Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Schneeweiss - 2004 - 02

Schneeweiss, N. (2004): Climatic impact on reproductive success of Emys orbicularis at the northwestern border of the species' range (Germany). – Biologia 59(14): 131-137.

Der klimatische Einfluss auf den Fortpflanzungserfolg von (Emys orbicularis) an der nordwestlichen Grenze ihres Verbreitungsgebietes (Deutschland).

DOI: None

 Emys orbicularis, Europäische Sumpfschildkröte – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Eiablagedaten, Schlupferfolg und Überlebensraten von Emys orbicularis Schlüpflingen, die im Nest überwintern, wurden mit klimatischen Daten (Bodentemperatur, Sonnenscheinstunden) in Nordost-Deutschland in Verbindung gebracht. Ein auf empirische Daten beruhendes mathematisches Modell wurde erstellt, um den Einfluss der Temperatur auf die Entwicklung des Embryos vorherzusagen. Für vier verschiedene Gebiete in Brandenburg wurde die Brauchbarkeit der jährlichen Inkubationsbedingungen über 40 Jahre aufgenommen, basierend auf der Korrelation zwischen Bodentemperatur und Sonnenscheindauer. Im Langzeitvergleich hat der mehr kontinentale östliche Teil von Brandenburg bessere Inkubationsbedingungen (55 % von 40 Jahren) als der mehr atlantische Teil (32 % von 40 Jahren). Weibchen überwiegen in den Populationen obwohl die Temperatur kaum über 28,5 °C in den natürlichen Nestern liegt. Das legt eine genotypische Geschlechtsdetermination unter natürlichen Inkubationsbedingungen nahe.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Beide vom Autor vorgestellten Befunde werfen die Frage auf, ob in diesen natürlichen Populationen wirklich mehr Weibchen schlüpfen, oder ob aus noch unbekannten Gründen Weibchen Überlebensvorteile haben, denn sie scheinen auch bei den sehr alten Tieren (also nach langer Überlebenszeit) das Geschlechterverhältnis zu dominieren. Selbst wenn es für E. orbicularis mehrere Anhaltspunkte dafür gibt, dass eine genotypische Geschlechtsbestimmung vorliegt, bleibt unklar, warum Weibchen bessere Überlebenschancen haben, obwohl sie lange Wanderungen zu den Nistplätzen durchführen, die sie dem zusätzlichen Einfluss von terrestrisch jagenden Beutegreifern aussetzen. Daher wäre es nützlich zu wissen, ob wirklich schon wesentlich mehr weibliche als männliche Schlüpflinge schlüpfen oder ob Schlüpflinge, die sich nur während besonders warmer Sommer entwickeln und die dann vorwiegend weiblich sein könnten, sehr viel bessere Überlebenschancen aufweisen, als jene aus kühleren bzw. durchschnittlichen Jahren.

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