Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
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Luo - 2024 - 01

Luo, j., J. Gao, H. Song, Z. Mo, B. Hong, L. Zhu, W. Song, G. Qian & C. Li (2024): Low temperature alleviated the adverse effects of simulated transport stress on the intestinal health in Chinese soft-shelled turtle Pelodiscus sinensis. – Fish & Shellfish Immunology 154: 109936.

Niedrige Temperatur mildert die negativen Auswirkungen von simuliertem Transportstress auf die Darmgesundheit der chinesischen Weichschildkröte Pelodiscus sinensis.

DOI: 10.1016/j.fsi.2024.109936 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Transportstress stellt für Wassertiere immer eine Gefahr dar. Bei der Zucht der chinesischen Weichschildkröte Pelodiscus sinensis wurde häufig ein Transport bei niedrigen Temperaturen eingesetzt, um den Transportstress zu verringern, aber ihre Auswirkungen auf die Darmbarriere der Schildkröten sind noch unklar. In dieser Studie wurden P. sinensis (Anfangsgewicht 200 ± 20 g) 12 Stunden lang bei kontrollierter (30 °C) und niedriger (20 °C) Temperatur simuliertem Transportstress ausgesetzt und erholten sich dann 24 Stunden lang. Jede Behandlung wurde viermal wiederholt, wobei jede Wiederholung vier Schildkröten umfasste. Die Ergebnisse zeigten, dass der Transport offensichtliche morphologische und histologische Schäden an den Darmzotten verursachte, wobei die Expression der Gene, die mit den Tight Junctions in Verbindung stehen, herunterreguliert war. Außerdem wiesen die Schildkröten in der Transportgruppe oxidativen Stress im Darm auf, was eine physiologische Entgiftungsreaktion zusammen mit Apoptose auslöste. Der Transport bei niedriger Temperatur wirkt sich durch eine verminderte Stressreaktion mildernd auf den Transportstress im Darm der Schildkröten aus. Insbesondere waren das Verhältnis von Darmzotten zu Krypten (V/C) und die Expression von Tight-Junction-Genen in der Niedrigtemperaturgruppe im Vergleich zur Kontrolltemperaturgruppe signifikant höher, während Stressreaktionsparameter wie die Cortisolspiegel im Darm und die hsp-Expression in der Niedrigtemperaturgruppe signifikant niedriger waren. Darüber hinaus milderte die niedrige Temperatur die durch Transportstress verursachten oxidativen Schäden und Apoptose im Vergleich zur Kontrolltemperaturgruppe. Allerdings war die schützende Wirkung der niedrigen Temperatur auf den Darm von P. sinensis begrenzt, insbesondere nach der Temperaturerholungsphase. Insgesamt zeigten die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass Transportstress die Störung der Darmintegrität und oxidative Schädigungen hervorrufen würde und auch die Schleimhautimmunität und die Reaktion des antioxidativen Enzymsystems von Schildkröten aktivieren würde. Es wurde auch vermutet, dass niedrige Temperaturen die negativen Auswirkungen von Transportstress auf die Darmintegrität durch Modulation des oxidativen Status und der Apoptose lindern könnten, während sie nach der Temperaturerholung viel weniger Auswirkungen hätten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Warum diese Arbeit? Nun, weil sie sehr schön zeigt, dass Transportstress bei Pelodiscus und wahrscheinlich auch bei anderen Schildkrötenspezies das Darmepithel schädigt. Letzteres kann ein wesentlicher Grund dafür sein, warum sich manchmal nach längeren Transporten die Eingewöhnungsphase als sehr kritisch erweisen kann, wenn sowohl Darmepithel wie auch das Darmimmunsystem gestört sind. Das kann auch mit ein Grund dafür sein, warum in solchen Individuen die Anzahl pathogener Erreger im Kot stark zugenommen hat. Insofern ist es schon für alle eine hilfreiche Erkenntnis, dass diese Beeinträchtigungen durch einen Transport bei abgesenkter Temperatur abgemildert werden können.

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