Vargas-Ramirez - 2012 - 01

Abstracts V Zugriffe: 1446

Vargas-Ramirez, M., J. Michels & O. Victoria Castano-Mora (2012): Weak genetic divergence between the two South American toad-headed turtles Mesoclemmys dahli and M. zuliae (Testudines: Pleurodira: Chelidae). – Amphibia-Reptilia 33(3-4): 373-385.

Nur schwach ausgeprägte genetische Unterschiede zwischen den zwei südamerikanischen Krötenkopfschildkröten Mesoclemmys dahli und M. zuliae (Testudines: Pleurodira: Chelidae).

DOI: 10.1163/15685381-00002840 ➚

Mesoclemmys dahli und M. zuliae sind zwei gefährdete, wenig bekannte Krötenkopfschildkröten mit kleinen Verbreitungsgebieten in Kolumbien und Venezuela. Unter Verwendung des mitochondrialen Cytochrome b Gens als Marker untersuchten wir deren phylogeographische Differenzierung. Zudem und auf 2341 bp der mtDNS und 2109 bp von nDNA von M. dahli, M. zuliae und verwandten Schildkröten basierend nahmen wir unter Zuhilfenahme einer über Fossilen kalibrierten molekularen Uhr eine Abschätzung für deren Linienaufspaltung vor. Mesoclemmys dahli und M. zuliae sind sehr nahe verwandte Arten mit einer geschätzten mittleren Aufspaltungszeit von vor 10.6 Millionen Jahren. Diese Einschätzung korreliert zeitlich mit der Auffaltung der Serrania de Perija, eines Berges der Andenkette, die ihr Verbreitungsgebiet aufteilte, was andeutet, dass dieses Ereignis die Entwicklung der beiden Arten einleitete. Die Haplotyp- und Nukleotid-Unterschiede von M. dahli sind wesentlich höher als bei Podocnemis lewyana, die eine andere endemische Schildkrötenart in Kolumbien ist. Dieser ausgeprägte Unterschied mag auf Differenzen in Bezug zur Geschichte der Phylogeographie und Demographie für beide Spezies zurückzuführen sein und steht sicher auch in Beziehung zu ihren unterschiedlichen Habitatpräferenzen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier ein schönes einleuchtendes Beispiel für die Langzeitdynamik der Artenbildung. Wenn allerdings Barrieren zur Artenbildung beitragen, dann hoffe ich, dass kein Zyniker auf die Idee kommt, dem prognostizierten Artenverlust dadurch entgegenwirken zu wollen, indem er durch zusätzliche Grenzziehungen vorhandene Verbreitungsgebiete weiter fragmentiert, weil ja damit die Chance steigt, dass sich in jedem Fragment eine eigene Art entwickelt, die dann den angeblichen Verlust kompensieren könnte. Denken Sie mal drüber nach! Denn wenn die „Fragmente“ groß genug bleiben, um lebensfähige Populationen aufrecht zu erhalten, scheint das ja gerade ein Mechanismus zu sein, der erklärt, wie auf diesem Planten Erde Artenvielfalt entsteht – nur dass dieser Mechanismus nicht erklärt, warum sich dann Artenvielfalt innerhalb zusammenhängender Systeme entwickelt, wie wir es z. B. im Extremfall der Höhle von Movile beobachten können. Deshalb kann es trotz langer Zeiträume durchaus dazu kommen, dass sich zwar abgetrennte Populationen einer Art verändern, aber dennoch keine eigene Art darstellen müssen, während anderen Orts auch ohne Abtrennung stochastisch neue klar genetisch differenzierbare Arten entstehen und heraus selektionieren. Ich denke, wir haben zwar diesbezüglich schon viel gelernt, aber noch längst nicht alles verstanden und durchschaut. Deshalb durchaus Vorsicht beim Ziehen voreiliger Schlüsse – insbesondere wenn damit nicht wieder gut zu machende Eingriffe verbunden sind!