Afrikanische Schnabelbrustschildkröte, Chersina angulata, – © Hilmar Hufer

Lee - 2021 - 01

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Lee, A. T. K., M. Macray, P. G. Ryan, & A. J. Graham (2021): Tortoise mortality along fence lines in the Karoo region of South Africa. – Journal for Nature Conservation 59(1011): 125945.

Der Schildkrötentod entlang der Weidezaunverläufe in der Karoo-Region in Südafrika.

DOI: 10.1016/j.jnc.2020.125945 ➚

Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Pantherschildkröte,
Stigmochelys pardalis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Weidezäune und speziell solche die als Elektrozäune errichtet wurden werden zunehmend häufiger in Südafrika eingesetzt um Viehherden oder auch Jagdtiere auf den Farmen einzuzäunen. Pantherschildkröten (Stigmochelys pardalis) sind besonders gefährdet durch die Elektrozäune getötet zu werden, aber es gibt kaum Studien die den Einfluss der Einzäunungen beschreiben oder die die an ihnen erfolgten Mortalitätsraten erfassen. Letzteres gibt aber in Bezug auf die Arterhaltungsbiologie Anlass zur Sorge, insbesondere da Südafrika mehr Landschildkrötenarten beherbergt als alle anderen Länder. Diese Studie untersucht die Todesursache bei Landschildkröten in Bezug zu elektrischen und nicht elektrischen Zäunen sowie der Machart der Zäune, wobei sie auch anhand der Transektmethode Regionen untersucht, die entfernt von den Zäunen liegen, um vergleichend die Mortalitätsraten zu bestimmen. Alle Zauntypen wiesen eine signifikant höhere Mortalitätsrate für Schildkröten auf als die Transekte in freier Landschaft. Für Pantherschildkröten lag die Mortalitätsrate mit 56% am höchsten entlang von Elektrozäunen, obwohl diese nur 4% der Gesamtzahl an Zäunen in der Untersuchungsregion ausmachten. Im Vergleich dazu verstarben die meisten Schnabelbrustschildkröten (Chersina angulata) dadurch, dass sie sich in den Zaunmaschen verhedderten. Die Verteilung und die Häufigkeit der Zauntypen wurde entlang von 2.200 km Straße erfasst, um damit den Einfluss auf die Schildkrötensterblichkeit in der Südöstlichen Karoo Südafrikas hochzurechnen. Eine Erfassung der Landnutzungstypen ergab, dass die Farmen, die Großwild zur Jagd hielten jene waren die hauptsächlich Elektrozäune nutzten. Es werden demnach Regulierungen notwendig um die Mortalität von gefährdeten Spezies wie Landschildkröten und Schuppentieren an Elektrozäunen so vorzuschreiben, dass seine Mindeststandhöhe sowie Fluchtperioden zu denen in unregelmäßigen Abständen kein Strom fließt eingeführt werden damit diese Spezies entkommen können.

Afrikanische Schnabelbrustschildkröte, Chersina angulata, – © Victor Loehr
Afrikanische Schnabelbrustschildkröte,
Chersina angulata,
Fundort: Namaqualand,
Northern Cape, South Africa
© Victor Loehr ➚

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch diese Arbeit macht deutlich wie selbst Schutz- und Erhaltungsmanagementmaßnahmen für Großwild oder Weidevieh andere Lebewesen langfristig existenziell bedrohen können und zwar nicht nur durch Konnektivitätsverlust sondern viel akuter durch Tod. Ja und auch hier liegt das daran, dass wir trotz unseres angeblich bewussten Handelns zu allererst nur eigne Interessen verfolgen ohne uns klar zu werden was es eigentlich bedeuten würde wirkliche komplexe Zusammenhänge zu erkennen und im Sinne der Nachhaltigkeit sowie Diversitätserhaltung zu berücksichtigen. Beim Lesen solcher Arbeiten fällt es meist wahrlich nicht schwer, dass wir, wenn wir uns schon ein Selbstbewusstsein mit selbstbewusstem Handeln zuschreiben wollen, wir zumindest uns soweit einschränken sollten, dass wir die Betonung auf „Selbst“ und „Handeln“ legen, denn Bewusst wird uns vieles oftmals erst zu spät (siehe dazu auch Szabo et al., 2020 und den dortigen Kommentar). Ja selbst hierzulande beschwert man sich oft genug darüber warum z. B. Umweltverträglichkeitsgutachten für manche Vorhaben solange dauern und vielen ist oft das Handeln wichtiger als das Bewusstwerden was es langfristig anrichten könnte. Nur ein paar wenige fast schon zu oft abgedroschene Stichwörter wie Klimakrise Pestizid- und Herbizid-Management sowie Wasserversorgung und Nitratbelastung sollten uns dies in Erinnerung rufen und Bewusst werden lassen (z.B. Kitowski et al., 2021).

Literatur

Kitowski, I., Lupucki, R., Stachniuk, A. & E. Fornal (2021): Banned pesticides still poisining EU raptors. – 371(6536): 1319-1320; DOI: 10.1126/science.abh0840 ➚.

Szabo, B., D. W. A. Noble & M. J. Whiting (2020): Learning in non-avian reptiles 40 years on: advances and promising new directions. – Biological reviews of the Cambridge Philosophical Society 96(2): 331-356 oder Abstract-Archiv.

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