Liu - 2004 - 01

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Liu, H., S. G. Platt & C. K. Borg (2004): Seed dispersal by the Florida box turtle (Terrapene carolina bauri) in pine rockland forests of the lower Florida Keys, United States. – Oecologia 138(4): 539-546.

Samenverbreitung durch die Florida-Dosenschildkröte (Terrapene carolina bauri) in Kiefernwäldern auf felsigem Untergrund auf den unteren (südlichen) Florida Keys der Vereinigten Staaten.

DOI: 10.1007/s00442-003-1445-7 ➚

Samenverbreitung durch Tiere ist mit eine der wichtigsten mutualistischen Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren. Allerdings wurde der Saurochorie, der Verbreitung von Samen durch Reptilien, bislang wenig Beachtung geschenkt. In dieser Studie untersuchten wir, welche Rolle die Florida-Dosenschildkröte bei der Verbreitung von Samen spielt. Die Untersuchungen wurden in den felsigen Kiefernwäldern der Florida Keys durchgeführt, und wir untersuchten, wie die Schildkröten aufgenommene Samen verdauen und welchen Einfluss das auf die Keimfähigkeit der Samen hat. Im Kot der Schildkröten fanden wir regelmäßig Samen von insgesamt 11 Pflanzenarten mit fleischigen (Fruchtfleisch) Früchten und von zwei Arten mit fleischlosen Samen (eine Grasart und eine Wildgemüseart). Dabei wurde der Kot von 145 Schildkröten im Key Deer National Wildlife Refuge (Wildreservat) von 1999 bis 2000 analysiert. Wir pflanzten die Samen von neun Spezies und bestimmten die Keimfähigkeit in Prozent als Anzahl der gekeimten Samen während des Experiments für alle neun Pflanzenarten. Die Keimfähigkeit variierte dabei zwischen 10 % und 80 %. Vergleichende Experimente wurden für die Pflanzenarten Thrinax morrissii (Thatch-Palme), Serenoa repens (Sägepalme) und Byrsonima lucida (Nanchenart) durchgeführt. Dabei wurde die Keimfähigkeit und die Rate der gekeimten Samen sowie die Keimdauer (also die Zeit in Tagen von der Aussaat bis zum Keimen) bestimmt, wobei wir drei verschiedene Behandlungen miteinander verglichen: 1. Samen aus dem Kot der Schildkröten, 2. Kontrollsamen (Samen, die noch im Fruchtfleisch steckten) und 3. Samen, denen das Fruchtfleisch manuell vor der Aussaat entfernt worden war. Die Experimente wurden über zwei Jahre hinweg durchgeführt und ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Passage der Samen durch den Verdauungstrakt der Schildkröten die Keimfähigkeit und Keimrate der Samen von S. repens deutlich steigert, wohingegen die Keimung von B. lucida und T. morrissii verzögert wurde und die Keimrate für T. morrissii abnahm. Nachfolgend durchgeführte Überlebenstests für die ungekeimten T. morrissii Samen zeigten, dass diese noch lebten, so dass sich vermuten lässt, dass sie sich trotz der Darmpassage in einer länger andauernden Ruhephase befanden. Zusätzlich konnten wir feststellen, dass die Anzahl der nicht gekeimten, aber noch lebenden Samen, die aus Schildkrötenkot stammten, wesentlich größer war als die Anzahl jener Samen, die noch von Fruchtfleisch umgeben waren. Der Grund für diese hohe Überlebensrate der Samen während der Ruhephase liegt wohl darin begründet, dass das Entfernen des Fruchtfleisches – entweder durch die Schildkröten oder manuell – die Samen davor bewahrt, von Schadinsekten befallen und zerstört zu werden.