Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, Fundort: Windhoek, Namibia – © Victor Loehr

Drabik-Hamshare - 2017 - 01

Drabik-Hamshare, M. & C. T. Downs (2017): Movement of leopard tortoises in response to environmental and climatic variables in a semi-arid environment. – Movement Ecology 5: 5.

Das Bewegungsmuster der Pantherschildkröte in Abhängigkeit von Umwelt- und Klimavariablen innerhalb eines halbtrockenen Lebensraums.

DOI: 10.1186/s40462-017-0096-y ➚

Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Pantherschildkröte,
Stigmochelys pardalis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hintergrund
Landschildkröten (Testudinidae) besiedeln ein breites Spektrum an Lebensräumen und tragen wesentlich zu wichtigen Ökosystemfunktionen bei wie der Samenverbreitung und dem Graben von Höhlen als Rückzugshabitate. Für Schildkrötenwanderungen konnte gezeigt werden, dass sie in Abhängigkeit zur Verfügbarkeit von Ressourcen, dem Reproduktionsstatus und den lokalen Umweltbedingungen erfolgen. Allerdings ist das Wissen über die Variablen die diese Bewegungsmuster initiieren noch sehr gering. Wir untersuchten Aspekte der Bewegungsmuster bei Pantherschildkröten, Stigmochelys pardalis – der größten und häufigsten Landschildkrötenspezies Afrikas südlich der Sahara in Abhängigkeit zu den Umweltbedingungen, den klimatischen und individuellen Variablen innerhalb der halbtrockenen Karoo. Wir benutzten die GPS-Telemetrie um im zweistündigen Abstand wie auch die täglichen Bewegungen zu erfassen und unter der Anwendung von generalisierten linearen Mixed-Modellen (GLMMs) herauszuarbeiten welche wichtigen Variablen mit Vorhersagecharakter damit einhergehen.

Ergebnisse
Die Temperatur, die Entfernung von Wasserressourcen und die Jahresmonate erwiesen sich als wichtige Variable um das zweistündige wie auch das Tagesbewegungsmuster vorherzusagen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Bewegungsaktivität zunahm wenn sie nahe an Gewässern waren was nahelegt, dass die Individuen die sich näher an Wasserstellen aufhalten längere Wanderungen unternehmen. Die Bewegungsaktivität zeigte eine positive Korrelation zur Temperatur in beiden Modellen wobei akute Regenfälle die zweistündigen (Kurzzeit-) Bewegungsmuster vorhersagten. Unsere Daten verweisen auf saisonale Aspekte wobei die Bewegungsaktivität in den Frühjahrsmonaten am höchsten war was sehr wahrscheinlich in Bezug zur Fortpflanzungsaktivität stand obwohl dabei keine geschlechtsspezifischen Unterschiede auftraten.

Schlussfolgerung
Wir identifizierten zeitliche und räumliche Voraussetzungen die dazu führten, dass sich die Bewegungsaktivität der Pantherschildkröten steigerte. Unsere Ergebnisse unterstützen zudem die Beziehung zwischen Wasser als Ressource und dem Bewegungsmuster der Pantherschildkröten. Die einzelnen Individuen zeigten zwei grundlegende Bewegungsverhaltensweisen in Bezug zur Wasserverfügbarkeit innerhalb dieser wasserarmen Landschaft. Entweder der Lebensraum eines Individuums und dessen Bewegung erfolgte in einem Habit das eine permanente Wasserstelle enthielt und erlaubte Wasser zu speichern und wieder nachzufüllen oder es besiedelte einen individuellen Lebensraum ohne permanentes Wasser, sodass Wasser nur über die Nahrung (Gräser, Kräuter, Sukkulenten) aufgenommen werden konnte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Studie einmal ganz konkret für aktuell existierende Schildkrötenindividuen zeigt wovon ihr Leben und ihre Überlebensfähigkeit abhängt. Etwas was letztendlich auch einen wesentlichen Einfluss auf deren geographische Verbreitung hat. Das solche einfachen aber von manchen als komplex bezeichneten Umweltfaktoren nicht nur in unserer aktuellen so genannten „Heutigen Zeit“ wirkten sondern auch die lange zurückliegenden Lebewesen beeinflusste lässt sich aus der Studie von Javanbakht et al. (2017) ersehen (siehe dazu Kommentar in Schildkröten im Fokus 15(1), 2018).

Literatur

Javanbakht, H., F. Ihlow, D. Jablonski, P. Široký, U. Fritz, D. Roedder, M. Sharifi & P. Mikulicek (2017): Genetic diversity and Quaternary range dynamics in Iranian and Transcaucasian tortoises. – Biological Journal of the Linnean Society 121(3): 627-640 oder Abstract-Archiv.

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