Gesägte Flachschildkröte, Homopus signatus, nördliche Form (vormals Homopus signatus signatus), ein Männchen, Fundort: Northern Cape, South Africa – © Victor Loehr

Loehr - 2023 - 02

Loehr, V. J. T. (2023): Habitat Use by the Rock-Dwelling Karoo Dwarf Tortoise, Chersobius boulengeri. – Ichthyology & Herpetology 111(3): 360-367.

Die Habitatnutzung bei der Boulenger-Kappschildkröte, Chersobius boulengeri.

DOI: 10.1643/h2022059 ➚

Boulengers Flachschildkröte, Homopus boulengeri, – © Victor Loehr
Boulengers Flachschildkröte,
Homopus boulengeri,
Fundort: Namaqualand,
Northern Cape, South Africa
© Victor Loehr➚

Der globale Populationsstatus vieler Reptilien und insbesondere der der Schildkröten als eine der am stärksten gefährdeten Wirbeltiergruppen hängt notwendigerweise von Studien für Erhaltungsmaßnahmen ab. Basisinformationen über die Lebensraumnutzung helfen bei der Ausarbeitung von Erhaltungsstrategien wobei sie zudem noch die Effektivität von Bestandserhebungen erhöhen. Ich untersuchte hier die Habitatnutzung bei Boulengers-Kappschildkröte (Chersobius boulengeri) einer gefährdeten südafrikanischen endemischen Art bei der einzigen Population für die bekannt ist, dass sie Männchen, Weibchen und Jungtiere enthält. Diese Daten sollen Erhaltungsbiologen helfen Naturreservate (in denen zufällige Einzelbeobachtungen gemacht wurden) zu schützen sowie dabei helfen potenziell neue Reservate zu entdecken in denen Erhaltungspopulationen überleben könnten, wobei auch neue Populationen entdeckt werden könnten. Die verfügbaren Mikrohabitate und deren Gesteinsformationen wurden mit einem unbemannten Luftfahrzeug (Drohne) aufgezeichnet. Ich analysierte anschließend die Verteilung der Landschildkröten und ermittelte deren Home Range [genutzte Lebensraumfläche (Minimum Konvex-Polygonmethode)] und ich erfasste die minimale, täglich zurückgelegte Strecke bei 9 Männchen und 16 Weibchen mit der Radiotransmittertechnik. Diese gesamte Freilandarbeit erfolgte im Frühjahr 2018 und 2019 sowie in den Sommern von 2018, 2019 und 2020. Relativ viele Schildkröten bewohnten flache Bänke der unteren exponierten Doleritgesteinsschwellen zwischen den Sandsteinhangformationen, die etliche Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten zwischen Geröll und Steinblöcken boten. Nur relativ wenige besiedelten flache Plateaus, auf denen sie möglicherweise von Greifvögeln ausfindig gemacht werden können. Trotz der offensichtlichen Bevorzugung von diesen Doleritbänken waren sie in der Lage, Home Ranges zu nutzen, die nur wenige solcher Mikrohabitate enthielten. Diese Landschildkröten lebten vorwiegend ortsgebunden, wobei sie kleine sowohl geschlechts- und saisonunabhängige Home Ranges von 1,10-1,14 Hektar bewohnten in denen sie täglich Strecken von 27,6-28,4 m zurücklegen. Die bei diesen Schildkröten beobachteten Home Ranges waren größer als bei der Gesägten-Flachschildkröte (Chersobius signatus), was möglicherweise auf die unterschiedliche Produktivität von deren Habitaten zurückzuführen ist. Personen die sich mit deren Arterhaltung befassen oder die Bestandserfassungen durchführen wollen sollten berücksichtigen, dass diese Doleritbänke für Boulengers-Kappschildkröten wichtig sind aber, dass auch auf gewöhnlichen Felshanglagen Individuen gefunden werden können. Zukünftige Studien sollten die verschiedenen Aspekte der Mikrohabitatnutzung adressieren wie die Verfügbarkeit von Rückzugsmöglichkeiten und das Vegetationsangebot, um auch diese Informationen in ein integriertes Raumnutzungsmodell einarbeiten zu können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine schöne Arbeit, die allerdings offenlässt ob das härte Doleritgestein lediglich eine flache, harte und nicht ausgewaschene Ebene zwischen den Sandsteinblöcken bieten oder ob es auch andere Gründe für die Bevorzugung dieses Gesteins gibt.

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