Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, Einjähriges Jungtier im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Xia - 2011 - 01

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Xia, X., L. Wang, L. Nie, Z. Huang, Y. Jiang, W. Jing & L. Liu (2011): Interspecific hybridization between Mauremys reevesii and Mauremys sinensis: Evidence from morphology and DNA sequence data. – African Journal of Biotechnology 10(35): 6716-6724.

Interspezies-Hybridisierung zwischen Mauremys reevesii und Mauremys sinensis: Nachweise anhand von morphologischen und DNS-Sequenz-Daten.

DOI: None

Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreikielschildkröte,
Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Schildkrötenhybriden wurden bislang in mehreren Taxa gefunden, aber bislang gab es keine Studien, die eine Interspezies-Hybridisierung zwischen Mauremys reevesii und Mauremys sinensis berichteten. Kürzlich erhielten wir drei Individuen (Hy1, Hy2, Hy3) mit ungewöhnlichen morphologischen Charakteristika aus dem Tierhandel, die eher auf Hybriden als auf neue Arten schließen ließen, denn ihre Morphologie bewegte sich irgendwo zwischen M. reevesii und M. sinensis. In weiter führenden Untersuchungen adressierten wir zwei Aspekte, die morphologischen Charakteristika und die molekularen Daten getrennt. Die morphologischen Befunde zeigten, dass das Muster des Carapaxes, des Plastrons und die Streifenzeichnung der Kopf-Halsregion zwischen jenem von M. reevesii und M. sinensis lag (die morphologischen Merkmale von Hy1 und Hy2 passten deutlicher zu dem von M. sinensis und die von Hy3 hatten eine größere Übereinstimmung mit M. reevesii). Bei den molekularen Analysen untersuchten wir zwei mitochondriale Gene (12S, cytb) und zwei nukleäre Gene (RAG-1, R35), die von jedem Individuum geklont wurden. Je eine Sequenz ergab sich für jedes mitochondriale Gen, während jeweils zwei unterschiedliche Sequenzen für jedes nukleäre Gen gefunden wurden. Die phylogenetischen Abstammungsanalysen zeigten, dass jede mitochondriale Gensequenz ein Cluster mit der zugehörigen Gensequenz der vermuteten Spezieszugehörigkeit des weiblichen Elternteils bildeten, während die zwei Paare an nukleären Genen Allelsequenzen eine strenge Paraphylie aufwiesen, da sie aus zwei getrennten genetischen Linien (M. reevesii und M. sinensis) bestanden (einer ererbten Mischung aus mütterlichen und väterlichen Anteilen). Daraus schließen wir, dass es sich bei den drei Individuen um Hybriden handelt (Hy1 und Hy2: M. reevesii Männchen × M. sinensis Weibchen; Hy3: M. sinensis Männchen × M. reevesii Weibchen). Hierbei handelt es sich um den ersten Nachweis, dass sich M. reevesii und M. sinensis komplett kreuzen und Interspezies-Hybriden bilden können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier wieder ein zusätzlicher Beleg für Hybridisierung, wobei unklar bleibt, ob es sich um Hybriden aus freier Wildbahn oder aus Zuchtfarmen handelt. Über den Sinn der Hybridbildung wurde schon mehrfach diskutiert. Siehe dazu Anmerkung zu Freedberg & Myers (2012).

Literatur

Freedberg, S. & E. M. Myers (2012): Cytonuclear equilibrium following interspecific introgression in a turtle lacking sex chromosomes. – Biological Journal of the Linnean Society 106(2): 405-417 oder Abstract-Archiv.

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