Strahlen-Dreikielschildkröte, Geoclemys hamiltonii, – © Hans-Jürgen Bidmon

Mendiratta - 2017 - 01

Mendiratta, U., V. Sheel & S. Singh (2017): Enforcement seizures reveal large-scale illegal trade in India's tortoises and freshwater turtles. – Biological Conservation 207: 100-105.

Verstärkte Überprüfungen belegen den illegalen Handel mit indischen Land- und Süßwasserschildkröten im großen Stil.

DOI: 10.1016/j.biocon.2017.01.023 ➚

Köhlerschildkröte, Chelonoidis carbonaria, – © Hans-Jürgen Bidmon
Köhlerschildkröte,
Chelonoidis carbonaria,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der illegale Handel mit Land- und Süßwasserschildkröten (TFTs) für den Heimtiermarkt, für Fleischmärkte und für die traditionellen Medizinmärkte in Ost- und Südostasien stellt eine nicht zu vernachlässigende Gefährdung für Schildkröten in einem globalen Rahmen dar. Es wird davon ausgegangen, dass die südasiatischen Länder – wie Indien – eine überproportional große Menge an wildlebenden TFTs besitzen, die in illegalen internationalen Märkten gehandelt werden. Allerdings werden in Indien selbst die Natur und Dynamiken nur unzureichend verstanden. Unter Einbezug der Daten aus 223 Berichten über Tierbeschlagnahmen, die durch systematische online Erhebungen gesammelt wurden, zeigen wir, dass mindestens 15 von Indiens 28 TFT-Schildkrötenspezies einschließlich der 10 durch die IUNC als bedroht eingestuften Arten illegal abgesammelt werden, wobei zwischen 2011 und 2015 über 58.000 lebende Individuen beschlagnahmt wurden. Geochelone elegans, Geoclemys hamiltonii und Lissemys punctata wurden am häufigsten bei den Beschlagnahmen in hohen Stückzahlen aufgefunden. Nahezu 90 % aller Beschlagnahmen wurden beim illegalen kommerziellen Handel durchgeführt. Es gab zudem zahlreiche Berichte, das indische TFTs auf Straßen und in Eisenbahnwagons und Flugzeugen innerhalb Indiens transportiert werden. Ebenso gehen diese Transporte zu großen Umschlagplätzen für den Heimtierhandel und Fleischmarkt in Bangladesh, Thailand und vier andere Südostasiatische-Länder. Der kommerzielle Handel mit lebenden TFTs beinhaltet derzeit doppelt so viele indische Schildkrötenarten wie für die 1990-iger Jahre erfasst wurden. Zusammen mit dem illegalen Handel zur Ernährung und traditionellen medizinischen Versorgung der lokalen Bevölkerung sowie den asiatischen Medizinmärkten stellt dieses Ausmaß des illegalen Handels eine wachsende Bedrohung für die indischen Schildkrötenbestände dar. Unsere Aufzeichnungen zeigen, dass es an der Zeit ist ein Bewusstsein für diese Zustände aufzubauen und die Behörden dazu zu bringen ihre Kapazitäten zur Überwachung und zur Erhöhung der Beschlagnahmen zu steigern. Ebenso sollten sie ihre internationalen Zusammenarbeiten mit den Vollzugsbehörden forcieren um Indiens bedrohte Land- und Süßwasserschildkröten zu erhalten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe Kommentare zu Dodd et al. (2016), Gong et al. (2017) und Luiselli et al. (2016).

Literatur

Dodd, C. K., V. Rolland & M. K. Oli (2016): Consequences of individual removal on persistence of a protected population of long-lived turtles. – Animal Conservation 19(4): 369-379, Schildkröten im Fokus 14(2): 22-25 ➚.

Gong, S. P., H. T. Shi, A. W. Jiang, J. J. Fong, D. Gaillard & J. C. Wang (2017): Disappearance of endangered turtles within China's nature reserves. – Current Biology 27(5): R170-R171 oder Abstract-Archiv.

Luiselli, L., A. S. Tarita, G. M. Carpaneto, G. H. Segniagbeto & G. A. Mori (2016): A Short Review of the International Trade of Wild Tortoises and Freshwater Turtles Across the World and Throughout Two Decades. – Chelonian Conservation and Biology, 15(2): 167-172 oder Abstract-Archiv.

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