Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, im Aquaterrarium mit Entengrütze – © Hans-Jürgen Bidmon

Sheridan - 2010 - 01

Sheridan, C. M., Spotila, J. R., Bien, W. F. & H. W. Avery (2010): Sex-biased dispersal and natal philopatry in the diamondback terrapin, Malaclemys terrapin. – Molecular ecology 19(24): 5497-5510.

Geschlechtsspezifische Verteilung und Philopatrie (Standorttreue) bei der Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin.

DOI: 10.1111/j.1365-294X.2010.04876.x ➚

Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, – © Hans-Jürgen Bidmon
Diamantschildkröte,
Malaclemys terrapin,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Studien zur Nist- und Populationsökologie lassen für die Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin) eine Nistplatztreue und hohe Habitattreue erkennen. Allerdings zeigen genetische Studien ein hohes Maß an Genfluss. Weil nun die Verbreitung einen Einfluss sowohl auf die Genetik als auch auf die Populationsdynamik einer Spezies hat benutzten wir sechs hochgradig polymorphe Mikrosatellitenmarker um die geschlechtsspezifische Ausbreitung und die Nistplatztreue für M. terrapin in der Barnegat Bucht, New Jersey zu untersuchen. Wir verglichen die Ergebnisse einer räumlichen Autokorrelationanaylyse, Zuordnungsmethoden und Wright's FST Abschätzung mit den Ergebnissen einer Rückfangstudie (mark-recapture). Die über vier Jahre durchgeführte Rückfangstudie ließ vermuten, dass die meisten Individuen eine relativ kleine Home Range (Streifgebiet) (<2 km) haben, wobei die der adulten Weibchen größer sind als jene der Männchen. Die Daten aus einer Anpassungsgüte Analyse zur Rückfanganalyse deuten aber an, dass sich einige der juvenilen Männchen nur vorübergehend im Untersuchungsgebiet aufhielten, beziehungsweise dieses lediglich durchwanderten. Die mittleren Zuordnungsindizes und die Erste-Generation-Migrationstests deuteten an, dass geschlechtsreife Männchen mehr zur Verteilung neigen als weibliche. Des Weiteren zeigten die Tests in einer Pro Kopf Analyse mehr weibliche „Verteiler“ als Männliche.
Somit könnte sich die relative Bedeutung die Männchen und Weibchen für den Genfluss innerhalb der Schildkrötenpopulation haben in Abhängigkeit zum Geschlechterverhältnis einer Population verändern. Die räumliche Autokorrelationsanalyse zeigte, dass adulte Weibchen eine Nistplatztreue zeigen, wobei die Erste-Generation-Migrationsanalyse ergab, dass auch eine geringe Anzahl von Weibchen nicht an ihrem Geburtsstrand ihr Nest anlegten. Zum Abschluss diskutieren wir die Bedeutung die Männchen-basierte Ausbreitung und die Niststrandtreue für die Maßnahmen zur Arterhaltung haben.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier verweisen die Autoren wieder auf die Bedeutung des Genflusses in einer Schildkrötenpopulation und welchen Beitrag die einzelnen Geschlechter dazu leisten. Hier wird besonders deutlich, dass es auch wie bei Meeresschildkröten die Männchen sind die eine größere Fläche an Küstengewässer durchstreifen und sich paaren. Ebenso wie es wohl einige männliche Jungtiere gibt die an der Küste entlang in andere Gebiete abwandern und somit den Genfluss über noch größere Entfernungen gewährleisten. Des Weiteren scheint es einige Jungweibchen zu geben, die auch zu anderen Niststränden als jenen an denen sie geschlüpft sind wandern. Das sollte uns zumindest klarmachen wie wichtig Verbindungskorridore zwischen den Einzelpopulationen sind um einen möglichst hohen Genfluss und damit ein hohes Anpassungspotential aufrecht zu erhalten. Entlang der Küstenlinie ist das immer noch einigermaßen leicht zu gewährleisten, aber wir sollten dabei auch an jene Spezies denken die an Land leben und wo es auch auf ein hohes Maß an Konnektivität aus den verschiedensten Gründen ankommt.
siehe auch Averill-Murray & Averill-Murray (2005); Bowne et al. (2006); Howeth et al. (2008).

Literatur

Averill-Murray, R.C. & A. Averill-Murray (2005): Regional-scale estimation of density and habitat use of the Desert Tortoise (Gopherus agassizii) in Arizona. – Journal of Herpetology 39(1): 65-72 oder Abstract-Archiv.

Bowne, D. R., M. A. Bowers & J. E. Hines (2006): Connectivity in an agricultural landscape as reflected by interpond movements of a freshwater turtle. – Conservation Biology 20(3): 780-791 oder Abstract-Archiv.

Howeth, J. G., S. E: McGaugh & D. A. Hendrickson (2008): Contrasting demographic and genetic estimates of dispersal in the endangered Coahuilan box turtle: a contemporary approach to conservation. – Molecular Ecology 17(19): 4209-4221 oder Abstract-Archiv.

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