Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum peguense, – © Thomas Ziegler

Ngo - 2023 - 01

Ngo, H. T., T. E. M. McCormack, H. V. Hoang, T. T. Nguyen, B. Tapley, M. H. Le, D. T. Le, T. T. Nguyen, H. L. T. Trinh, T. Ziegler, T. Q. Nguyen & M. D. Le (2023): Genetic Diversity of the Critically Endangered Big-Headed Turtle (Platysternon megacephalum) Based on Wild and Traded Samples: Implications for Conservation. – Diversity 15(9): 958.

Die genetische Diversität bei der hochgradig gefährdeten Großkopfschildkröte (Platysternum megacephalum), erfasst anhand von wilden und gehandelten Exemplaren: Auswirkungen auf deren Erhaltung.

DOI: 10.3390/d15090958 ➚

Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum peguense, aus dem asian turtle program – © Minh Duc Le
Großkopfschildkröte,
Platysternon megacephalum peguense,
aus dem asian turtle program
© Minh Duc Le

Übermäßiges Absammeln hat bei den meisten Schildkröten zu katastrophalen Bestandseinbrüchen in Asien geführt. Viele Schildkröten werden jährlich von den Gesetzeshütern beschlagnahmt. Unglücklicherweise gibt es aber für die meisten keine begleitenden Angaben zu deren Herkunft. Zudem gibt es auch taxonomische Unstimmigkeiten zu deren klarer Bestimmung der Arten und Unterarten innerhalb Asiens. Dieses fehlende Wissen über deren Herkunft in Zusammenhang mit den taxonomischen Unsicherheiten ist problematisch im Hinblick auf deren Aussetzen in der Natur, was es erschwert entsprechende Lokalitäten für deren Freisetzung zu lokalisieren, oder es führt zu einer genetischen Verunreinigung, wenn sie am falschen Ort wieder angesiedelt werden. In dieser Studie nutzten wir die derzeit größte Ansammlung solcher Exemplare für unsere genetischen Analysen, für diese hochgradig gefährdeten Großkopfschildkröten (Platysternon megacephalum). Unsere phylogenetischen Ergebnisse sowie jene aus dem Netzwerk von nahezu 500 Sequenzen für das mitochondriale ND4-Fragment bestätigten die frühere Hypothese, dass nur zwei der derzeit drei anerkannten Unterarten durch die molekularen Daten gestützt werden und dass es bei einer der Unterarten zu einer größeren genetischen Strukturierung kommt als das früher berichtet worden war. Die Mehrheit der aus dem Handel beschlagnahmten P. megacephalum in Vietnam gehören zur Unterklade 3 von P. m. peguense und anhand der Individuen mit bekannter Herkunft gehört diese Unterklade zu dem am weitesten verbreiteten Taxon für die Großkopfschildkröte in Vietnam. Nichtsdestotrotz, bei den anderen zwei Unterkladen stammen alle Exemplare aus dem Handel und somit können sie nicht einer geographischen Ursprungslokalität zugeordnet werden, da es für sie auch keine in der Wildnis gesammelten Vergleichsindividuen mit genauen Fundortangaben gibt. Zusätzlich identifizierten unsere Ergebnisse zwei Handelszentren für diese Spezies, die Provinz Quang Ninh an der Grenze zwischen China und Vietnam und die Provinz Kon Tum im zentralen Hochland. Allerdings gibt es auch Beschlagnahmen kleineren Umfangs anderswo innerhalb des Gesamtverbreitungsgebiets in Vietnam. Obwohl die hier präsentierten Daten zur Beschleunigung des Ausfindigmachens von geeigneten Wiederauswilderungslokalitäten für P. megacephalum geführt haben behindern die hohen Kosten für die genetischen Untersuchungen und die Knappheit der Vergleichsproben von Wildtieren mit gut bekannter Herkunftslokalität die Wiederauswilderung insbesondere für die Erhaltungspraktiker, die in Ländern arbeiten in denen Erhaltungsmaßnahmen keine ausreichende finanzielle Unterstützung erfahren und wo Untersuchungen an wenig studierten Arten sehr begrenzt verfügbar sind. Trotzdem plädieren wir stark dafür, dass für Wildtierumsiedlungen sorgfältige genetische Abstammungsanalysen vorher durchzuführen sind, um sicherzustellen, dass alle Individuen an geeigneten Lokalitäten wieder freigesetzt werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich sicher um eine wichtige Studie zum Erhalt der taxonomischen Einheiten für P. megacephalum, die auch mit Unterstützung des Kölner Zoos durchgeführt wurde. Allerdings muss man sich auch fragen wie durchmischt diese Populationen in der Wildnis schon sind, denn es wäre doch wohl etwas weltfremd nicht auch anzunehmen, dass die Leute die diese Schildkröten sammeln oder zu den Handelszentren transportieren nicht auch schon solche Exemplare anderswo ausgesetzt haben oder wo solche Exemplare auch unbeabsichtigt bei Unfällen und ähnlichen Vorkommnissen entkommen sind. Gerade dort, wo mit Beschlagnahmen und eventuellen Strafen zu rechnen ist, kann das ja gerade zu solchen unerwünschten Ereignissen führen. Insofern sollte man für die Zukunft die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Denn Anspruch und Realität widersprechen sich öfter als man denkt innerhalb solch menschlicher Szenarien (siehe dazu auch Gong et al., 2009; Haito et al. (2007) und die dortigen Kommentare).

Literatur

Gong, S., H. Shi., Y. Mo, M. Auer, M. Vargas-Ramirez, A. K. Hundsdörfer & U. Fritz (2009): Phylogeography of the endangered black-breasted leaf turtle (Geoemyda spengleri) and conservation implications for other chelonians. – Amphibia-Reptilia 30(1): 57-62 oder Abstract-Archiv.

Haitao, S., J. F. Parham, M. Lau & T.-H. Chen (2007): Farming Endangered Turtles to Extinction in China. – Conservation Biology 21(1): 5-6 oder Abstract-Archiv.

Galerien