Lavigne, Alessia; R. Bullock, N. J. Shah, C. Tagg, A. Zora & N. Hemmings (2024): Understanding early reproductive failure in turtles and tortoises. – Animal Conservation 28(3): 353-364.
Verständnis des frühen Reproduktionsversagens bei Schildkröten und Landschildkröten.
DOI: 10.1111/acv.12986➚

Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon
Schildkröten (Ordnung Testudines) sind vom Aussterben bedroht und Ökosysteme sind durch den Verlust der Schlüsselrollen, die sie innehaben, vom Zusammenbruch bedroht. Schlupfversagen ist ein entscheidendes Hindernis für das Wachstum und den Fortbestand der Population, aber seine Ursachen sind kaum bekannt und es ist nicht bekannt, ob die Befruchtungsraten sinken, da viele Populationen kleiner und weiblicher werden. Hier zeigen wir, dass nur sehr wenige Studien über den Schlupferfolg von Schildkröten die Befruchtungsraten berücksichtigen und dass diejenigen, die dies tun, unzuverlässige Methoden zur Bestimmung der Eifruchtbarkeit verwendeten. Wir zeigen auch, dass Studien über den Schlupferfolg eher auf Meeresschildkröten ausgerichtet sind, im Gegensatz zu Süßwasser- und Landschildkröten, und eher auf Wildpopulationen als auf in Gefangenschaft gehaltene Populationen. Um dem Mangel an zuverlässigen Methoden zur Bewertung der Befruchtungsraten bei Schildkröten zu begegnen, wurde eine mikroskopiebasierte Methode (ursprünglich für Vogeleier entwickelt) zum Nachweis von Spermien und Embryonalzellen in der Keimscheibe ungeschlüpfter Eier entwickelt und getestet (an Schildkröteneiern). Wir zeigen, dass diese Methode eindeutige Beweise für die Befruchtung von Eiern bei fünf verschiedenen Schildkrötenarten aus sowohl in Gefangenschaft als auch in freier Wildbahn lebenden Populationen liefert, selbst, nachdem die Eier für die gesamte Inkubationszeit in im Freiland angelegten Nestern belassen wurden. Dieser methodische Ansatz stellt ein wertvolles Instrument zur Überwachung der Eifruchtbarkeit und der Embryo-Überlebensraten bei Schildkröten dar und hat das Potenzial, wichtige Erkenntnisse über die zugrundeliegenden Ursachen für das Fortpflanzungsversagen bei bedrohten in Gefangenschaft und in freier Wildbahn lebenden Populationen zu liefern.
Schildkröten sind weltweit vom Aussterben bedroht und Schlupfprobleme stellen ein zunehmendes Problem dar. In diesem Artikel fassen wir die aktuelle Literatur über Befruchtung und Schlupferfolg bei Schildkröten zusammen, testen innovative Instrumente zur Überwachung der Fruchtbarkeit und der Überlebensrate von Embryonen und beschreiben, wie diese Ansätze von Naturschützern übernommen werden können, um genaue Informationen über die Ursachen für frühes Fortpflanzungsversagen zu erhalten. Wir heben auch das Potenzial dieser Methode für die Anwendung auf andere Reptiliengruppen hervor – was sie zu einer unverzichtbaren Arbeit für Naturschutzbiologen, politische Entscheidungsträger und Studenten gleichermaßen macht.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung der von Croyle et al. (2016) beschriebenen Methode die eben nicht nur die Befruchtung, sondern auch die eingesetzte Entwicklung der Embryonen nachweist, aber eben nicht die Gründe für deren vorzeitiges Absterben. Allerdings könnte man diese Methode auch leicht mit anderen Nachweismethoden wie zum Beispiel der Belastung der Elterntiere durch Umweltgifte kombinieren, um insbesondere im Hinblick auf Umweltveränderungen die Einbußen beim Reproduktionserfolg zu charakterisieren. Siehe dazu auch: Beale et al., (2025); Petrov et al. (2024) Croyle et al. (2016).
Literatur
Beale, David J., Duncan Limpus, Georgia Sinclair, Utpal Bose, Nicholas Bourne, Sally Stockwell, Damian C. Lettoof, Rohan Shah, Thao V. Nguyen, Viviana Gonzalez-Astudillo, Christoph Braun, Albert Myburgh, Brenda Baddiley, Taka Shimada, Colin Limpus & Suzanne Vardy (2024): Forever chemicals don't make hero mutant ninja turtles: Elevated PFAS levels linked to unusual scute development in newly emerged freshwater turtle hatchlings (Emydura macquarii macquarii) and a reduction in turtle populations. – Science of The Total Environment 956: 176313 oder Abstract-Archiv.
Croyle, K., P. Gibbons, C. Light, E. Goode, B. Durrant & T. Jensen (2016): Chelonian perivitelline membrane-bound sperm detection: A new breeding management tool. – Zoo Biology 35(2): 95-103 oder Abstract-Archiv.
Petrov, Kristen, James U. Van Dyke, Arthur Georges, Claudia Keitel & Ricky-John Spencer (2024): Maternal diet influences fecundity in a freshwater turtle undergoing population decline. – Conservation Physiology 12(1): coae033 oder Abstract-Archiv.
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Chelonia mydas – Grüne Meeresschildkröte