Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)

Yu - 2019 - 03

Yu, X., K. Chen, S. Li, Y. Wang & Q. Shen (2019): Lipidomics differentiation of soft-shelled turtle strains using hydrophilic interaction liquid chromatography and mass spectrometry. – Journal of Chromatography B: Analytical Technologies in the Biomedical and Life Sciences 1112: 11-15.

Die Unterscheidung von Zuchtstämmen der Weichschildkröte anhand der Lipidzusammensetzung bei Verwendung der hydrophilen, interaktiven Flüssigkeitschromatographie und Massenspektrometrie.

DOI: 10.1016/j.jchromb.2019.02.025 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Die Hydrophile-Interaktionsflüssigkeitschromatogrphie gekoppelt mit Massenspektroskopie (HILIC-MS) als akkurate und sensitive Technik wurde hier genutzt um die Phospholipide (Fette) von drei Zuchtstämmen an Weichschildkröten aufzutrennen und zu charakterisieren. Unter den hier optimierten experimentellen Parametern wurden die Lipidprofile erfolgreich erarbeitet und es wurden insgesamt 55 Phospholipide mit ihrer molekularen Struktur identifiziert. Die Hauptkomponentenanalyse (PCA) wurde angewendet um die relativen Mengen der auf molekularer Ebene unterschiedlichen Phospholipide zu normalisieren wobei sich klar zeigte, dass man die drei Zuchtstämme an Weichschildkröten unterscheiden konnte. Dabei handelte es sich um die Zuchtstämme Qingxi Huabie (QXH, GS-01-003-2008), Zhexin Wubie (ZXW, GS-02-005-2015) und Zhewu Erhao (ZWE, bislang noch nicht offiziell registriert). Im Vergleich zu anderen Methoden zeigt sich, dass die HILIC-MS Methode sehr schnell, effizient und geeignet ist die Phospholipide zu bestimmen und darzustellen. Diese Methode kann dazu eingesetzt werden verschiedene Zuchtstämme von Weichschildkröten eindeutig zu identifizieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Um was geht es hier? Diese Studie ist eine Arbeit zur chinesischen Lebensmittel- und Arzneimittelbestimmung die dazu entwickelt wurde die einzelnen für die menschliche Ernährung und in der traditionellen chinesischen Medizin genutzten Produkte wie Fleisch und Medizinprodukte aus Weichschildkröten der Gattung Pelodiscus zu identifizieren. Die oben im Abstract genannten Zuchtstämme repräsentieren bevorzugte Zuchtstämme die aus Hybriden von verschieden Pelodiscus(unter)arten gezüchtet wurden (siehe auch Zhang et al., 2017) und die in China sehr geschätzt werden. Wie wohl überall auf der Welt so wird auch in China das teurere Fleisch dieser Zuchtstämme mit billigeren Schildkrötenfleischsorten gemischt und verarbeitet. Deshalb hatte diese Arbeit die durchaus effektive, moderne und nicht gerade billige Methoden einsetzt und erstmals dazu genutzt die Phospholipide der einzelnen bevorzugten Zuchtstämme zu charakterisieren, denn die Charakterisierung bildet die Grundlage dafür zu zeigen ob dieses teuere reine Zuchtstammfleisch mit billigeren Fleisch aus anderen dubiosen Quellen gemischt wurde. Außerdem kann man auch klar zeigen von welchen Zuchtstamm das reine Produkt stammt oder aus welchen verschiedenen Zuchtstammfleischsorten es hergestellt wurde.
Wenn wir dabei mal im Hinblick auf die Arterhaltung für
Pelodiscus(unter)arten zurückblicken, dann frage ich mich wirklich ob die von Gong et al., (2018) vorgeschlagenen Ziele zur Arterhaltung für Pelodiscus etwas bewirken können. Denn solche modernen und teuren Methoden zur Lebensmittelüberwachung setzt man nicht ein, wenn man solche Produkte nicht gezielt vermarkten möchte. Ich denke in China dafür zu plädieren eher auf artreine Pelodicusprodukte zu setzen ist so viel wert wie, wenn man hier dafür plädieren würde Hochleistungsmilchviehrassen durch Auerochsenrückzüchtungen zu ersetzen oder das Legebatteriehuhn durch Wildhühner zu ersetzen. Sicher mag es vielleicht sein, dass man einen kleinen hochpreisigen Gourmetmarkt für artreines Fleisch aufbauen kann aber insgesamt wird das an der Situation des Massenschildkrötenfleischmarkts nicht viel ändern, zumal diese Hybridzuchtstämme nicht nur eine bestimmte Fleischqualität repräsentieren sondern eben auch aus Tieren bestehen die sich über Zuchtgenerationen hinweg an die Bedingungen in der Massentierhaltung angepasst haben und die unter diesen Bedingungen zumindest bis zur Schlachtreife ohne größere Verluste gedeihen. Wir sehen es doch hier im eigenen Land wie schwer es ist auf politischer und sicher auch auf gesellschaftlicher Ebene die Bauern und Schlachthausbetreibern von tierwohlgerechteren Produktionsmethoden zu überzeugen. Sicher noch hätte die chinesische Regierung den Vorteil, dass sie solche Veränderungen einfacher als in unserer Demokratieform einfach anordnen könnte aber auch in China ist die Politik in gewisser Weise abhängig und solange die Inlandsnachfrage für solche Produkte in der Bevölkerung hoch genug ist hat wohl auch die Politik andere Sorgen als in die Schildkrötenfleischproduktion regulierend einzugreifen.

Literatur

Gong, S., M. Vamberger, M. Auer, P. Praschag & U. Fritz (2018): Millennium-old farm breeding of Chinese softshell turtles (Pelodiscus spp.) results in massive erosion of biodiversity. – Naturwissenschaften 105(5-6): 34 oder Abstract-Archiv.

Zhang, H. Q., X. J. Xu, Z. Y. He, J. Z. Shao, X. H. Zhang, Q. H. Meng & F. Y. Huang (2017): A comparative study on genetic characteristics of two new varieties of Pelodiscus sinensis and their hybrid. – Genetics and Molecular Research 16(3): gmr16039148 oder Abstract-Archiv.

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