Hieroglyphen-Schmuckschildkröte, Pseudemys concinna, – © Hans-Jürgen Bidmon
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Xiao- 2023 - 03

Xiao, F., Z. Lin, J. Wang & H.-T. Shi (2023): Shell shape-habitat correlations in extant turtles: A global-scale analysis. – Global Ecology and Conservation 46: e02543.

Panzerform-Lebensraumkorrelationen bei rezenten Schildkröten: Eine global skalierte Analyse.

DOI: 10.1016/j.gecco.2023.e02543 ➚

Hieroglyphen-Schmuckschildkröte, Pseudemys concinna, – © Hans-Jürgen Bidmon
Hieroglyphen-Schmuckschildkröte,
Pseudemys concinna,
© Hans-Jürgen Bidmon

Morphologische Strukturen bei Tieren können deren Verhalten wie auch die Interaktionen mit ihrer Umwelt beeinflussen. Im Hinblick auf die große Habitatvielfalt, die von aquatisch bis hin zu terrestrisch reicht und bei den vielfältigen Variationen in Bezug auf die Panzerformen eignen sich Schildkröten sehr gut für ökomorphologische Studien. Allerdings in früheren Studien zeigen sich etliche Einschränkungen, wie eine sehr geringe Probengröße, eine zu minimalistische Habitatklassifizierung sowie das Nichtberücksichtigen des Geschlechtsdimorphismus, wobei diese Limitiertungen dazu beitragen können, dass man die ökologischen Mechanismen, die für die Unterschiede bei der morphologischen Formgebung auf einer globalen Skala verantwortlich sind, nicht identifiziert werden können. In dieser Studie sammelten wir Daten zur Carapaxlänge (CL), Carapaxbreite (CW) und Carapaxhöhe (CH) als Anzeichen für die Körpergröße von 6.664 adulten Individuen die 115 Species, 61 Gattungen und 11 Familien repräsentierten und kalkulierten für sie das Verhältnis zwischen CH und CW um die Panzerform zu ermitteln. Diese Schildkrötenspezies unterteilten wir nach vier Habitattypen (Meer, Süßwasser, Festland und Inseln) sowie acht Subtypen je nach Lebensraum (Süßwasser: groß/fließend, groß/stehend, klein/fließend, klein/stehend, alle verfügbaren Gewässertypen; Festland: Wüste, Flachland, Hochland) um damit ein besseres Verständnis für ökomorphologischen Veränderungen in Bezug auf Panzerform zu gewinnen. Die Ergebnisse der linearen Regressionsanalysen zeigten, dass die Panzer sich mit zunehmender Körpergröße bei aquatisch lebenden Schildkröten abflachten, wobei sich ein gegenläufiger für die männlichen Landschildkröten in Festlandslebensräumen ergab. Anhand der Ergebnisse zeigte sich ein generelles lineares Modell, welches eine graduelle Zunahme hin zu einer deutlicher gewölbten Carapaxform aufwies, und zwar Meeres- hin zu Süßwasserhabitaten, von Süßwasser- hin zu Festlandhabitaten sowie von Festlands- hin zu terrestrischen Inselhabitaten. Es ergaben sich aber keine signifikanten Panzerformunterschiede in Bezug auf die Habitatsubtypen zwischen Süßwasserschildkröten und Landschildkröten, die auf dem Festland siedelten. Nach unserem Wissen repräsentiert diese Studie die erste Untersuchung in Bezug auf die Variationsmuster bei der Panzerform bei den verschiedensten Schildkröten, die Habitate besiedeln, die vom Meer bis zum Inselfestland reichen sowie deren Bezug zur Körpergröße. Die Studienergebnisse verweisen darauf, dass Erhaltungsstrategien für Schildkröten deren Panzerform und Habitatcharakteristiken berücksichtigen sollten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher eine übergreifende Fleißarbeit im Hinblick auf die ökologischen Parameter, die die Panzerformgebung beeinflussen, so wie das auch schon von anderen Studien in Bezug auf einzelne Schildkrötenarten gezeigt wurde. Inwieweit man solche globalen Daten wirklich bei Erhaltungsstrategien berücksichtigen kann, bleibt fraglich? Sicher sollte man Arten, die an Fließgewässer angepasst sind, nicht unbedingt in stehenden Gewässern ansiedeln und umgekehrt insbesondere, wenn es sich dabei um kleinere Gewässer handelt. Allerdings fände ich es wissenschaftlich wesentlich interessanter zu untersuchen, welche Umweltfaktoren dazu beitragen, den Geschlechtsdimorphismus bezüglich der Panzerform und Größe zwischen z.B. weiblichen und männlichen Sternschildkröten herauszuselektionieren.

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