Petrozzi - 2021 - 01

Petrozzi, F., S. N. Ajong, N. Pacini, D. Dendi, S. Gonedelé Bi, J. E. Fa & L. Luiselli (2021): Spatial Niche Expansion at Multiple Habitat Scales of a Tropical Freshwater Turtle in the Absence of a Potential Competitor. – Diversity 13(2), 55: 1-12.

Die räumliche Nischenexpansion entlang einer multiplen Habitatskala bei einer tropischen Süßwasserschildkröte bei Abwesenheit eines potentiellen Konkurrenten.

DOI: 10.3390/d13020055 ➚

Ressourcenaufteilung, also die Aufteilung von begrenzt verfügbaren Ressourcen zwischen unterschiedlichen Spezies vermeidet Konkurrenz und wurde schon bei vielen Süßwasserschildkrötenvorkommen unter verschiedensten natürlichen Umweltbedingungen beobachtet. Letzteres wurde aber nur sehr selten in den Ökosystemen des tropischen Afrikas untersucht. Hier untersuchten wir die Habitatpräferenzen bei zwei sehr ähnlichen Spezies aus der Familie der Pelomedusidae, Pelusios castaneus und P. cupulatta in einem Flusslandfeuchtgebiet der Elfenbeinküste (Westafrika). Bei Pelusios castaneus handelt es sich um eine weitverbreitete Art der West-Zentral-afrikanischen Savannen und offenen Wälder, wohingegen P. cupulatta endemisch in der Waldregion des Oberen Guineas in Westafrika beheimatet ist. Die beiden Spezies nutzen gleiche (hauptsächlich karnivore) Nahrungszusammensetzungen und haben die gleichen Ernährungsansprüche, unterscheiden sich aber beträchtlich bezüglich ihrer Körpergröße, wobei P. cupulatta die wesentlich größere Art ist. Wir nutzten Käscher und Reusenfallen zum Nachweis der Schildkröten in 18 unterschiedlichen Lokalitäten und analysierten deren Habitatpräferenzen anhand von zwei räumlichen Größenmaßstäben. Bei Berücksichtigung der Makrohabitatskala wird P. castaneus hauptsächlich in den Sumpfgebieten gefangen wohingegen P. cupulatta sowohl in den beiden Flussläufen wie auch in den angrenzenden Feuchtgebieten vorkommt. Die beiden Spezies unterscheiden sich signifikant bezüglich ihrer Habitatnutzung in Bezug auf die Ufer, wobei P. castaneus meist nur in Bereichen die mit Gras bewachsenen sind vorkommt, während P. cupulatta in den Flussabschnitten mit bewaldeten Ufern vorhanden ist. Zum zweiten in Bezug auf die Wasserpflanzenverteilung bevorzugt P. cupulatta Regionen mit dichter aquatischer Vegetation im Vergleich zu P. castaneus, aber beide Arten bevorzugen Lokalitäten mit gar keiner oder nur mäßiger Strömung. Zusätzlich beobachtet man, dass in den Regionen in denen P. cupulatta fehlt P. castaneus ihre ökologische Nische ausweitet und zwar auf multiplen Skalen, wobei besonders auffällt, dass sie auch in Gewässerteile mit bewaldeten Ufern einwandert. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass diese beiden Pelomedusen-Schildkröten potentiell um die Süßwasserhabitate in der südlichen Elfenbeinküste konkurrieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Frage die hier unbeantwortet bleibt lautet wodurch P. cupulatta den Vormarsch von P. castaneus verhindert, sodass letztere nur ihre ökologische Nische dort ausweiten kann wo aus welchen Gründen auch immer P. cupulatta verschwunden ist?