Waldschildkröte, Chelonoidis denticulata, zwei in freier Wildbahn während einer Studie gefundene Exemplare – © Thais Queiroz Morcatty

Tavares - 2019 - 01

Tavares, A. S., T. Q. Morcatty, J. Zuanon & W. E. Magnusson (2019): Influence of body size, topography, food availability and tree-fall gaps on space use by yellow-footed tortoises (Chelonoidis denticulatus) in Central Amazonia. – PLoS One 14(2): e0211869.

Der Einfluss von Körpergröße, Topographie, Nahrungsverfügbarkeit und Baumschlaglichtungen auf die Raumnutzung der Waldschildkröten (Chelonoidis denticulatus) in Zentralamazonien.

DOI: 10.1371/journal.pone.0211869 ➚

Waldschildkröte, Chelonoidis denticulata, – © Thais Queiroz Morcatty
Waldschildkröte,
Chelonoidis denticulata,
© Thais Queiroz Morcatty

Habitatslektion und die Ausweitung des Areals das durch eine Tierart genutzt wird kann sich während der verschiedenen Lebensphasen verändern und dieses wird dann oft durch die Verteilung und Verfügbarkeit der Ressourcen in der Landschaft bestimmt wie z.B. Nahrung, Nistlokalitäten und Unterschlupfmöglichkeiten. In dieser Studie erfassten wir den Einfluss der Körpergröße auf die Arealnutzung für 21 Waldschildkröten (Chelonoidis denticulatus) von Januar bis Juni 2017 innerhalb einer dichtbewachsenen Regenwaldregion in Zentralamazonien. Ebenso untersuchten wir ob die Individuen bestimmte Flächen innerhalb des Terrains nutzten wie Hanglagen, höhergelegene Flächen oder Flächen mit hoher Nahrungsverfügbarkeit sowie Waldlichtungen die durch das Umstürzen alter Bäume entstanden sind und die sowohl Unterschlupf wie auch freien Lichteinfall für die Thermoregulation bieten. Wir überwachten die Landschildkrötenbewegungsmuster mit der Fadenspulenmethode und wir sammelten dann die entsprechenden Habitatcharakteristika, das Vorhandensein potentieller Nahrungsquellen und die Verfügbarkeit von Waldlichtungen entlang der Wanderrouten der Schildkröten. Wir bestimmten die gleichen Variablen in Flächenplots die wir systematisch im Untersuchungsgebiet absteckten um die allgemeine Ressourcenverfügbarkeit zu bestimmen. Die Schildkröten nutzten Areale mit einer durchschnittlichen Größe von 1,56 Hektar (SD = 1.51, min = 0.03, max = 6.44). Die Größe der genutzten Fläche korrelierte positiv mit der individuellen Körpergröße, unterschied sich aber nicht zwischen den Geschlechtern. Kleinere Individuen selektierten meist höher gelegene flache Areale auf denen die Menge heruntergefallener Blüten meist höher war. Im Gegensatz dazu nutzten große Individuen meist Flächen die sich nicht speziell von der verfügbaren Ressourcenvielfalt in der Gesamtregion unterschieden. Zudem kam es zu keiner besonderen Bevorzugung von Waldlichtungen mit umgestürzten Bäumen, obwohl die meisten der größeren Schildkröten Unterschlupf unter umgestürzten Bäumen suchten (85 %). Im Gegensatz dazu verbargen sich kleine Individuen meist unter Falllaub (66 %). Es zeigte sich, dass die Körpergröße bestimmend für die Flächennutzung durch die Schildkröten war wobei große Individuen sich hauptsächlich als Generalisten verhielten während kleine Individuen höhergelegene flache Areale besiedelten. Die Waldschildkröte wird durch die Bejagung zu Nahrungszwecken und durch illegales Absammeln für den Tierhandel sowie durch Habitatzerstörung und durch den Klimawandel bedroht. Größenabhängige Unterschiede bei der Habitatselektion sollten bei der Verwendung von Artverteilungsmodellierungen berücksichtigt werden, wenn es darum geht Flächen für die Wiederansiedlung von Waldschildkröten zu finden und um entsprechende Managementmaßnahmen für Schutzgebiete zu planen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun adulte Waldschildkröten scheinen sich bezogen auf die Nutzung von Lichtungen etwas anders zu verhalten als Köhlerschildkröten. Was aber die letzten Sätze dieses Abstracts anmahnen ist allerdings reine Theorie, denn wir konnten es selbst hier in Europa „live“ an den Bildschirmen miterleben wie die Entscheidungen eines einizigen Mannes dazu beigetragen haben, dass wohl mehr Schildkröten ihren Lebensraum verloren haben als einige der Tierliebhaber hätten einsammeln können. Ist heute ein Überleben für Wildtiere in einer nicht gemanagten Natur überhaupt noch möglich? Siehe dazu auch den Kommentar zu Wang et al. (2019).

Literatur

Wang, W., L. Yang, T. Wronski, S. Chen, Y. Hu & S. Huang (2019): Captive breeding of wildlife resources-China's revised supply-side approach to conservation. – Wildlife Society Bulletin 43(3): 425-435 oder Abstract-Archiv.

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