Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Featured

Li - 2025 - 01

Li, Jiarou, Tianyu Liu, Lei Li, Tao Li, Yujing Guan, Mengjiao Song, Yiwei Huang, Haiyan Liu, Ling Li & Peiyu Zhang (2025): Long-term intake of a high-carbohydrate diet induced steatosis, hepatitis, and fibrosis in the liver of juvenile Chinese soft-shelled turtle (Pelodiscus sinensis). – Aquaculture Reports 45: 103146.

Die Langzeitverfütterung einer Diät mit hohem Kohlehydratanteil induziert eine Steatose, Hepatitis und Fibrose in der Leber von juvenile Chinesischen Weichschildkröten (Pelodiscus sinensis).

DOI: 10.1016/j.aqrep.2025.103146 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Eine hohe Kohlenhydrataufnahme wird mit Lebergesundheitsproblemen bei Tieren aus Aquakultur in Verbindung gebracht. Das Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob der längere Verzehr einer kohlenhydratreichen Ernährung (HCD) bei Jungtieren von P. sinensis zu Stoffwechselstörungen und histopathologischen Anomalien in der Leber führen würde, die für eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) charakteristisch sind. Es wurden zwei isonitrogene und isolipidische Diäten mit 14 % (normale Kohlenhydratdiät, CON) und 28 % Maisstärke (HCD) formuliert, um junge P. sinensis (5,15 +/- 0,05 g) 60 Tage lang zu füttern. Die Versuchstiere wurden am 20., 40. und 60. Tag untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass in der HCD-Gruppe am 40. und 60. Tag im Vergleich zur CON-Gruppe eine signifikante Lipidakkumulation in der Leber (Triglyceridgehalt und prozentualer Anteil der mit Oil Red O gefärbten Fläche) zu beobachten war (P < 0,05), was wahrscheinlich mit signifikant höheren mRNA-Spiegeln von Genen zusammenhing, die an der Fettsäureaufnahme und Lipidsynthese in der Leber beteiligt sind (P < 0,05), während es nicht mit der Lipolyse in der Leber in Zusammenhang stand. Noch interessanter ist, dass der TG-Gehalt in der Leber der HCD-Gruppe vom 40. bis zum 60. Tag nicht weiter anstieg, was teilweise auf die verstärkte Ausscheidung von Triglyceriden (TG) aus der Leber ins Plasma am 60. Tag zurückzuführen war, was sich in signifikant erhöhten Werten für Plasma-Low-Density-Lipoprotein (LDL), Plasmagehalt an TG und Apolipoprotein B (Apob)-Transkript an diesem Tag (P < 0,05) widerspiegelte. Darüber hinaus führte die 40-tägige und 60-tägige Aufnahme von HCD zu einer Leberentzündung, was durch signifikant höhere mRNA-Spiegel proinflammatorischer Zytokine und eine höhere Anzahl von M1-Makrophagen (Fluoreszenzintensität) angezeigt wurde. Darüber hinaus verursachte HCD eine signifikant höhere Proteinexpression von Markern für Leberfibrose (alpha-glattes Muskelaktin und Vimentin), begleitet von einem höheren Fibroseindex (Masson-gefärbtes Kollagen) und höheren mRNA-Spiegeln von Fibrose-bezogenen Genen (P < 0,05). Zusammengenommen zeigten diese Ergebnisse, dass die langfristige Aufnahme von HCD bei juvenilen P. sinensis eine Lebersteatose und Entzündung induzierte, die maßgeblich zur Entwicklung einer Fibrose beitragen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit zeigt wieder einmal eindrucksvoll wie die wirtschaftliche Nutztierhaltung einer Schildkrötenspezies dazu beitragen kann grundlegende Erkenntnisse zur richtigen Ernährungsweise von im wesentlichen karnivoren Schildkröten zu gewinnen. Hier deutet sich auch an, auf was man achten sollte, wenn man manche Spezies mit käuflichen Futtersticks die nur ungenügend auf den Kohlehydratgehalt einer sich eher karnivor als omnivor ernährenden Spezies eingestellt sind. Denn hier geht es nicht um eine Überfütterung der Schildkröten, die zu Leberschäden führen kann, sondern um das Mischungsverhältnis von Kohlehydrat-, Protein- und Lipid(Fett)gehalten.

Galerien