Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)

Kopecký - 2023 - 01

Kopecký, O., T. Husák & D. Jablonski (2023): Genetically verified record of non-indigenous turtle, Pelodiscus sinensis (Weigmann, 1835) in Central Europe. – Journal of Vertebrate Biology 72(23039): 1-4.

Genetisch bestätigter Nachweis einer nicht-heimischen Wasserschildkröte, Pelodiscus sinensis (Weigmann, 1835) in Zentraleuropa.

DOI: 10.25225/jvb.23039 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Biologische Invasionen gehören zu den Hauptgründen für den Verlust an globaler Biodiversität. Der Tierhandel zählt zu den Hauptwegen über den Reptilien in neue Lebensräume eingebracht werden. Nachdem von der EU verhängten Bann für die Einfuhr von Schmuckschildkröten (Trachemys scripta) werden nun andere Spezies an Süßwasserschildkröten gehandelt und die Berichte über deren Präsenz in der Wildnis häufen sich. Hier berichten wir über den ersten auch genetisch bestätigten Fund einer Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) im östlichen Landesteil der Tschechischen Republik. Es gibt Berichte über die Gattung Pelodiscus aus Tschechien und den benachbarten Ländern, allerdings nur über Sichtungen von Exemplaren, was aber aufgrund der Komplexität des taxonomischen Status innerhalb dieser Gattung für die Identifizierung unzureichend ist. Wir fingen diese Schildkröte und nutzten die genetischen Daten (Sequenzen der 16S rRNS und Cytochrom b), um die Zugehörigkeit dieses Individuums zu P. sinensis aufzuzeigen. Das untersuchte Individuum repräsentiert eine Linie von P. sinensis die sehr häufig in den Farmen gezüchtet wird und die ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Nordvietnam sowie Süd- und Südostchina hat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Autoren identifizierten die Weichschildkröte als ein Exemplar, dass der Klade B nach Fritz et al., (2010) angehört und sie zeigen anhand des Cimatch-Programm unter Einbezug von 16 Klimavariablen, dass es eine 40 %ige klimatische Übereinstimmung zu den Herkunftsgebieten gibt. Daher schätzen sie die Etablierung der Art an dieser Lokalität als gering ein. Aber diese Schildkröte, die noch lebt, legte zumindest 34, wenn auch unbefruchtete Eier. Allerdings in Anbetracht des Klimawandels ist eine zukünftige Verbreitung nicht auszuschließen, wobei in südlicheren Regionen Europas die Etablierung von Populationen nicht auszuschließen ist. Dabei sollte man berücksichtigen, dass diese Art eine höhere Reproduktionsleistung im Vergleich zu T. scripta erbringen kann. Siehe dazu auch Gong et al., (2018, 2023) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Fritz, U., S. Gong, M. Auer, G. Kuchling, N. Schneeweiss & A. K. Hundsdörfer (2010): The world's economically most important chelonians represent a diverse species complex (Testudines: Trionychidae: Pelodiscus). – Organisms Diversity & Evolution 10(3): 227-242 oder Abstract-Archiv.

Gong, S., M. Vamberger, M. Auer, P. Praschag & U. Fritz (2018): Millennium-old farm breeding of Chinese softshell turtles (Pelodiscus spp.) results in massive erosion of biodiversity. – Naturwissenschaften 105(5-6): 34 oder Abstract-Archiv.

Gong, S., Y. Gao, H. Duan, Y. Ge & Y. F. Wei (2023): Incorporating physiological data into species distribution models to predict the potential distribution range of the red-eared slider in China. – Ecological Indicators 154: 110749 oder Abstract-Archiv.

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