Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Ramsey - 2008 - 01

Ramsey, M. & D. Crews (2007): Adrenal-kidney-gonad complex measurements may not predict gonad-specific changes in gene expression patterns during temperature-dependent sex determination in the red-eared slider turtle (Trachemys scripta elegans). – Journal of Experimental Zoology Part A: Ecological Genetics and Physiology 307A(8): 463-470.

Nebennieren-Nieren-Gonaden-Komplex-Messungen sagen wahrscheinlich wenig über die gonadenspezifischen Genexpressionsmuster während der temperaturabhängigen Geschlechtsbestimmung bei der Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans).

DOI: 10.1002/jez.399 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Viele Schildkröten einschließlich der Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) zeigen eine temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung, bei der das Geschlecht der Gonaden durch die Temperatur während des mittleren Drittels der Inkubation festgelegt wird. Die Gonaden entwickeln sich als Teil eines heterogenen Gewebekomplexes, der die sich entwickelnde Nebenniere, die Niere und die Gonade umfasst. Unter Anbetracht der Schwierigkeit in diesem Stadium, die Gonade aus dem Gewebekomplex herauszutrennen, wird häufig der gesamte Gewebekomplex benutzt, um die geschlechtsspezifische Genexpression während der TSD-Phase zu untersuchen. Allerdings ist die Gonade nur ein relativ kleiner Teil des Gesamtkomplexes, so dass die Genexpression in Nebenniere und Niere die gonadenspezifische Genexpression während dieser frühen Phase der Gonadenentwicklung und Geschlechtsfestlegung beeinträchtigen könnte. In dieser Studie untersuchten wir das Ausmaß der Gentranskription mit der quantitativen Echtzeit-Polymerase-Kettenreaktion für fünf wesentliche Gene, die bei der Geschlechtsfestlegung und Gonadendifferenzierung bei Schmuckschildkröten eine Rolle spielen (AR, ER alpha, ERP, Aromatase, und Sf1) im Nebennieren-Nieren-Gonaden-Komplex, in Nebennieren-Nieren und in den isolierten Gonadengewebe. In allen Fällen waren die gonadenspezifischen Genexpressionsmuster im Gesamtkomplex und Nebennieren-Nieren-Teilkomplex schwächer im Vergleich zur Gonade. Alle fünf Gene wurden sowohl in Niere und Nebenniere wie auch in der Gonade während aller Stadien und bei allen Temperaturbedingungen exprimiert. Bei der Untersuchung des Gesamtkomplexes maskiert die Genexpression in der Niere und Nebenniere die wichtigen gonadenspezifischen Veränderungen im Genexpressionsmuster. Zudem fanden wir, dass die Genexpressionsmuster, die sich in der Niere und Nebenniere ergeben, nicht additiv zu denen in der Gonade sind, so dass es unmöglich ist, Gonaden-spezifische Genexpressionsmuster durch Messungen am Gesamtkomplex zu bestimmen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit, die methodische Standards für derartige Untersuchungen festlegt, und die zudem deutlich macht, wie einige der in der Vergangenheit dazu durchgeführten Studien und deren Befunde einzuschätzen sind. Die Arbeit macht auch klar, dass gute histologische Kenntnisse eine Voraussetzung für die Ausbildung und die Durchführung solcher Arbeiten sind. Letzteres sei nur deshalb erwähnt, weil es durchaus das eine oder andere veterinärmedizinische Schildkrötenbuch auf dem deutschen Markt gibt, in dem zwar dieser Gesamtkomplex dargestellt ist, aber wo bei der Beschriftung seiner Einzelkomponenten sich eben doch Fehler eingeschlichen haben. Das Fehler passieren, ist klar und auch nichts auf dem man rumhacken sollte, aber Fehler treiben oft ihre Blüten, weil viele eben gern abschreiben oder der Bequemlichkeit wegen solche Dinge ungeprüft übernehmen. In diesem Sinne kann man Fehlern sogar etwas Positives abgewinnen, sie erlauben es einem, sein Gegenüber besser einzuschätzen, denn man weiß ja, oder kann leicht nachverfolgen, woher sie oder er die Informationen hat.

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