Gesägte Flachschildkröte, Homopus signatus, nördliche Form (vormals Homopus signatus signatus), ein Männchen, Fundort: Northern Cape, South Africa – © Victor Loehr

Loehr - 2012 - 01

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Loehr, V. J. T. (2012): High body temperatures in an arid, winter-rainfall environment: Thermal biology of the smallest tortoise. – Journal of Arid Environments 82: 123-129.

Hohe Körpertemperaturen in einer ariden Umwelt mit Winterregenfällen: Die Thermalbiologie der kleinsten Landschildkröte.

DOI: 10.1016/j.jaridenv.2012.02.012 ➚

Gesägte Flachschildkröte, Homopus signatus, – © Victor Loehr
Gesägte Flachschildkröte,
Homopus signatus, südliche
Form (vormals
Homopus signatus cafer
),
Fundort: Western Cape,
South Africa
© Victor Loehr➚

Herbivore Landschildkröten in Trockengebieten mit Winterregen unterliegen der Notwendigkeit Nahrung in den Jahreszeiten aufzunehmen, die wenig Wärme für ihren ektothermen Stoffwechsel zur Verfügung stellen. Um zu verstehen, wie es Landschildkröten schaffen, ihre Nahrungsressourcen in Regionen mit Winterregen zu nutzen, zeichnete ich während vier Frühjahrsperioden und während eines Sommers, Herbsts und Winters die Temperaturen für die Umgebung, den Boden und die Körpertemperatur von Homopus signatus auf. Die thermischen Umweltbedingungen während des Frühjahrs erlaubten es H. signatus eine zu anderen kleinen Schildkrötenspezies vergleichsweise hohe Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Geschlechtsreife Weibchen zeigten höhere Frühjahrskörpertemperaturen als Männchen und subadulte Exemplare, was vielleicht daraus resultiert, dass sie Eier entwickelten. Während des Sommers, Herbsts und Winters unterschieden sich die Körpertemperaturen von Männchen und Weibchen, was in Beziehungen zu unterschiedlichen Aktivitäten und zur unterschiedlichen Nutzung von Unterschlüpfen stand. Die relativ hohen Körpertemperaturen, die H. signatus während des Winters und Frühjahrs aufrecht erhielt, zusammen mit einer nicht-isometrischen Beziehung zwischen Körpertemperatur und Bodentemperatur lassen vermuten, dass diese Landschildkröten Thermoregulation nutzen und dazu einen erheblichen Zeitaufwand einsetzen, um Wärme aufzunehmen. Zusätzliche Studien sind nötig, um Vergleiche zwischen der Körpertemperatur von H. signatus zu deren operativer Temperatur zu erfassen, und um zu bestimmen, wie anfällig dieses Taxon gegenüber Störungen durch den Menschen in Bezug auf das Zeitbudget zur verhaltensbedingten Körpertemperaturregulation ist.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine äußerst interessante Studie, die auch für Homopus signatus zeigt, dass die durchschnittliche Körpertemperatur bei etwa 29,8 ºC liegt, wobei in einem Fall eine Temperaturspanne von 24,5-42,5 ºC gemessen wurde. Die Durchschnittstemperaturen schwankten zwischen den Jahren und betrugen 27,7 °C, 30,1 °C, 29,0 °C und 31,0 ºC, wobei inguinal gemessene Temperaturspannen von etwa 8,2-38,2 ºC auftraten. In der Diskussion führt der Autor klar aus, dass es bezogen auf die optimale Körpertemperatur gute Übereinstimmungen zu anderen Arten gibt, selbst wenn hier die Körpertemperaturen durchschnittlich leicht höher liegen als bei anderen Spezies, für die verlässliche Daten in der Literatur vorliegen, wie für Testudo oder Kinixys Arten. Hier wird auch klar darauf verwiesen, dass es bei maximal tolerierbaren Temperaturen größere Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Spezies gibt und auch Homopus bei Temperaturen ab 38 ºC aufwärts mit erhöhtem Speichelfluss als Stressreaktion reagiert. Insgesamt zeigen sich bei Homopus signatus ähnliche Thermoregulationsprofile wie für Testudo kleinmanni, die ja ebenfalls während der Winterregenzeit aktiv ist. Also auch hier wieder eine wissenschaftliche Arbeit, die wie kürzlich von mir für andere Arten diskutiert, unterstreicht, dass die optimale Durchschnittskörpertemperatur recht nahe der vermuteten Pivotaltemperatur für diese Spezies liegt. Ebenso wird hier angedeutet, dass wie schon für Graptemys flavimaculata gezeigt, menschliche Störungen sowohl die Thermoregulation als auch die Reproduktion negativ beeinflussen können. Siehe dazu auch: Geffen & Mendelson 1989, Hailey & Coulson 1996, Horne et al. 2003, Moore et al. 2006, Plummer et al. 2003, Bidmon 2012.

Literatur

Bidmon H.-J. (2012): Hamiltons Gesetz, Selektion nach dem Verwandtschaftsgrad oder gar altruistisches Verhalten bei Spaltenschildkröten? – Schildkröten im Fokus 9 (2) 3-26 ➚.

Geffen E. & H. Mendelson (1989): Activity patterns and thermoregulatory behavior of the Egyptian tortoise, Testudo kleinmanni in Israel. – Journal of Herpetology 23: 404-409.

Hailey A. & I. M. Coulson (1996): Temperature and the tropical tortoise Kinixys spekii: constraints on activity level and body temperature. – Journal of Zoology 240: 523-536.

Horne, B. D., R. J. Brauman, M. J. C. Moore & R. A. Seigel (2003): Reproductive and nesting ecology of the yellow-blotched map turtle, Graptemys flavimaculata: Implications for conservation and management. – Copeia (2003)4: 729-738 oder Abstract-Archiv.

Moore, M. J. C. & R. A. Seigel (2006): No place to nest or bask: Effects of human disturbance on the nesting and basking habits of yellow-blotched map turtles (Graptemys flavimaculata). – Biological Conservation 130(3): 386-393 oder Abstract-Archiv.

Plummer, M. V., B. K. Wiliams, M. M. Skiver & J. C. Carlyle (2003): Effects of dehydration on the critical thermal maximum of the desert box turtle (Terrapene ornata luteola). – Journal of Herpetology 37(4): 747-750 oder Abstract-Archiv.

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