Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Brian Folt

Styrsky - 2010 - 01

Styrsky, J. N., C. Guyer, H. Balbach & A. Turkmen (2010): The Relationship Between Burrow Abundance and Area as a Predictor of Gopher Tortoise Population Size. – Herpetologica 66(4): 403-410.

Die Beziehung zwischen der Häufigkeit von Höhlen pro Areal als Anzeiger für die Größe von Gopherschildkrötenpopulationen.

DOI: 10.1655/09-021.1 ➚

Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Tracey D. Tuberville
Georgia-Gopherschildkröte,
Gopherus polyphemus,
© Tracey D. Tuberville

Da die Gopherschildkröte (Gopherus polyphemus) meist hochwertiges Land in den südöstlichen USA bewohnt, nimmt die Zahl der Tiere im gesamten Verbreitungsgebiet ab. Regelmäßig kommt es zu öffentlichen Protesten, wenn Tiere durch legale Landnutzung in ihren Höhlen begraben werden, sodass neu überarbeitete Schutzmaßnahmen für diese Art dringend erforderlich sind. Dabei besteht ein besonderes Interesse daran, zu ermitteln wie viele Individuen eine Population darstellen und wie groß die Landfläche für eine Population sein muss, um Schildkröten, die derzeitiges Nutzland besiedeln, in entsprechend große Ausweichreservate umsiedeln zu können. Wir führten Bestandserhebungen der Höhlen der Gopherschildkröten über ein sehr großes Gebiet durch, um zu testen welche lineare Beziehung zwischen der Landfläche und der Anzahl an Höhlen bis zum Rande einer Gopherschildkrötenpopulation besteht. Zur Bestimmung der Höhlendichte wurde die Transektmethode angewendet. Die Ergebnisse wurden mit Komplettzählungen an anderer Stelle verglichen.
Die Beziehung zwischen der Fläche und der Häufigkeit der Höhlen lag für die Transektmethode höher als für die Komplettzählung, was nahe legt, dass die Transektmethode bei der Abschätzung über sehr große Areale ungenaue Angaben liefert. Für die Komplettzählung zeigen unsere Daten einen Schwellenwert an dem die lineare Beziehung zwischen Fläche und Häufigkeit endet und die Berechnungen ungenau werden. Dieser Schwellenwert legt nahe, dass eine durchschnittliche Gopherschildkrötenpopulation 444 Höhlen und 240 Individuen auf einer Fläche von 755 Hektar aufweist. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Schildkröten verschiedenste Landschaftsformen nutzen, die sich bezüglich ihrer Managementstrategien unterscheiden und deren historische Landnutzung (durch Menschen) unterschiedlich war. Im Hinblick auf die in dieser Studie gewonnenen Daten zeigt sich, dass viele der derzeitigen Schutzgebiete (Ersatzreservate) für Gopherschildkröten sehr wahrscheinlich zu klein sind. Ebenso zeigen die Ergebnisse wie sich essentielle Schlüsselerkenntnisse für die Erhaltungsvariablen für langlebige Arten erarbeiten lassen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine grundlegende Arbeit. Denn diese Arbeit adressiert erstmals eine der für den Artenschutz sehr wichtige Frage – nämlich wie groß ist eigentlich eine durchschnittliche intakte Population der jeweiligen zu schützenden Schildkrötenart? Zudem macht die Arbeit einmal mehr deutlich was manche Schildkröten brauchen, nämlich nicht gerade minderwertige karge Böden, nein auch durchaus hochwertige produktive Landflächen gehören dazu. Nur dort wo diese längst anderweitig genutzt werden sieht es für uns so aus als würden die Restbestände an Schildkröten auch auf minderwertigen Böden überdauern (siehe auch Anmerkung zu Bury et al., 2010; Russell & Balazs, 2009). Zudem stellen die Autoren fest, dass die derzeitigen Umsiedlungsreservate für umgesiedelte Populationen zu klein sind. Dabei gehen die Autoren aber immer noch von der Abundanz-Flächen-Beziehung aus, die für Populationen im intakten natürlichen Verbreitungsgebiet also auch unter Nutzung hochwertiger Landflächen festgestellt wurden. Wenn man davon ausgeht, dass die Schutzreservate in die umgesiedelt werden soll ja meist minderwertige Landflächen beinhalten müsste man davon ausgehen, dass die umgesiedelte Population erheblich mehr Fläche benötigt um gleiche Ressourcen bei verminderter Habitatqualität finden zu können. Sollte das nicht zum Umdenken bewegen, zumindest in den reichen Industriestaaten? Denn wenn solche Feststellungen wie in dieser Arbeit gezeigt, erst jetzt erfolgen, ja was wollen wir da von den Ländern in der so genannten Dritten Welt erwarten (siehe Anmerkungen zu Walker (2010).

Literatur

Bury, R. B., D. J. Germano & G. W., Bury (2010): Population structure and growth of the turtle Actinemys marmorata from the Klamath-Siskiyou Ecoregion: Age, not size, matters. – Copeia 2010(3): 443-451 oder Abstract-Archiv.

Russell, D. F. & G. H., Balazs (2009): Dietary Shifts by Green Turtles (Chelonia mydas) in the Kane'ohe Bay Region of the Hawaiian Islands: A 28-Year Study. – Pacific Science 63(2): 181-192 oder Abstract-Archiv.

Walker, R.C.J.(2010): The Decline of the Critically Endangered Northern Madagascar Spider Tortoise (Pyxis arachnoides brygooi). – Herpetologica 66(4): 411-417 oder Abstract-Archiv.

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