Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Anadon - 2012 - 01

Anadon, J. D.; A. Gimenez, E. Gracia, I. Perez, M. Ferrandez, S. Fahd, H. El Mouden, M. Kalboussi, T. Jdeidi, S. Larbes, R. Rouag, T. Slimani, M. Znari & U. Fritz (2012): Distribution of Testudo graeca in the western Mediterranean according to climatic factors. – Amphibia-Reptilia 33(2): 285-296.

Verbreitung von Testudo graeca im westlichen Mediterranraum anhand von Klimafaktoren.

DOI: 10.1163/156853812X643710 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Obwohl Testudo graeca ein charakteristisches Faunenelement des mediterranen Basins darstellt und zudem noch als gefährdet gilt, ist deren Verbreitung im westlichen Mediterranraum nur unzureichend untersucht. Die vorliegende Arbeit liefert die bislang detaillierteste geographische und ökologische Beschreibung für die nordafrikanische Klade von T. graeca. Wir sammelten 283 Vorkommensdaten für T. graeca in Nordafrika und modellierten deren Verteilung anhand von „presence-only distribution modelling tools“ (reinen Vorkommensdaten). Das erhaltene Modell wurde dann auf das südliche Europa projeziert, um herauszufinden, ob die Umweltcharakteristika der europäischen Populationen in die gleiche vorhersagbare ökologische Nische fallen, wie sie bei den nordafrikanischen Vorkommensgebieten gefunden wurde.
T. graeca zeigte innerhalb Nordafrikas eine weite Verbreitung in Bezug auf die Umweltbedingungen. Die Vorkommenslokalitäten reichten von Meereshöhe bis auf 2090 m Höhe und von 116 mm bis zu 1093 mm Regen pro Jahr. Das „Presence-only model“ zeigt, dass in Nordafrika die Verbreitung in Beziehung zur Regenmenge steht, wobei im speziellen die Regenmengen während des nassesten und kältesten Quartals des Jahres entscheidend sind. Das Verbreitungsmodell ergab eine Fläche von ca. 1 000 000 km2. Die Projektion des Models auf Südeuropa zeigte, dass sowohl die iberische und die Balkanhalbinsel als auch die meisten der mediterranen Inseln klimatische Bedingungen bieten, die denen entsprechen, die in den nordafrikanischen Vorkommensgebieten der Art vorherrschen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ich weiß nicht, aber warum diese Modellierung? Wird sie gemacht, um zu zeigen, ob Modelle der Realität entsprechen, oder dient sie dazu aufzuzeigen, wo Testudo graeca vorkommen könnte oder in der Vergangenheit vorgekommen ist? Denn so bestätigt das Modell doch auch nur, was man sowieso schon weiß. Was aber wirklich interessant wäre, auch im Hinblick auf die Taxonomie und zum Verständnis der Prozesse zur Artenbildung (Speziationsprozesse) beitragen könnte, wäre doch vielleicht die Zuordnung von bestimmten Phänotypen mit den entsprechenden klimatischen oder geologischen Umweltbedingungen, denn davon, könnte ich mir vorstellen, könnte man Wesentliches über die Kräfte lernen, die auf den Selektionsprozess und die Evolution einwirken. Wie ich meine, ein nicht zu unterschätzender Erkenntnisgewinn in Bezug darauf, wie Umwelt, Phänotyp und Genotyp sich zueinander verhalten und zur Merkmalsausprägung beitragen. Dazu wären auch Modelle durchaus sinnvoll, denn gerade bei langlebigen Arten besteht ja oft das Problem, dass man solche Zusammenhänge nur sehr langfristig und damit schwierig analysieren kann.

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