Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon

Griffiths - 2012 - 01

Griffiths, C. J., N. Zuel, V. Tatayah, C. G. Jones, O. Griffiths & S. Harris (2012): The Welfare Implications of Using Exotic Tortoises as Ecological Replacements. – PLOS ONE 7(6): e39395.

Die vorteilhaften Auswirkungen der Verwendung exotischer Schildkröten als ökologische Ersatzorganismen.

DOI: 10.1371/journal.pone.0039395 ➚

Strahlenschildkröte, Astrochelys radiata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Strahlenschildkröte,
Astrochelys radiata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hintergrund
Ökologische Ersatzstrategien erfordern den Einsatz von nicht einheimischen Arten in Habitaten, die außerhalb ihres historischen Verbreitungsgebiets liegen, was das Risiko birgt, dass solche Umsiedlungen Fehlschläge nach sich ziehen können. Somit werden Effektivität und Erfolg solcher Maßnahmen zum Teil dadurch mitbestimmt, wie gut sich die umgesiedelten Arten an die neue Situation anpassen können, sprich langfristig in der neuen Umwelt überleben und sich reproduzieren. Wir diskutieren hier über das Wohlbefinden von umgesiedelten in Gefangenschaft herangezogener nicht-einheimischer Landschildkröten nach der Umsiedlung, für die beiden Arten Aldabrachelys gigantea und Astrochelys radiata auf zwei Mauritius vor gelagerte Inseln und betrachten sowohl die Kosten als auch den Erfolg der Projekte.

Methoden/Hauptergebnisse
Da Schildkröten langlebige Reptilien sind, die erst spät die Geschlechtsreife erreichen, evaluieren wir die Vorteile der Einbürgerung, indem wir die Überlebensrate, den Gesundheitsstatus, das Wachstum und die Reproduktion der Gründerpopulationen überwachen. Zwischen den Jahren 2000 und 2011 wurden insgesamt 26 A. gigantea auf der Insel Ile aux Aigrettes und in 2007 12 noch nicht geschlechtsreife A. gigantea sowie 12 männliche A. radiata auf der Insel Round Island, Mauritius ausgewildert. Die jährlichen Mortalitätsraten waren niedrig und die meisten Tiere hielten ihr Körpergewicht oder wuchsen. In den 11 Jahren schlüpften mindestens 529 Schildkröten auf der Ile aux Aigrettes, allerdings gab es auf Round Island kein Reproduktionspotential. Die Projektkosten waren niedrig. Wir führen den Erfolg der Einführung dieser Schildkröten darauf zurück, dass es sich bei ihnen um Nahrungsgeneralisten handelt sowie auf die guten Habitateigenschaften in Zusammenhang mit deren angeborenem Verhalten zurück.

Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon
Aldabra-Riesenschildkröte,
Aldabrachelys gigantea,
© Hans-Jürgen Bidmon

Schlussfolgerungen/Bedeutung
Machbarkeitsanalysen für den Einsatz ökologischer Ersatzspezies und unterstützende Kolonisationsprojekte sollten sich als erstes Gedanken über mögliche Kandidaten machen, die als Ersatzarten in Frage kommen und über deren Gesunderhaltung während der Umsiedlung in eine aufnehmende Umwelt. Unsere Studie liefert dafür ein brauchbares Modell, wie dies zu realisieren ist. Zusätzlich zu ihrer Funktion als ökologischer Ersatz für die ausgestorbenen Schildkröten von Mauritius können wir feststellen, dass die Auswilderung von einer geringen Anzahl an in Gefangenschaft gezüchteter A. gigantea und A. radiata relativ kostengünstig ist und sich zumindest kurzfristig als sehr effektiv erwiesen hat. Die Möglichkeit mit einer kleinen Anzahl an Tieren zu beginnen, die als ökologischer Ersatz fungiert, ist wichtig, denn das trägt dazu bei, das potentielle Risiko nachteiliger Auswirkungen zu minimieren, das immer besteht, wenn man nicht-heimische Arten einführt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Studie, die zuversichtlich stimmt und hoffentlich auch dazu beitragen wird, dass sich – wie beabsichtigt – die ursprüngliche und endemische Flora dieser Inseln aufgrund der Beweidung durch die Schildkröten regenerieren wird. Zudem ein schönes Beispiel, wie man neue Lebensräume für stark bedrohte Arten schaffen kann, die dabei noch eine sinnvolle systemumfassende ökologische Aufgabe erfüllen.

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