Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)

Zhou - 2023 - 01

Zhou, L., J. Lei, X. Zhai, N. Lu, H. Shi & J. Wang (2023): Diversity of Underwater Vocalizations in Chinese Soft-Shelled Turtle (Pelodiscus sinensis). – Animals 13(5): 812.

Die Vielfalt der Unterwasservokalisationen bei der Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis).

DOI: 10.3390/ani13050812 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Einleitung
Die Kommunikation über Laute ist wichtig für Spezies die im Wasser leben. Die wildlebende Population der Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) wird als bedroht gelistet. Allerdings wurde die Vokalisation von P. sinensis bislang nicht untersucht, obwohl sie Grundlagen für weitere ökologische und evolutionäre Forschungsarbeiten liefern könnten. Hier führten wir Unterwasserschallaufzeichnungen für 23 Chinesische Weichschildkröten mit unterschiedlichem Alter und Geschlecht durch und identifizierten dabei 720 Unterwasserlaute. Die Rufe der Schildkröten wurden manuell anhand der visuellen und akustischen Eigenschaften in 10 Lauttypen aufgeteilt. Der Vergleichstest zeigte an, dass manuelle Einteilung zuverlässig war. Wir beschrieben die akustischen Eigenschaften der Lautäußerungen und deren statistische Analyse zeigte, dass die Spitzenfrequenzen der Rufe signifikante Unterschiede zwischen den adulten Weibchen und Männchen aufwiesen ebenso wie sich Unterschiede zwischen Subadulten und Adulten zeigten. Im Vergleich mit anderen Wasserschildkröten, die tiefere Gewässer bevorzugen, zeigten auch die Chinesischen Weichschildkröten eine hohe Vielfalt in Bezug auf ihre Lautäußerungen die auch viele harmonisch klingende Rufe enthielten. Letzteres zeigt, dass diese hochgradig aquatisch lebenden Schildkröten eine große Bandbreite an Vokalisationen für ihre Unterwasserkommunikation entwickelt haben die ihnen die Anpassung an ihren komplexen und trüben Unterwasserlebensraum ermöglichte. Zudem ließen die Schildkröten eine Tendenz zu mehr unterschiedlichen Lautäußerungen mit zunehmendem Alter erkennen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wenn ich mir gerade die wissenschaftlichen Arbeiten zur Vokalisation bei Schildkröten anschaue gehe ich einmal davon aus, dass wahrscheinliche viele Schildkrötenspezies Lautäußerungen zur Kommunikation nutzen auch wenn noch nicht alle diesbezüglich untersucht wurden. Was mich dabei aber auch einmal interessieren würde wäre die Frage wie sich diese Kommunikation unter den häufig in Asien praktizierten Massenhaltung verändern würde, denn dabei könnten ja auch ständig vorkommende Lautäußerungen eventuell Stress auslösen? Ebenso wie die gemeinschaftliche Haltung mehrerer Arten eventuell zu Kommunikationsproblemen führen könnte. Insbesondere wenn dabei auch Lernprozesse eine Rolle spielen würden und Schlüpflinge unterschiedlicher Arten in ein und demselben Becken gemeinsam aufwachsen müssten. Denn dabei könnte sich auch die Frage abzeichnen ob Schildkröten auch nennen wir es einmal „Fremdsprachen“ lernen könnten um auch mit artfremden Individuen zu kommunizieren? Wenn letzteres der Fall wäre müsste man die kognitive Leistungsfähigkeit von Schildkröten auch wieder wesentlich höher einschätzen als dies in der Vergangenheit der Fall war. Siehe dazu auch: Zhou et al. (2023).

Literatur

Zhou, L., J. Lei, X. Zhai, H. Shi & J. Wang (2023): Chinese striped-neck turtles vocalize underwater and show differences in peak frequency among different age and sex groups. – PeerJ 11: e14628; DOI: 10.7717/peerj.14628 ➚.

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