Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, ein Jungtier im Aufzuchtterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Walker - 2012 - 01

Walker, R. C. J. (2012): A critical evaluation of field survey methods for establishing the range of a small, cryptic tortoise (Pyxis arachnoides). – Herpetological Journal 22(1): 7-12.

Eine kritische Überprüfung der Felderhebungsmethoden zur Etablierung der Verbreitung kleiner, kryptischer Landschildkröten (Pyxis arachnoides).

DOI: None

Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, – © Hans-Jürgen Bidmon
Madagassische Spinnenschildkröte,
Pyxis arachnoides,
© Hans-Jürgen Bidmon

Zur Entwicklung von Erhaltungsinitiativen ist es wichtig, die Verbreitung einer bedrohten Spezies zu kennen. Allerdings liefern verschiedene Erfassungsmethoden auch unterschiedliche Ergebnisse für kleine versteckt lebende Wirbeltiere. Hier untersuchte ich für die seltene, kleine und kryptisch lebende Spinnenschildkröte (Pyxis arachnoides) im küstennahen Trockenwald des südwestlichen Madagaskars die Erfassungswahrscheinlichkeit und verglich die Auffindungsraten mittels einer Zeit abhängigen Suche, im Vergleich zur Auffindungsrate entlang eines Transekts. Die Auffindungswahrscheinlichkeit lag bei 1,00 bei der Suche im Feld zu einer Periode, während derer die Schildkröten ihre höchste Aktivität zeigen. Signifikante Unterschiede von durchschnittlichen Auffindungsraten von 4,15 und 2,29 Schildkröten pro Mann und Stunde ergaben sich für die Zeit abhängige Suche versus der Transektmethode. Nur die zeitabhängige Suche erlaubte es, Schildkröten in allen Untersuchungslokalitäten zu finden. Es gab keine größenabhängige Variation in der Erkennung von Schildkröten bei beiden Methoden. Ein auf GIS-Daten basierendes räumliches Modell zeigte, dass man 12,54 % der Fläche, auf der Schildkröten vorkommen, verliert, wenn man anstatt der zeitabhängigen Suche die Transektmethode einsetzt. Die höheren Erfassungsraten bei der zeitabhängigen Suche beruhen sehr wahrscheinlich darauf, dass man als Sucher eine genauere Suche speziell dort vornimmt, wo sich bevorzugte Mikrohabitatstrukturen befinden. In Abhängigkeit vom angestrebten Ergebnis sollte die zeitabhängige Suche oder eine Kombination von Suche und Transektmethode eingesetzt werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Solche Methodenvergleiche wurden schon häufiger für die verschiedensten Arten durchgeführt (siehe z. B. Abstract-Archiv). Allerdings bewahrheitet sich immer wieder, dass die abstrakten Methoden, die eine Voraussetzung für eine unabhängige statistische Analyse sind, bei solchen Erhebungen häufig zu kurz greifen, weil es eben sehr auf die Erfahrung und Landschaftskenntnis der Personen ankommt, um überhaupt Schildkröten zu finden. Eine Erkenntnis, die sich auch schon Attum et al. (2008) mit dem Vorschlag zu Nutze machte, die einheimische Bevölkerung zur Populationserfassung und Überwachung einzusetzen. Siehe auch Averill-Murray & Averill-Murray et al. (2005).

Literatur

Attum, O., B. Rabea, S. Osman, S. Habinan, S. M. B. El Din & B. Kingsbury (2008): Conserving and studying tortoises: A local community visual-tracking or radio-tracking approach? – Journal of Arid Environments 72(5): 671-676 oder Abstract-Archiv.

Averill-Murray, R.C. & A. Averill-Murray (2005): Regional-scale estimation of density and habitat use of the Desert Tortoise (Gopherus agassizii) in Arizona. – Journal of Herpetology 39(1): 65-72 oder Abstract-Archiv.

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