Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein albinotischer Schlüpfling – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)

Xu - 2009 - 01

Xu, Z., G. L. Wang & P. Nie (2009): IgM, IgD and IgY and their expression pattern in the Chinese soft-shelled turtle Pelodiscus sinensis. – Molecular Immunology 46(10): 2124-2132.

IgM, IgD und IgY und ihre Expressionsmuster bei der chinesischen Weichschildkröte Pelodiscus sinensis.

DOI: 10.1016/j.molimm.2009.03.028 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Drei IG-Isotypen, IgM, IgD und IgA sind aus vorhergehenden Arbeiten für Reptilien bekannt. Hier in dieser Arbeit berichten wir über IgM, IgD und ein neues Immunglobulin vom Isotyp mit einer schweren Kette ypsilon (IgY) bei der chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis). Die konstanten Domänen von IgM und IgY sind in charakteristischer Weise vergleichbar mit ihren aus anderen Wirbeltieren bekannten Isotypen. Die Expression von IgM und IgD konnte anhand von RNS-Untersuchungen schon für die frühe Embryogenese gezeigt werden, und die Expression stieg mit zunehmender Entwicklung an. Allerdings konnte eine Expression der IgYs in jungen Schildkröten bis zum Tag 90 nach dem Schlupf nicht nachgewiesen werden. Die Zunahme der Transkriptionsaktivität für alle drei Ig-Moleküle konnte mit der Real-Time-PCR (Echtzeitpolymerasekettenreaktion) sowohl in der Milz, Niere und im Blut nach einer Stimulation mit inaktivierten Aeromonas hydrophila nachgewiesen werden. Die Hauptmenge des Expressionsanstiegs für alle drei Igs wurde eine Woche nach der Stimulation nachgewiesen, obwohl dieser Anstieg noch nicht statistisch signifikant war, allerdings wenn dann eine zweite Injektion mit Antigen erfolgte, kam es zu einem hochsignifikanten Anstieg bei allen drei Igs, was deutlich zeigt, dass es zu einer primären und einer sekundären Antikörperantwort bei dieser Schildkröte kommt. Diese Untersuchung liefert den Erstnachweis für den Nachweis von IgY bei Reptilien, und zudem zeigt es das Transkriptsmuster für alle drei IgM, IgD und IgY bei Reptilien.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese für manchen Halter doch so triste Arbeit sollte uns aber eigentlich fröhlich stimmen. Denn diese Art der Grundlagenforschung ist wieder ein Weg, der uns zum einen Grundlagen zum Immunsystem der Schildkröten liefert und zum anderen zeigt uns diese Reaktion auf inaktivierte Erreger, dass Schildkröten ein adaptives Immunsystem haben, dass man im Sinne einer Schutzimpfung beeinflussen kann. Dass diese Arbeit nun wieder aus einem Land kommt, in dem Schildkröten gegessen werden und deren Zucht von volkswirtschaftlicher Relevanz zu sein scheint, mag uns fremd erscheinen, aber letztendlich hat alles seine zwei Seiten. Und die erfreuliche Seite bei den Chinesen ist, dass sie eben auch im Bereich Reptilienmedizin ihre Forschungstätigkeit intensivieren und dabei sogar gut vorankommen. Man sollte einmal bedenken, wie lange unsere Naturschutzorganisationen schon über mangelnde Gesunderhaltung klagen, obwohl sie in den Nachzuchtprojekten immer die positiven Aspekte betonen, jedoch gern verschweigen, wie viele Tiere auch dort versterben, bevor sie zur Nachzucht gebracht werden konnten. Dann muss ich langsam zu dem Schluss kommen, dass hier zwar oft gejammert, aber zumindest aus veterinärmedizinischer Sicht, was die Forschung anbelangt, zu wenig getan wird. Ich möchte fast sagen, die Chinesen werden mir mit Hinblick auf Schildkröten sympathisch, denn die haben nicht nur wie unsere Vorgänger die einzige Deutsche Sumpfschildkröte als Fastenspeise fast völlig aufgegessen und die restlichen Biotope zerstört und in fruchtbares Ackerland verwandelt, sondern die erkennen langsam ihren Fehler und beginnen auf allen Ebenen an der Umkehr der Situation zu arbeiten. Klar, wir spenden auch für die Erhaltung unserer Reliktbestände in Europa, aber hat das bislang auch dazu geführt, dass sich ein Veterinärmedizinisches Institut um diese Belange bemüht hätte? Wohl kaum! Denn da wird Forschung kleingeschrieben und bestenfalls die Akutversorgung von Terrarientieren unterstützt., obwohl auch unsere wild lebenden Bestände durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit in bezug auf Krankheiten bräuchten. Siehe auch Jennemann, G. & H.-J. Bidmon (2009).

Literatur

Jennemann, G. & H.-J. Bidmon (2009): Infektionen mit Blutparasiten aus der Familie der Spirorchiidae bei Emys orbicularis in Deutschland – auch eine potentielle Bedrohung für die letzten einheimischen Vorkommen der Art? – Schildkröten im Fokus 6(2): 3-18. ➚

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