Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, Einjähriges Jungtier im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Dang - 2019 - 01

Dang, W., Y.-C. Hu, J. Geng, J. Wang & H.-L. Lu (2019): Thermal physiological performance of two freshwater turtles acclimated to different temperatures. – Journal of Comparative Physiology B: Biochemical, Systemic, and Environmental Physiology 189(1): 121-130.

Die temperaturabhängige Leistungsfähigkeit von zwei Süßwasserschildkröten die an unterschiedliche Temperaturen akklimatisiert wurden.

DOI: 10.1007/s00360-018-1194-x ➚

Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreikielschildkröte,
Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Die temperaturabhängige physiologische Leistungsfähigkeit von invasiven Arten könnte eine wichtige Rolle für deren Invasionserfolg spielen. In dieser Studie akklimatisierten wir zwei Kohorten von Schlüpflingen der Süßwasserschildkröten (native Mauremys reevesii und invasive Trachemys scripta elegans) aus Lokalitäten mit niedrigem und hohem Breitengrad an unterschiedliche Temperaturbedingungen (20 ° und 30 °C) für 4 Wochen. Anschließend verglichen wir ihre Temperaturtoleranzen und ihre motorischen Leistungsfähigkeiten. T. scripta elegans-Schlüpflinge konnten schneller schwimmen zeigten aber eine langsamere Umdrehreaktion aus Rückenlage und sie tolerierten höhere Temperaturen und eine größere Spannweite an Temperaturen als die Schlüpflinge von M. reevesii. Gleichsam zeigten T. scripta elegans-Schlüpflinge eine höhere maximale Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Schwimmgeschwindigkeit (P-max) aber eine niedrigere P-max für die Umkehrreaktion als M. reevesii-Schlüpflinge. Die Temperaturakklimatisation hatte einen signifikanten Einfluss auf die Temperaturtoleranz und die motorische Leistungsfähigkeit der Schildkröten, allerdings gab es keine Unterschiede bezüglich des Akklimationseffekt zwischen beiden Spezies. T. scripta elegans-Schlüpflinge scheinen eine größere Temperaturplastizität (Anpassungsfähigkeit) gegenüber M. reevesii-Schlüpflingen zu zeigen. Die Individuen aus den Regionen mit hohem Breitengrad konnten sich besser an tiefere Temperaturen anpassen (hohe Niedrigtemperaturtoleranz) aber ihre motorischen Fähigkeiten waren weniger ausgeprägt (längere Umdrehzeit) als jene aus den Lokalitäten mit niedrigen Breitengraden. Allerdings gab es keine Unterschiede in Bezug auf die Temperaturplastizität zwischen den Breitengradkohorten. Unsere Ergebnisse deuten an, dass T. scripta elegans insgesamt anpassungsfähiger war als M. reevesii was wahrscheinlich für deren schnellere Ausbreitung sorgt und deren Invasionserfolg zugrunde liegt.

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit die zwei Punkte verdeutlicht: 1. Schildkröten aus nördlicheren Regionen können sich besser an niedrigere Temperaturen anpassen und solche aus südlicheren Regionen besser an wärmere und zum zweiten, dass die Geschwindigkeit bezüglich der Umkehrreaktion nicht nur von der Temperatur sondern auch von Körperform und Größe mit bestimmt wird. Allerdings verweist gerade der letzte Punkt darauf, dass der Invasionserfolg auch von den Umweltbedingen die sich speziell auf das Habitat beziehen abhängig ist. Denn diese unterschiedlichen Fähigkeiten erleichtern oder erschweren auch die Besiedlung bestimmter Lebensräume. Ja und diesbzgl. sollte man auch einmal darüber nachdenken wie wir Gewässer nutzen und nach unseren Bedürfnissen umgestalten was ja letztendlich dazu führt, dass sich die Bedingungen in den Gewässern verändern, so dass z. B. größer werdende Arten in aufgestauten Bächen und Flüssen vorteilhaftere Bedingungen finden als kleiner bleibende Arten. Siehe dazu auch Romero et al., (2014) und den dortigen Kommentar.

Literatur

Romero, D., Báez J. C., Ferri-Yáñez F., Bellido J. J. & R. Real (2014): Modelling favourability for invasive species encroachment to identify areas of native species vulnerability. – Scientific World Journal 2014(1): 519710 oder Abstract-Archiv.

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