Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Gracia - 2011 - 01

Gracia, E., A. Gimenez, J. D. Anadon, F. Botella, S. Garcia-Martinez & M. Marin (2011): Genetic patterns of a range expansion: The spur-thighed tortoise Testudo graeca graeca in southeastern Spain. – Source: Amphibia-Reptilia 32(1): 49-61.

Das genetische Arealausbreitungsmuster: Die Maurische Landschildkröte Testudo graeca graeca in Südostspanien.

DOI: 10.1163/017353710X542985 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

In der vorliegenden Arbeit analysierten wir die genetische Struktur der Populationen der Landschildkröte Testudo graeca graeca in Südostspanien, die eine kürzlich erfolgte Lebensraumausdehnung von Nordafrika aus darstellt. Das Studium und die Auswertung der genetischen Verbreitungsmuster für diese Art kann Informationen zum Besiedlungsprozess liefern, was in Bezug auf den Gefährdungsstatus sehr hilfreich sein kann, um entsprechende Management- und Erhaltungsmaßnahmen zu implementieren. Wir benutzten Mikrosatellitenmarker, um 17 Populationen entlang der Küstenregion in Südostspanien und einer externen Gruppe aus Algerien zu untersuchen. Es zeichneten sich drei genetische Einheiten ab. Sie zeigten eine räumliche Kohärenz, und aus der Klusteranalyse ergab sich ein moderates Durchmischungsmuster. Außerdem wurde mit zunehmender Entfernung innerhalb der gesamten Untersuchungsregion ein Isolierungsmuster gefunden. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die südostspanischen Populationen seit ihrer Isolation von den nordafrikanischen Populationen und während ihrer natürlichen Verbreitung in Südostspanien ein komplexes räumlich-genetisches Muster ausprägten. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass menschliche Aktivitäten wie Haltung, Nachzucht in Gefangenschaft sowie wieder Aussetzung und Verfrachtung (Translokation) in einigen der südspanischen Populationen eine relevante Rolle in Bezug auf die Modifikation der genetischen Struktur spielten. Aus diesem Grunde sollten Erhaltungsmaßnahmen, die mit Umsiedlungsmaßnahmen einhergehen, mit größerer Zurückhaltung und Vorsicht durchgeführt werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier zeigt sich wie in der Arbeit von Vamberger et al. (2011) sowie Georges et al. (2008) der menschliche Einfluss auf die europäischen Testudo graeca Vorkommen. Hier geht die Interpretation der Studien so weit, dass man den einzelnen Populationen einen gewissen Differenzierungsgrad zugesteht, sodass man, wenn man diese Eigenheiten dieser Lokalpopulationen weiter aufrecht erhalten möchte, von Umsiedlungs- oder Wiederaussetzungsmaßnahmen absehen sollte. Mir persönlich erscheint das in Bezug auf die Erhaltung nicht so wichtig, aber wenn man das Ganze als zu verfolgendes Experiment ansehen möchte, um nachzuvollziehen, in welchen Zeiträumen und unter welchen Lokaleinflüssen sich Populationen separieren und in eigenständige Richtungen entwickeln, scheint das sinnvoll. Da es sich allerdings dabei um eine langlebige Spezies handelt, müssten dann auch die Maßnahmen, langfristig, ja sogar über mehrere menschliche Generationen hinweg angelegt sein.

Literatur

Georges, A., E. Alacs, M. Pauza, F. Kinginapi, A. Ona & C. Eisemberg (2008): Freshwater turtles of the Kikori Drainage, Papua New Guinea, with special reference to the pig-nosed turtles, Carettochelys insculpta. – Wildlife Research 35(7): 700-711 oder Abstract-Archiv.

Vamberger, M., C. Corti, H. Stuckas & U. Fritz (2011): Is the imperilled spur-thighed tortoise (Testudo graeca) native in Sardinia? Implications from population genetics and for conservation – Amphibia-Reptilia 32(1): 9-25 oder Abstract-Archiv.

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