Jalisco-Klappschildkröte, Kinosternon chimalhuaca, – © Taggert G. Butterfield

Butterfield - 2020 - 02

Butterfield, T., M. Olson, D. Beck & R. Macip-Rios (2020): Morphology, Performance, and Ecology of Three Sympatric Turtles in a Tropical Dry Forest. – Copeia 108(4): 957-966.

Morphologie, Leistung und Ökologie von drei sympatrisch vorkommenden Schildkröten in einem tropischen Trockenwald.

DOI: 10.1643/CE-18-165 ➚

Jalisco-Klappschildkröte, Kinosternon chimalhuaca, – © Taggert G. Butterfield
Jalisco-Klappschildkröte,
Kinosternon chimalhuaca,
© Taggert G. Butterfield

Die Ressourcenaufteilung innerhalb einer Gemeinschaft von sympatrisch vorkommenden Spezies wird häufig dadurch gewährleistet, dass sie sich morphologisch so unterscheiden, dass sie allein dadurch unterschiedliche Ressourcen nutzen können. Das begründet sich darin, dass die Morphologie eines Organismus ihm die Fähigkeit verleiht besondere Anforderungen zu realisieren die für ihre Ökologie von Bedeutung sind. Hier verglichen wir die Bein-, Panzer- und Kopfmorphologie, die Schwimmfähigkeiten, die Habitatnutzung sowie die Nahrung von drei Arten (Rhinoclemmys rubida, R. pulcherrima, und Kinosternon chimalhuaca) die alle den tropischen Trockenwald Chamela, Jalisco, in Mexiko besiedeln. Wir fanden, dass diese Arten bezüglich ihrer Habitate und Nahrung keine Überschneidungen aufweisen und die Überschneidung die wir bezüglich des Gesamthabitats beobachteten wurde dadurch aufgehoben da sie unterschiedliche Nahrung nutzten. Wir fanden auch eine konsistente Beziehung zwischen der Bein- und Panzermorphologie, der Schwimmgeschwindigkeit sowie dem Habitat. Rhinoclemmys rubida besiedelt dabei die trockensten Gebiete des laubabwerfenden Waldes auf und entlang der Berge, ihre Beine sind kürzer und sie weisen nur geringe Schwimmhautanteile zwischen den Zehen auf, dabei haben sie ein längeres Plastron und einen höher gewölbten Carapax und nur eine geringe Schwimmgeschwindigkeit in Relation zur Körpergröße. Im Gegensatz dazu besiedelt Kinosternon chimalhuaca ausschließlich Flussbecken und saisonale Bachläufe und sie hat längere Beine und größere Schwimmhäute, ein kleineres Plastron, einen flacheren Carapax und eine hohe Schwimmgeschwindigkeit in Bezug zur Körpergröße. Rhinoclemmys pulcherrima kam dabei in allen Habitaten vor und besaß eine intermediäre Morphologie und Schwimmgeschwindigkeit im Vergleich zu den anderen beiden Spezies. Deshalb sind in diesem hier untersuchten System die Beinmorphologie und die Panzermorphologie gute Indikatoren für die Habitatunterschiede zwischen den Schildkrötenarten. Diese Unterschiede liegen wahrscheinlich darin begründet, dass die Bein- und Panzermorphologie die Schwimmfähigkeiten am meisten beeinflussen. Die Beziehungen die sich in Bezug auf die Kopfmorphologie und die genutzte Nahrung ergaben waren weniger klar erkennbar was daran liegen könnte, dass sie sich eher in ihren Verhalten oder dem genutzten Habitat unterscheiden als in der Kopfmorphologie. Die Muster der Ressourcenaufteilung in Chamela scheinen übereinzustimmen mit anderen Studien von Schildkrötengemeinschaften die nahelegen, dass es eine Beziehung zwischen Morphologie, Befähigung und Ökologie gibt, so dass das was wir hier in Bezug zur Schildkrötenfauna beobachten eher einem generellen Muster entspricht.

Pracht-Erdschildkröte, Rhinoclemmys pulcherrima, – © Taggert G. Butterfield
Pracht-Erdschildkröte,
Rhinoclemmys pulcherrima,
© Taggert G. Butterfield

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wieder einmal eine schöne Arbeit zum großen übergeordneten Thema Umwelt, Speziation und Ressourcennutzung im evolutiven Kontext. Dazu gehören aber nicht nur morphologische Anpassungen, sondern auch physiologisch-biochemische sowie kognitive Eigenschaften. Etwas was – wie es auch der letzte Satz des Abstracts herausstellt – vielfach zutrifft. Das hört sich banal an ist aber gerade wegen seiner Komplexität im Einzelnen eben nicht immer leicht nachzuweisen. Insofern sind solche Korrelationen zwischen Morphologie und Umwelt meist immer nur der Anfang zum Verständnis der komplexen Interaktionen. Siehe dazu auch Roth et al., (2019) und Xiao et al., (2017a, b).

Literatur

Roth, T. C. II, A. R. Krochmal & L. D. LaDage (2019): Reptilian Cognition: A More Complex Picture via Integration of Neurological Mechanisms, Behavioral Constraints, and Evolutionary Context. – Bioessays 41(8): e1900033 oder Abstract-Archiv.

Xiao, F., J. Wang, Z. Long & H. Shi (2017a): Diet of Two Endangered Box Turtles (Cuora spp.) on Hainan Island, China. – Chelonian Conservation and Biology 16(2): 236-238 oder Abstract-Archiv.

Xiao, F., J. Wang, H. Shi, Z. Long, L. Lin & W. Wang (2017b): Ecomorphological correlates of microhabitat selection in two sympatric Asian Box Turtle species (Geoemydidae: Cuora). – Canadian Journal of Zoology – Revue Canadienne de Zoologie 95(10): 753-758 oder Abstract-Archiv.

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