Ma, X., T. Karsoon, M. He, X. Yin, Y. Liu, Y. Yang, M. Lu, Y. Zhang & X. Wu (2025): First successful artificial distant hybridization of softshell turtle between Palea steindachneri and Pelodiscus sinensis. – Aquaculture 602: 742329.
Die erste erfolgreiche Hybridisierung von phylogenetisch sehr weit voneinander entfernten Weichschildkröten zwischen Palea steindachneri und Pelodiscus sinensis.
DOI: 10.1016/j.aquaculture.2025.742329 ➚

Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)
Die Chinesische Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) wird in der chinesischen Aquakulturindustrie seit langem als wirtschaftlich genutzte Art gehalten. Allerdings haben lang andauernde intensive Zuchtpraktiken zu einer starken genetischen Erosion geführt, sodass dringend Verbesserungen bei kritischen kommerziellen Merkmalen wie Wachstumsleistung und Krankheitsresistenz erforderlich sind. Gleichzeitig bietet die einheimische Weichschildkröte (Palea steindachneri) mit ihrer Größe und Anpassungsfähigkeit an die Umwelt potenzielle genetische Ressourcen für gezielte Zuchtprogramme. In der vorliegenden Studie wurden durch Kreuzungskombinationen zwischen P. steindachneri und P. sinensis erfolgreich Hybridnachkommen erzeugt. Die Elternanalyse bestätigte die erfolgreiche diploide und triploide Hybridbildung bei Kreuzungskombinationen mit triploiden Induktionsraten von 35,42 % und 22,93 % bei jeder Kreuzung. Darüber hinaus zeigen triploide Hybride während der gesamten Reifung eine definitive reproduktive Sterilität. Morphometrische Bewertungen ergaben bei Hybriden intermediäre phänotypische Merkmale, insbesondere bei der Pigmentierung und Morphologie von Panzer und Bauchpanzer beider Elternarten. Die Analyse der Wachstumsleistung 90 bis 810 Tage nach dem Schlüpfen zeigte eine messbare Heterosis, wobei die Hybriden im Vergleich zu den Elternlinien überlegene Überlebensraten und verbesserte Wachstumsmetriken wie Körpergewicht, Panzerlänge und Plastronlänge aufwiesen. Diese Studie erreicht die erste interspezifische Hybridisierung von P. steindachneri und P. sinensis und bietet eine Möglichkeit, genetische Zuchtstrategien für Weichschildkrötenressourcen voranzutreiben.

Palea steindachneri,
© Thuong Van Pham
Kommentar von H.-J. Bidmon
Auch hierbei geht es um Gewinnmaximierung bei der Produktion von Schildkrötenprodukten und im zweiten darum den genetischen Verlust an Widerstandsfähigkeit und Reproduktionsausfällen (siehe Guo et al., 2022 und den dortigen Kommentar) bei langjähriger Zucht von P. sinensis entgegenzuwirken, denn auch die Anzahl an verfügbaren Wildfängen für Einkreuzungen werden ja knapp. Beide Arten besitzen Geschlechtschromosomen was auch dazu beiträgt, dass hier sterile Hybriden entstehen, aber ob das wirklich auf beide Geschlechter gleichermaßen zutrifft, wird meines Erachtens nicht ganz klar. Was diese Studie auch noch sehr schön in farbig illustriert darstellt, sind die Phänotypunterschiede die sich ergeben, wenn man Weibchen von P. sinensis mit Männchen von P. steindachneri kreuzt oder umgekehrt P. steindachneri Weibchen mit P. sinensis Männchen verpaart. Sicher können die damit verbundenen wirtschaftlichen Interessen auch dazu beitragen beide Ausgangsarten zu erhalten, denn zumindest ist P. steindachneri ist in China in der Wildnis sehr stark bedroht und für viele der Pelodiscus-Spezies trifft das auch immer häufiger zu. Insofern könnte wirtschaftliches Interesse diesen Arten eine bessere Aufmerksamkeit gewähren, als sie jenen Arten zukommt, denen kein besonderer Wert zugewiesen wird.
Literatur
Guo, Z. X., L. Li, Y. Wang, T. Y. Liu, Y. Xie, D. S. Jia, Z. C. Yang, P. Y. Zhang & H. Y. Liu (2022): Dietary Chinese herbal extract mixture improves reproductive performance and external quality of fertilized eggs in Chinese soft-shelled turtle (Pelodiscus sinensis) broodstock. – Aquaculture Reports 23(3): 101072 oder Abstract-Archiv.
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Palea steindachneri – Nackendornen-Weichschildkröte




Pelodiscus sinensis – Chinesische Weichschildkröte