Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Tucker - 2008 - 02

Tucker, J. K., C. R. Dolan, J. T. Lamer & E. A. Dustman (2008): Climatic warming, sex ratios, and red-eared sliders (Trachemys scripta elegans) in Illinois. – Chelonian Conservation and Biology 7(1): 60-69.

Klimatische Erderwärmung, Geschlechterverhältnisse und Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) in Illinois.

DOI: 10.2744/CCB-0670.1 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Für die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) wurden Geschlechterverhältnisse der Schlüpflinge und adulten Schildkröten innerhalb der aquatischen Lebensräume am Long-See in West-Zentral Illinois gesammelt. Wir fanden, dass das ursprüngliche Geschlechterverhältnis sehr ausgeglichen war, aber dass es sich mit der Zeit zunehmend zu mehr Männchen hin verschoben hat. Dieser Verschiebung lag die Integration großer Gruppen neu nachwachsender Männchen zugrunde. Der Populationszuwachs hat sich zwischen den Jahren 2001 und 2004 mehr als verdoppelt, und diese neu dazu gekommenen Schildkröten waren überwiegend männlich. Somit hat die klimatische Erwärmung zu diesem derzeitigen Männchenüberschuss beigetragen. Denn während dieser Zeit gab es eine Temperaturerhöhung in dieser Lokalität, die es den adulten Weibchen erlaubte, mehr Eier zu legen, indem sie die Legesaison ausdehnten. Die Weibchen produzierten also ein zusätzliches Gelege, was diesen ungewöhnlichen Populationszuwachs auslöste. Dieses zusätzliche Gelege wurde aber zu einer Zeit abgelegt, zur der die Bodentemperaturen relativ niedrig waren, was die Verschiebung hin zu mehr Männchen erklärt. Die Auswirkungen, die sich für die Population durch den Anstieg bei den Männchen ergeben, ist derzeit noch unklar. Allerdings verschlechterte sich die Kondition der Weibchen um ungefähr 7 % zwischen 1994 bis 2006, was die Vermutung zulässt, dass sich Auswirkungen ergeben können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine schöne Arbeit, die zeigt, wie vielschichtig die Auswirkungen einer Erwärmung sein können. Denn wer kennt sie nicht, die Diskussionen, dass die globale Erderwärmung das Geschlechterverhältnis bei TSD-Spezies hin zu dem Geschlecht verschiebt, welches sich bei höherer Temperatur einstellt. Ganz so einfach scheint es nicht zu sein, was auch nahe liegt, denn wie hätten sonst TSD-Spezies bis in unsere Zeit existieren können, wo es doch schon viele Warm- und Kaltzeiten in den letzten 200 Millionen Jahren gab. Siehe dazu auch: Delmas et al. (2008).

Literatur

Delmas, V., A. C. Prevot-Julliard, C. Pieau & M. Girondot (2008): A mechanistic model of temperature-dependent sex determination in a chelonian: the European pond turtle. – Functional Ecology 22(1): 84-93 oder Abstract-Archiv.

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