Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Gerardo C. Leynaud

Buteler - 2022 - 01

Buteler, C., M. C. Labaque & G. C. Leynaud (2022): Thermal Biology of Zoo-Housed Chelonoidis chilensis: Determining the activity pattern and estimating selected and critical maximum temperature. – Herpetological Conservation and Biology 17(1): 111–121.

Die Thermalbiologie von in Zoos gehaltenen Chelonoidis chilensis: Die Bestimmung der Aktivitätsmuster und Abschätzung der bevorzugten sowie des kritischen Maximums der Temperatur.

DOI: None ➚

Argentinische Landschildkröte, Chelonoidis chilensis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Argentinische Landschildkröte,
Chelonoidis chilensis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Ektotherme Tiere sind von ihrer Umgebungstemperatur in Bezug auf die Regulation ihrer Körpertemperatur abhängig. Die Chaco-Landschildkröte (Chelonoidis chilensis) ist weitverbreitet in Südamerika. Allerdings sind deren Populationen hauptsächlich durch den Tierhandel sehr gefährdet. Wir beschreiben hier die Aktivitätsmuster von C. chilensis in Relation zu den Umgebungstemperaturen unter seminatürlichen Bedingungen in einem Zoogehege. Ebenso untersuchten wir die Temperaturparameter bei kontrollierten Laborbedingungen (T-sel) sowie die kritische Maximaltemperatur (CTmax) je nach Geschlecht und je nach Größe der Individuen. Innerhalb des Geheges waren 81 % der Beobachtungen von inaktiven Schildkröten und 19 % wurden bei aktiven Individuen gemacht. Die Landschildkröten waren über einen breiten Temperaturverlauf aktiv der sich von 12,0 °C bis 38,0 °C erstreckte und ein selektiertes Temperaturmittel von T-sel von 34,4 °C +/- 0,3 °C (Mittelwert +/- Standardabweichung) aufwies, wobei es zu keinen signifikanten Unterschieden zwischen den Größenklassen oder zwischen den Geschlechtern kam. Allerdings verbrachten schwerere Schildkröten signifikant mehr Zeit bei den niedrigsten Temperaturwerten als die leichteren Exemplare. Die Spanne für die maximale Temperatur CTmax bewegte sich zwischen 36,3 °C – 42,0 °C und dieser Parameter war invers korreliert mit der Länge der Schildkröten aber nicht mit deren Geschlecht. Die Ergebnisse legen nahe, dass C. chilensis eine breite Temperaturspanne aufweist, wobei die temperaturabhängigen Verhaltensweisen von der Größe der Individuen nicht aber vom Geschlecht der Individuen beeinflusst werden, wobei die kleineren Individuen eine breitere Spanne für die selektierte Körpertemperatur aufweisen als die großen Exemplare. Das Wissen über die Parameter die die Thermoregulation bei diesen Schildkröten beeinflussen hilft bei der Verbesserung der Managementstrategien bei den seminatürlichen Haltungsbedingungen und diese Daten können auch auf die Situationen unter denen die wildlebenden Populationen existieren übertragen werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicherlich eine schöne praktische Arbeit zur Verbesserung und Optimierung der Haltungsbedingungen in menschlicher Obhut sowie zur Einschätzung der Bedingungen wie wildlebende Populationen mit eventuellen klimatischen Veränderungen zurechtkommen würden. Auch die hier beobachteten unterschiedlichen Temperaturoptima zwischen den kleineren oder juvenilen Schildkröten und den Adulti deuten an, dass wie schon öfters beobachtet die Temperaturaufnahme- und Speicherkapazität unterschiedlich großer Körper auf das Thermoregulationsverhalten einen Einfluss haben. Etwas was ja zumindest früher oft aus Reptilienmedizinischer Sicht etwas angezweifelt wurde, weil angeblich die Blutzirkulation den Temperaturtransfer im Körper regelt und für den Ausgleich dieser Unterschiede sorgen sollte. Siehe dazu auch McMasters & Downs, (2013a, b), Plummer et al., (2003).

Literatur

McMaster, M. K. & C. T. Downs (2013a): Thermal variability in body temperature in an ectotherm: Are cloacal temperatures good indicators of tortoise body temperature? – Journal of Thermal Biology 38(4): 163-168 oder Abstract-Archiv.

McMaster, M. K. & C. T. Downs (2013b): Thermoregulation in leopard tortoises in the Nama-Karoo: The importance of behaviour and core body temperatures. – Journal of Thermal Biology 38(4): 178-185 oder Abstract-Archiv.

Plummer, M. V., B. K. Wiliams, M. M. Skiver & J. C. Carlyle (2003): Effects of dehydration on the critical thermal maximum of the desert box turtle (Terrapene ornata luteola). – Journal of Herpetology 37(4): 747-750 oder Abstract-Archiv.

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