Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus, – © Hans-Jürgen Bidmon

Bergeron - 2007 - 01

Bergeron, C. M., J. E. Husak, J. M. Unrine, C. S. Romanek & W. A. Hopkins (2007): Influence of feeding ecology on blood mercury concentrations in four species of turtles. – Environmental Toxicology and Chemistry 26(8): 1733-1741.

Auswirkungen der Ernährungsökologie auf die Konzentrationen von Quecksilber im Blut bei vier Schildkrötenspezies

DOI: 10.1897/06-594r.1 ➚

Chrysemys picta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Zierschildkröte, Chrysemys picta,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Quecksilber ist ein relativ gut untersuchtes Umweltgift, weil es global verteilt ist, sehr toxisch ist und die Eigenschaft besitzt, sich in biologischen Systemen (Nahrungsketten) anzureichern. Allerdings ist bisher nur wenig über Hg-Anreicherungen in Schildkröten bekannt. Gesamt Hg(GHg)-Konzentrationen wurden für das Blut von 552 Schildkröten mit insgesamt vier Arten (Chelydra serpentina, Sternotherus odoratus, Chrysemys picta und Pseudemys rubriventris) bestimmt, die in einem Hg-kontaminierten Abschnitt des South River (VA, USA) und in einer flussaufwärts gelegenen Kontrollregion leben. Die Methylquecksilber und Se Konzentrationen wurden in einer Untergruppe der Schildkröten zusätzlich gemessen. Da sich die Ernährungsökologie der vier Arten drastisch unterscheiden, wurden auch das stabile Kohlenstoffisotop (delta13C) und Stickstoff (delta15N) benutzt, um die Beziehung zwischen der trophischen Stellung (in der Nahrungskette) und der Hg-Konzentration zu erfassen. Signifikante Unterschiede zeigten sich sowohl in Bezug auf die Untersuchungsgebiete als auch für die einzelnen Schildkrötenspezies, was zeigt, dass Schildkrötenblut als Bioindikator für eine Quecksilberverseuchung benutzt werden kann. Wir fanden Unterschiede für die GHg-Konzentrationen der Schildkröten aus dem kontaminierten Gebiet, die einhergingen mit ihrer Ernährungsökologie (je größer die Beutetiere, desto höher die biologische Anreicherung): C. serpentina > oder = S. odoratus > C. picta > P. rubriventris. Dieser Trend wurde im allgemeinen auch durch die Isotopenbefunde unterstützt, die zeigten, dass einzelne Schildkröten sich von mehr als einem trophischen Niveau ernährten (z.B. Pflanzen (niedriges Niveau) und tierische Kost (höheres Niveau)). Der Methyl-Hg-Gehalt zeigte eine vergleichbare Verteilung wie die GHg-Konzentration und war die dominante Form, in der Hg im Blut von allen Schildkröten vorlag. Blut Se Konzentrationen waren im ganzen System, allerdings bestand eine schwach positive Beziehung zwischen GHg und Se, wenn die Spezies zusammengefasst betrachtet wurden. Die in dieser Studie festgestellten GHg-Blutkonzentrationen bei Schildkröten waren in einigen Fällen die höchsten, die bislang für Reptilien beschrieben wurden, was Anlass dazu gibt, die potentiellen negativen Auswirkungen von solch hohen Konzentrationen zu untersuchen.

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