Schwarze Suppenschildkröte, Chelonia agassizii, – © Carlos Delgado-Trejo

Bedolla-Ochoa - 2023 - 01

Bedolla-Ochoa, C., M. A. Reyes-López, H. Rodríguez-González & C. Delgado-Trejo (2023): Black Sea Turtle (Chelonia mydas agassizii) Life History in the Sanctuary of Colola Beach, Michoacan, Mexico. – Animals 13(3): 406.

Die Lebensweise der Schwarzen Suppenschildkröte (Chelonia mydas agassizii) im Colola-Küstenschutzgebiet, Michoacan, Mexiko.

DOI: 10.3390/ani13030406 ➚

Schwarze Suppenschildkröte, Chelonia agassizii, – © Carlos Delgado-Trejo
Schwarze Suppenschildkröte,
Chelonia agassizii,
© Carlos Delgado-Trejo

Meeresschildkröten entwickelten Strategien die ihnen das Überleben und die Reproduktion ermöglichten. Sie verbringen die meiste Zeit ihres Lebens im Meer mit der Ausnahme der schlüpfenden Schlüpflinge und als zurückkehrende, adulte, eierablegende Weibchen. Diese Momente innerhalb ihres Lebenszyklus sind essentiell für ihren Reproduktionserfolg, ihre Erhaltung und gehören zum Wissen über deren Biologie. Diese Studie berichtet über die Lebensparameter der weiblichen Schwarzen Suppenschildkröten am Colola-Strand, Mexikos unter Verwendung von morphometrischen Daten sowie den Reproduktionsdaten die während 15 Erfassungssaisons (1985-2000, n = 1.500) gesammelt worden waren. Die Ergebnisse zeigen, dass die nistenden Weibchen eine durchschnittliche Körpergröße von 85,7 cm haben, wobei sie ihre Geschlechtsreife im Alter von 24 Jahren bei einer Minimalgröße von etwa 68 cm erreichen. Die Weibchen legen durchschnittlich 69,3 Eier pro Gelege ab und die durchschnittliche Fekundität pro Nistsaison liegt bei 196,4 Eiern pro Weibchen. Sie kehren dabei in Abständen von 3 aber in den meisten Fällen erst nach 5 Jahren zurück zum Nisten. Die Lebensparameter dieser Population von Schwarzen Suppenschildkröten weist die niedrigsten Reproduktionsparameter im Vergleich mit den Studien an atlantischen und indo-pazifischen Suppenschildkrötenpopulationen auf für die sich Anzeichen andeuten die die Hypothese einer Populationserholung unterstützen, da sowohl die morphometrischen Daten wie auch die Reproduktionsdaten zeigen, dass wieder junge Weibchen zurückkehren und Eier ablegen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch diese Arbeit verweist einmal mehr auf die Wichtigkeit von Langzeitstudien insbesondere für Tiere mit langer Lebenszeit, denn eigentlich beruht der letzte Satz schon auf einer Annahme, da selbst 15 Jahre kaum ausreichen um bei Schildkröten die erst mit 24 Jahren geschlechtsreif werden diese Hypothese wirklich zu untermauern. Was die Autoren hier sogar in ihrer Diskussion ansprechen ist der Befund, dass die Geschlechtsreife bei etlichen erst irgendwann zwischen 24 und 38 Jahren einzutreten scheint. Letzteres sind Zeiträume die viel Raum für Veränderung lassen. Auch die Beobachtung, dass die Schwarze Suppenschildkröte hier in Mexiko verhältnismäßig kleine Gelege produziert könnte ihr helfen die Auswirkungen steigender Temperaturen abzumildern, da in großen Gelegen ja per se schon während der Entwicklung höhere Temperaturen durch die Stoffwechselaktivität entstehen und solche Nesttemperaturgradienten sind für viele Arten schon beschrieben worden (Leivesley et al., 2022). Einige Leser werden sich vielleicht fragen warum wir hier auch zunehmend über Meeresschildkröten berichten? Dazu kann ich nur sagen, dass ich derzeit den Eindruck habe, dass wir gerade aus solchen Studien über die Klimaveränderungen und Evolutionsabläufe mehr lernen können als aus den meist kurzen und nur auf bestimmte Aspekte fokussierten Studien an terrestrischen Spezies. Meeresschildkröten bieten als Kosmopoliten auf ihren die Ozeane übergreifenden Wanderungen gute Anhaltspunkte für eine globaler Betrachtung und Erfassung von Veränderungen als die oft sehr lokalspezifischen Beobachtungen die bei terrestrischen Spezies gemacht werden können z. B. Leivesley et al. (2022). Beide Betrachtungsweisen sind zwar wichtig, aber die Vergleiche mit dem wesentlich globaleren Bild welches uns die Meereschildkröten bieten hilft meiner Meinung nach wesentlich bei der Einschätzung der Beobachtungen. Siehe dazu auch z. B. Arantes et al., (2020); Hays et al., (2010; 2017; 2022; 2023); Staines et al. (2020); Vilaca et al., (2022) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Arantes, L. S., S. T. Vilaça, C. J. Mazzoni & F. R. Santos (2020): New genetic insights about hybridization and population structure of hawksbill and loggerhead turtles from Brazil. – Journal of Heredity esaa024 oder Abstract-Archiv.

Hays, G. C., S. Fossette, K.A: Katselidis, G. Schofield & M. B. Gravenor (2010): Breeding Periodicity for Male Sea Turtles, Operational Sex Ratios, and Implications in the Face of Climate Change. – Conservation Biology 24(6): 1636-1643 oder Abstract-Archiv.

Hays, G. C., A. D. Mazaris, G. Schofield & J. O. Laloë (2017): Population viability at extreme sex-ratio skews produced by temperature-dependent sex determination. – Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 284(1848): 20162576 oder Abstract-Archiv.

Hays, G. C., A. Taxonera, B. Renom, K. Fairweather, A. Lopes, J. Cozens & J.-O. Laloë (2022): Changes in mean body size in an expanding population of a threatened species. – Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 289(1976): 20220696 oder Abstract-Archiv.

Hays, G. C., J. O. Laloë, P. L. M. Lee & G. Schofield (2023): Evidence of adult male scarcity associated with female-skewed offspring sex ratios in sea turtles. – Current Biology 33(1): R14-R15 oder Abstract-Archiv.

Leivesley, J. A., E. G. Nancekivell, R. J. Brooks, J.D. Litzgus & N. Rollinson (2022): Long-Term Resilience of Primary Sex Ratios in a Species with Temperature-Dependent Sex Determination after Decades of Climate Warming. – The American Naturalist 200(4): 532-543 oder Abstract-Archiv.

Staines, M. N., D. T. Booth, C. A. M. Hof & G. C. Hays (2020): Impact of heavy rainfall events and shading on the temperature of sea turtle nests. – Marine Biology 167(12): 190 oder Abstract-Archiv.

Vilaça, S. T., F. Maroso, P. Lara, B. de Thoisy, D. Chevallier, L. Souza Arantes, F. R. Santos, G. Bertorelle, C. J. Mazzoni (2022): Evidence of backcross inviability and mitochondrial DNA paternal leakage in sea turtle hybrids. – Molecular Ecology 32(3): 628-643 oder Abstract-Archiv.

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