Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Brian Folt

Kelley - 2020 - 02

Kelley, M. D., K. Cheikhouna, J. W. Finger Jr. & M. T. Mendonça (2020): Behavioural discrimination of male mental gland secretions of the gopher tortoise (Gopherus polyphemus) by both sexes. – Behavioural Processes 183: 104314.

Die verhaltensbasierte Unterscheidung der Ausscheidungen der männlichen Kinndrüsen bei der Gopherschildkröte (Gopherus polyphemus) durch beide Geschlechter.

DOI: 10.1016/j.beproc.2021.104314 ➚

Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Tracey D. Tuberville
Georgia-Gopherschildkröte,
Gopherus polyphemus,
© Tracey D. Tuberville

Die chemische Kommunikation leistet einen wichtigen Beitrag bei der Partnerauswahl insbesondere dann, wenn es sich um sehr weitauseinanderliegende, fragmentierte Populationen handelt. Die Gopherschildkröte gehört zu den sozialen Arten die in den südöstlichen USA als gefährdet gelten, da sie bedingt durch Habitatfragmentierung starke Populationsrückgänge verzeichnen. Eine der Konsequenzen des Habitatverlusts ergibt sich aus der Reduzierung der Möglichkeiten Geschlechtspartner zu finden und damit Paarungsmöglichkeiten zu realisieren. Allerdings sind die Möglichkeiten zur Lebensraummarkierung und Signalaussendung bei Gopherschildkröten wenig untersucht. Hier untersuchten wir die Chemorezeption zur Unterscheidung von Landschildkröten indem wir die Kinnsekrete oder Mentaldrüsenausscheidungen (MG) analysierten. Um heraus zu finden, ob sie anhand der männlichen MG-Ausscheidungen Partner erkennen können führten wir zwei gepaarte Auswahlexperimente durch: Eines mit einem neutralen Geruchsstoff (NC, destilliertes Wasser) und einen mit einem abstoßenden Geruch (PC, Aceton) die jeweils in Kombination mit den Ausscheidungen der männlichen MG-Sekrete angeboten wurden. Die Verhaltensreaktionen wurden a priori durchgeführt und es wurde die Zeitdauer quantitativ für jede der Versuchsszenarien erfasst. Die Testschildkrötenindividuen eines jeden Geschlechts verbrachten signifikant mehr Zeit mit dem Beschnüffeln der MG-Sekrete als mit dem Beriechen von Aceton (PC-Studie: p=0.001). Ebenso verhielten sich alle Testindividuen beim Beschnüffeln aller drei Geruchsproben im Vergleich, da auch hier die Proben mit den MG-Sekreten am längsten beschnüffelt wurden (PC, p=0,0003; NC, p=0,001). Eine Hauptkomponentenanalyse der Verhaltensdauern identifizierte eine Komponente mit einem signifikanten Effekt für die MG-Sekrete (p=0,0003) gegenüber PC und dabei wurden folgende Verhaltensweisen erfasst: Schnüffeln, Auf- und Abbewegung des Kopfs, Beißen und Fressen neben der Duftmarke mit dem MG-Sekret. Unsere Studie liefert damit den ersten chemischen Verhaltensbioassy für die männlichen Mentaldrüsensekrete von Gopherschildkröten, der nahelegt, dass es sich bei den Mentaldrüsensekreten um Pheromone handelt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie sichert die Beobachtungen einer früheren Studie ab (siehe dazu Kelley & Mendonça, (2020) und den dortigen Kommentar.

Literatur

Kelley, M. D. & M. T. Mendonça (2020): Mental gland secretions as a social cue in gopher tortoises (Gopherus polyphemus): tortoise presence stimulates and maintains social behaviour with chemical cues. – Acta Ethologica 24(2021): 1-8 oder Abstract-Archiv.

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