Indische Sternschildkröte, Geochelone elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon

Kolesnik - 2017 - 01

Kolesnik, E., A. Obiegala & R. E. Marschang (2017): Detection of Mycoplasma spp., herpesviruses, topiviruses, and ferlaviruses in samples from chelonians in Europe – Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 29(6): 820-832.

Der Nachweis von Mycoplasma spp., Herpesviren, Topiviren und Ferlaviren in Proben von Schildkröten in Europa.

DOI: 10.1177/1040638717722387 ➚

Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Pantherschildkröte,
Stigmochelys pardalis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir testeten Proben von 1015 Schildkröten aus Europa auf Mycoplasma spp., Herpesviren, Ranaviren, Picornaviren, und Ferlaviren mit der PCR. Mycoplasma spp. wurde bei 42.1 % der Proben nachgewiesen und Herpesviren waren in 8.0 % der getesteten Schildkröten vorhanden. Die Differenzierung der Herpesviren zeigte, dass 46.9 % der Schildkrötenviren zum Testudiniden-Herpesvirus 1 (TeHV-1) und 54.3 % zum TeHV-3 gehörten wobei der Nachweis einer Koinfektion mit TeHV-1 und -3 bei 3 Landschildkröten gezeigt warden konnte. TeHV-4 wurde bei Leopardschildkröten (Stigmochelys pardalis) gefunden und es wurde ein weiterer Herpesvirus der bislang nicht zugeordnet werden konnte bei einer Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) nachgewiesen. Picornaviren (Topiviren) wurden bei 2.2 % der getesteten Tiere gefunden und Ferlaviren waren bei 0.6 % vorhanden während keine Ranaviren bei den getesteten Tieren nachgewiesen werden konnten. Mycoplasma spp. wurde signifikant häufiger bei der Steppenschildkröte (Testudo horsfieldii), der Leopardschildkröte, und bei Indischen Sternschildkröten (Geochelone elegans) nachgewiesen als bei anderen Spezies. Steppenschildkröten wurden auch signifikant häufiger positiv auf TeHV-1 getestet. Der gemeinsame Nachweis von Mycoplasma und TeHV-1 kam bei 3.0 % und Mycoplasma und TeHV-3 bei 2.3 % der Schildkröten vor. Die TeHV-4-positive Landschildkröte war ebenfals positive für Mycoplasma. Mycoplasma und Picornaviren traten gemeinsam in 1.2 % der Landschildkröten auf. Eine Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) war sowohl positiv für Mycoplasma als auch für Ferlavirus. In einigen Fällen wurden auch mehr als 2 Pathogene nachgewiesen. Es wurde eine signifikante Korrelation zwischen Mycoplasma und Herpesvirus–Nachweis gefunden. Von allen getesteten Tieren waren mindestens 47.6 % positiv für eines der Pathogene, was klar zeigt wie wichtig der Nachweis von Pathogenen bei in menschlicher Obhut gehaltenen Schildkröten ist.

 Geochelone elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Indische Sternschildkröte,
Geochelone elegans,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine sehr erkenntnisreiche Arbeit zum Vorkommen und zur Verbreitung von Mykoplasmen und Viren in Schildkrötenhaltungen die sehr nachvollziehbar anhand der Beobachtungen sind. Wir wissen alle aus zum Teil eigenen Erkenntnissen oder auch Diskussionen, dass Indische Sternschildkröten und auch Geochelone pardalis wesentlich häufiger mit Nasenausfluss reagieren als andere Arten, insofern vielleicht sogar häufiger als Steppenschildkröten. Zudem lernen wir, dass es eben nicht nur TeHV1 und 2 vorkommen sondern auch Herpesvirenstämme auf die bei den meisten Untersuchen gar nicht getestet wird. Man wird ja nicht selten zu solchen Themen um Rat gefragt und insofern halte ich diese Arbeit für alle Schildkrötenhalter/innen für durchaus informativ. Ja und auch für Auffangstationen sollten solche Erkenntnisse nicht nur den Wert von Quarantänemaßnahmen unterstreichen sondern auch darauf aufmerksam machen, dass vielleicht auf mehr Pathogene als nur auf TeHV-1 oder 2 und Mycoplasma agassizii getestet werden sollte.

Literatur

Dipineto, L., M. Capasso, M. P. Maurelli, T. P. Russo, P. Pepe, G. Capone, A. Fioretti, G. Cringoli & L. Rinaldi (2012): Survey of co-infection by Salmonella and oxyurids in tortoises. – BMC Veterinary Research 8: 69 oder Abstract-Archiv.

 

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