Rio Grande Schmuckschildkröte, Pseudemys gorzugi, – © Lawrence G. Basset

Mahan - 2022 - 01

Mahan, L. B., L. G. Bassett, A. Duarte, M. R. J. Forstner & I. Mali (2022): Effects of salinization on the occurrence of a long-lived vertebrate in a desert river. – Scientific Reports 12(1): 15907.

Die Auswirkungen der Versalzung auf das Vorkommen eines langlebigen Wirbeltiers in einem Wüstenfluss.

DOI: 10.1038/s41598-022-20199-3 ➚

Rio Grande Schmuckschildkröte, Pseudemys gorzugi, – © Drew R. Davis
Rio Grande Schmuckschildkröte,
Pseudemys gorzugi,
© Drew R. Davis

Der untere Pecos-Fluss im Südwesten der USA ist ein natürlicher Weise salzhaltiges Gewässer welches in der jüngeren Vergangenheit sehr starke Veränderungen erfahren hat. Der Klimawandel im Zusammenhang mit direkten anthropogenen Störungen wie dem Bau von Dämmen führte dazu, dass manche Flussabschnitte durch höhere Salzgehalte und Wasserqualitätsverluste beeinträchtigt wurden. Es ist dokumentiert, dass sich diese Veränderungen verheerend auf vielfältige Süßwasserlebensgemeinschaften auswirkten, aber bislang besteht eine Wissenslücke wie sich diese Veränderungen auf langlebige Spezies wie z. B. Süßwasserschildkröten auswirken bei denen sich solch verheerende Auswirkungen über dramatisch verschobene Zeitskalen ergeben könnten. Bei der Rio Grande Schmuckschildkröte (Pseudemys gorzugi) handelt es sich um eine schützenswerte Art die im Pecos-Fluss vorkommt. Um die derzeitige Verbreitung und die Habitatansprüche von P. gorzugi im Pecos-Fluss zu verstehen führten wir eine auf eine Saison und auf eine Art beschränkte Untersuchung durch, wobei wir ein auf eine Spezies bezogenes Verfahren zur Modellierung des Vorhandenseins nutzten bei dem der Prozess der Probennahme berücksichtigt wird. Dabei zeigte sich, dass der Tag der Probennahme im Jahreszyklus, die Wasseroberfläche sowie die Sichtweite im Wasser den größten Einfluss auf die Fähigkeit hatte P. gorzugi innerhalb eines begrenzten Untersuchungsgebiets nachzuweisen das von der Art besiedelt wird. Die Leitfähigkeit (ein Maß für den Salzgehalt) hatte den größten Einfluss auf die Besiedlungswahrscheinlichkeit mit P. gorzugi, wobei die Lokalitäten mit der höheren Leitfähigkeit mit der geringsten Besiedlungswahrscheinlichkeit einhergingen. Diese Studie zeigt, dass die zunehmende Versalzung im unteren Pecos-Fluss ein Grund zur Besorgnis in Bezug auf die Erhaltung von Süßwasserschildkrötenpopulationen innerhalb der Chihuahuan-Wüste ist.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit fokussiert sich nicht nur auf die ökologischen Belange von P. gorzugi, sondern beschreibt sehr gut die Modellierungsparameter für die Gewässeranalysen und ist somit sicherlich auch für jene Leser von Interesse die sich mit solchen Fragen im Rahmen von Erhaltungsprogrammen befassen. Was mich etwas überraschte bei dem Lesen der Arbeit war der Befund, dass der Fang von P. gorzugi in den dazu eingesetzten Reusen von der Wassertrübung deutlich beeinflusst wurde, da die Schildkröten im trüben Wasser die Reusen weniger gut als solche erkennen. Insofern kann man darauf schließen, dass auch P. gorzugi lernfähig ist und Gefahren durch Lernen vermeiden kann. Letzteres verdeutlicht mal wieder die kognitiven Fähigkeiten von Schildkröten (siehe dazu Alcott et al., 2020; Roth et al. 2021 und die dort zitierte Literatur). Im Überblick zeigt aber diese Untersuchung die gleichen Probleme die es auch in anderen ähnlichen Wüstengewässern in Bezug auf die Erhaltung von Wasserschildkröten gibt (siehe Loulida et al., 2019).

Literatur

Alcott, D., M. Long & T. Castro-Santos (2020): Wait and snap: eastern snapping turtles (Chelydra serpentine) prey on migratory fish at road-stream crossing culverts. – Biology Letters 16(9): 20200218 oder Abstract-Archiv.

Ashley, E. A., A. K. Davis, V. K. Terrell, C. Lake, C. Carden, L. Head, R. Choe & J. C. Maerz (2021): Effects of Salinity on Hatchling Diamond-Backed Terrapin (Malaclemys terrapin) Growth, Behavior, and Stress Physiology. – Herpetologica 77(1): 45-55 oder Abstract-Archiv.

Loulida, S., M. Znari, M. Naimi & S. Bendami (2019): Tolerance to salinity and dehydration in the Sahara Desert blue-eyed turtle, Mauremys leprosa saharica (Testudines: Geoemydidae) from a brackish pond in the Lower Draa basin, southern Morocco. – African Journal of Herpetology 68(8): 1-19 oder Abstract-Archiv.

Roth, A. D., A. R. Krochmal & T. C. Roth (2021): Contribution to the special issue on reptile cognition: Context-specific cue use in the Eastern painted turtle (Chrysemys picta) and its effects on decision making. – Behaviour 158(12-13): 1101-1120 oder Abstract-Archiv.

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