Atlantik-Bastardschildkröte, Lepidochelys kempii, – © Sando L. Bonatto

Vazquez-Sauceda - 2008 - 01

Vazquez-Sauceda, M. L., G. Aguirre-Guzman, R. Perez-Castaneda, J. G. Sanchez-Martinez, R.R. M. del Campo, J. Loredo-Osti, J. & J. L. Rabago-Castro (2008): Evaluation of the influence of two transport boxes on the incubation, hatching and emergence of Kemp's ridley turtle (Lepidochelys kempii) eggs. – Ciencias marinas 34(1): 101-105.

Bewertung des Einflusses von Transportboxen auf die Inkubation, den Schlupf und das Verlassen des Nistplatzes bei der Bastardschildkröte (Lepidochelys kempii).

DOI: 10.7773/cm.v34i1.1213 ➚

Atlantik-Bastardschildkröte, Lepidochelys kempii, – © Sando L. Bonatto
Atlantik-Bastardschildkröte,
Lepidochelys kempii,
© Sando L. Bonatto

Menschliche Aktivitäten berühren direkt und indirekt den Lebenszyklus der Bastardschildkröte (Lepidochelys kempii). Der Transport von Meeresschildkröteneiern unterstützt die Etablierung neuer Nistgebiete und erhöht die Überlebenschance der Schildkröten. Diese Studie widmet sich dem Vergleich des Einflusses zweier Transportarten auf die Inkubation, auf die Schlupfrate und auf das endgültige Verlassen des Nestes. Getestet wurden eine handelsübliche Plastikbox in Kistenform mit Styropornetzen als Eischutz und eine experimentelle Sperrholzkiste mit Schaumgummi, das in der Form eines Eierkartons geformt war. Die Eier aus 40 in situ Nestern wurden während der Nistsaison vom 23. April bis 31. May 2000 mithilfe beider Transportsysteme (jeweils 20 Nester mit 89-97 Eiern pro Nest) zur Tepehuajes Station (Tamaulipas, Mexico) gebracht. Die Inkubationszeit, Schlupf- und Ausschlupfraten wurden für beide Transportsysteme anhand eines Students-t-Tests verglichen. Die Resultate zeigten, dass die Versuchsbox verglichen mit der konventionellen Plastikbox einen signifikanten positiven Effekt auf die Schlupf- und Ausschlupfrate hatte, sodass dies eine praktikable Alternative zu den bekannten Nesttranslokationsprozeduren darstellt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Der Transport abgelegter Reptilieneier ist zu unterschiedlichen Phasen als heikel zu betrachten. Gerade frisch abgelegte Eier sind diesbezüglich wohl am unempfindlichsten, zumindest so lange sie nicht für längere Zeit ca. 24 Stunden unbewegt bleiben. Da im Gegensatz zu Vögeln bei Reptilien im Ei keine so genannte Hagelschnur ausgebildet wird, die dafür sorgt, dass der Embryo immer wieder in die richtige Position zurückverlagert wird, besteht bei Reptilieneiern, nachdem sich im abgelegten ruhig gestellten Ei der Dotter mit der aufgelagerten Eizelle (Embryo) abgesetzt hat, die Gefahr, dass bei Erschütterung und Bewegung der Embryo unter dem Dotter zum Liegen kommt und abstirbt. Die zweite Phase, in der Eier relativ unproblematisch transportiert werden können, liegt kurz vor deren Schlupf, also zu einer Zeit, zu der der meiste Dotter resorbiert ist und der fast fertige Schlüpfling sich selbst schon im Ei bewegt. Bei der obigen Arbeit hängt also der Transporterfolg im Wesentlichen von zwei Faktoren ab, nämlich zum einen, welche der Transportportboxen die ruhigste und erschütterungsfreieste Lagerung der Eier während des Transports erlaubt, und das ließe sich auch experimentell ohne echte Eier mit physikalisch korrekten Messungen unter verschiedenster Beanspruchung messen, und zum zweiten ist der Transporterfolg vom Entnahmezeitpunkt der Eier nach Ablage aus dem Nest abhängig. Denn je länger die Eier im Nest lagen, desto heikler werden die Entnahme und der Transport. Gerade diesem zweiten Aspekt müsste aber meiner Meinung nach etwas mehr Aufmerksamkeit bei der Versuchsplanung und Versuchsauswertung geschenkt werden. Denn die statistische Auswertung mit einem einfachen t-Test berücksichtigt die einzelnen Faktoren nicht, und die Stichprobe (Anzahl) der Nester pro Versuchsgruppe ist nicht gerade sehr hoch, zumal anscheinend kein Korrekturfaktor für die Anzahl unbefruchteter Eier mitangegeben wird, denn als transportgeschädigt kann man ja nur die Eier werten, die obwohl sie befruchtet waren, nach dem Transport abgestorben sind.

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