Mediterrane unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Dimitris Margaritoulis, Archelon

Lazar - 2008 - 01

Lazar, B., G. Lackovic, P. Casale, D. Freggi & N. Tvrtkovic (2008): Histological validation of gonad gross morphology to sex juvenile loggerhead sea turtles (Caretta caretta). – Herpetological Journal 18(3): 137-140.

Die histologische Validerung der Gonadenmorphologie zur Geschlechtsbestimmung bei juvenilen Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta).

DOI: None

Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Unechte Karettschildkröte,
Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Meeresschildkröten zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede erst im Adultstadium, somit ist die Diagnose des Geschlechts bei Schlüpflingen und Juvenilen schwierig und erfordert die Nutzung anderer Techniken, die in Bezug auf den Grad der Genauigkeit und der Kosten sehr unterschiedlich sind. Um nun das Geschlecht anhand der äußeren Morphologie der Gonaden zu bestimmen, führten wir eine Validierung bei juvenilen Schildkröten durch, wobei wir diese mit den Ergebnissen aus histologischen Untersuchungen bei 99 Unechten Karettschildkröten verglichen. Die juvenilen Schildkröten hatten eine gebogene Carapaxlänge von 24,0 bis 69,0 cm und stammten aus der Adria im zentralen Mediterranraum. Das Geschlecht wurde in 92,9 % von 99 Fällen richtig bestimmt. Die höchste Fehlerrate ergab sich für Schildkröten mit einer Carapaxlänge unter 30,0 cm (33,3 %). Bei Schildkröten mit einer CCL von 30,0-40,0 cm und 40,0-50,0 cm lag die Fehlerrate niedrig (5,3 % und 6,7 %), während bei größeren Tieren über 50,0 cm CCL keine Fehler vorkamen. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Gonadenmorphologie eine zuverlässige Methode zur Geschlechtsbestimmung bei größeren Juvenilen ist, während wir für jüngere Tiere unter einer CCL von 30 cm die histologische Methode empfehlen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Um eine histologische Untersuchung durchführen zu können braucht man Gewebeschnitte, d. h. den Tieren muss Gonadengewebe für die Histologie entnommen werden, oder die Tiere müssen getötet werden, um ihnen die Gonaden für die histologische Untersuchung zu entnehmen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir sträuben sich – gerade weil es sich um bedrohte und geschützte Tiere handelt – die Haare. Fällt unseren Ökologen wirklich nichts Besseres ein, oder sind sie nicht in der Lage, über den Tellerrand ihrer eigenen Disziplin hinauszuschauen? Diese hier untersuchten juvenilen Schildkröten sind nicht klein, da gäbe es bessere und vor allem schonendere, sehr zuverlässige Methoden zur Geschlechtsbestimmung, die auf alle Fälle mit dem Überleben dieser geschützten Tiere vereinbar wären. Siehe Kommentare zu: Delmas et al. (2008) und Hernandez-Divers et al. (2009).
Ich frage mich wirklich, welche Ethikkommission genehmigt im heutigen Europa noch solche Tierexperimente! Ja, da würde ich selbst es auch keinem noch so radikalen Tierschützer/in übel nehmen, wenn er/sie dagegen protestiert.

Literatur

Delmas, V., A. C. Prevot-Julliard, C. Pieau & M. Girondot (2008): A mechanistic model of temperature-dependent sex determination in a chelonian: the European pond turtle. – Functional Ecology 22(1): 84-93 oder Abstract-Archiv.

Hernandez-Divers, S. J., S. J. Stahl & R. Farrell (2009): An endoscopic method for identifying sex of hatchling Chinese box turtles and comparison of general versus local anesthesia for coelioscopy. – JAVMA – Journal of the American Veterinary Medical Association 234(6): 800-804 oder Abstract-Archiv.

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