Flachrückenschildkröte, Pyxis planicauda, – © Bildautor der Redaktion bekannt

Young - 2008 - 01

Young, R. P., A. T. Volahy, R. Bourou, R. Lewis, J. Durbin & J. E. Fa (2008): Estimating the population of the Endangered flat-tailed tortoise Pyxis planicauda in the deciduous, dry forest of western Madagascar: a monitoring baseline. – Oryx 42(2): 252-258.

Populationsabschätzung für die stark gefährdete Flachrücken-Spinnenschildkröte Pyxis planicauda im offenen Trockenwald des westlichen Madagaskars: Eine Erhebungsgrundlage.

DOI: 10.1017/S0030605308006844 ➚

Flachrückenschildkröte, Pyxis planicauda, – © Bildautor der Redaktion bekannt
Flachrückenschildkröte,
Pyxis planicauda,
© Bildautor der Redaktion bekannt

Die Flachrücken-Spinnenschildkröte Pyxis planicauda ist in Madagaskar stark von der Ausrottung bedroht, da ihr Habitat, der offene Trockenwald zunehmend zerstört wird, aber auch durch die illegalen Entnahmen für den Tierhandel. Bis heute ist wenig über ihren Populationsstatus bekannt, da es bislang keine systematisch durchgeführten Erhebungen gab, die ihr Gesamtverbreitungsgebiet einbezogen hätten. Erhebungen zum Vorkommen von P. planicauda sind problematisch, da es sich zum Einen um eine sehr versteckt lebende, kryptische Spezies handelt, die nur in der Regenzeit aktiv ist und ansonsten verborgen unter Falllaub ruht, sowie zum Zweiten eine sehr gute Tarnfärbung trägt, die sie schwer auffindbar macht. In dieser Studie unternahmen wir eine Erhebung entlang von Transsektlinien, die die Zeit, in der die Schildkröten aktiv waren, mit berücksichtigte, um eine durch das Verhalten der Schildkröten unbeeinflusste Populationsabschätzung zu gewährleisten. Wir ermittelten die Populationsdichte für P. planicauda im Hauptverbreitungsgebiet, einem Waldstück in Zentral-Menabe, das das Hauptverbreitungsgebiet darstellt. Die Populationsdichte lag bei 0,40 Individuen pro Hektar und es ergab sich eine Gesamtindividuenzahl von 28.000 Individuen (95 % Konfidenzintervall 16.323-47.669). Diese Abschätzung liegt erheblich höher als in früheren Vorhersagen, die von weniger als 10.000 Individuen ausgingen. Trotzdem wird die Spezies durch die weiter fortschreitende Entwaldung und auch das anhaltende Absammeln zunehmend bedroht und dezimiert. Die in den letzten Jahren erfolgte Unterschutzstellung des Menabewalds mag dazu beitragen, diese Gefährdungen zu reduzieren. Diese Studie liefert eine Grundlage bezüglich der derzeitigen Populationsdichte für P. planicauda und ein Erhebungsprotokoll für zukünftige Überprüfungen des Populationsstatus' und zur Analyse der Populationsentwicklung.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch dieses Manuskript, das schon 2006 zur Publikation eingereicht wurde, wirft die Frage auf, wie schnell schreitet eigentlich die Entwaldung fort. Kann man heute unter Benutzung von Google Earth vielleicht schon „live“ miterleben, wie schnell sich Habitate von Jahr zu Jahr verkleinern? Sicher ist der illegale, unkontrollierte Handel anzuprangern, aber ist es nicht auch illusorisch davon auszugehen, dass in diesen Regionen Armut und Bevölkerungsexplosion die Habitaterhaltung ermöglichen. Wo liegen also die Alternativen für einen Erfolg versprechenden Artenschutz? Sind es Metapopulationen? Und wer hat überhaupt die so niedrige Einschätzung der Vorhersagen aus den früheren Jahren vorgenommen,, ohne dass es entsprechende Daten gab? Die Frage scheint berechtigt und sollte alle zur Verantwortung ermahnen, denn solche Fehleinschätzungen mögen zwar auf der einen Seite das Ziel haben, endlich Schutzmaßnahmen zu initiieren, auf der anderen Seite treiben sie die Sammlerpreise und damit den lukrativen Tierhandel an. Siehe dazu auch: Pedrono et al. (2004); Rivalan et al. (2007).

Literatur

Pedrono, M., L. L. Smith, J. Clobert, M. Massot & F. Sarrazin (2004): Wild-captive metapopulation viability analysis. – Biological Conservation 119(4): 463-473 oder Abstract-Archiv.

Rivalan, P., V. Delmas, E. Angulo, L. S. Bull, R. J. Hall, F. Courchamp, A. M. Rosser & N. Leader-Williams (2007): Can bans stimulate wildlife trade? Proactive management of trade in endangered wildlife makes more sense than last-minute bans that can themselves increase trading activity. – Nature 447(7144): 529-530 oder Abstract-Archiv

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