezogen auf die Population von Vorteil sein, solange nicht eine dieser Abweichungen extrem überhand nimmt. Denn näher am Wasser angelegte Nester könnten in extrem trockenen Jahren Vorteile haben, genauso wie zu weit vom Wasser entfernte Nester dadurch Nachteile haben, dass die Schlüpflinge längere Zeit Beutegreifern auf ihrem längeren Weg zum Meer ausgesetzt sind, die sich nur in Jahren mit extremem Hochwasser als Vorteil erweisen würden. Insofern trägt Variabilität, so unvorteilhaft sie uns aus zu kurzer Sicht auch erscheinen mag, langfristig zur Aufrechterhaltung des Anpassungspotential auf Umweltveränderungen innerhalb einer Population bei. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass es dafür eine genetische bzw. epigentisch bedingte Grundlage gibt.