Dornrand-Weichschildkröte, Apalone spinifera, ein Tier vom Yellowstone und die Crew – © Kayhan Ostovar

Langer - 2020 - 01

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Langer, S. V., C. M. Kapron & C. M. Davy (2020): Abnormal persistence of the chorioallantoic membrane is associated with severe developmental abnormalities in freshwater turtles. – Canadian Journal of Zoology 98(3): 229-235.

Das unnormale Verbleiben der Chorioallantoismembran geht einher mit schweren Entwicklungsanomalien bei Süßwasserschildkröten.

DOI: 10.1139/cjz-2019-0169 ➚

Schnappschildkröte, Chelydra serpentina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Schnappschildkröte,
Chelydra serpentina,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Die Entwicklung bei oviparen Reptilien erfordert eine korrekte Formation und Funktion der der extraembryonalen Membranen im Ei. Im Jahr 2017 inkubierten wir im Rahmen einer ökologischen Langzeitstudie 2583 Eier von fünf Süßwasserschildkrötenspezies und wir öffneten anschließend alle Eier aus denen nichts schlüpfte. Wir beschreiben hier eine bislang nie beschriebene Entwicklungsstörung: Das Bestehenbleiben der extraembryonalen Membran um 7 Schlüpflinge (1 Dornrandweichschildkröte, (Apalone spinifera (Le Sueur, 1827)), 1 Schnappschildkröte (Chelydra serpentina (Linnaeus, 1758)) und 5 Nördliche Landkartenschildkröten (Graptemys geographica (Le Sueur, 1817))) die zwar noch lebten aber nach 14 Tagen nach dem Schlupf ihrer Artgenossen noch nicht geschlüpft waren. Wir untersuchten dann die Beziehung zwischen dem Bestehenbleiben der Membran und der Ausbildung von Entwicklungsanomalien von unterschiedlichen Schweregraden. Zudem untersuchten wir ob diese neuen Anomalien einhergingen mit einer reduzierten Fertilität oder Schlupfrate für das gesamte jeweilige Gelege. Die Sichtung der Literatur aus den vergangenen 150 Jahren legt nahe, dass wir hier das Bestehenbleiben der Chorioallantoismembran (CAM auch Chorioallontois genannt) beobachteten. Unsere Daten legen nahe, dass die Gelege in denen mindestens ein Fall mit CAM gefunden wurde eine leicht reduzierte Fertilität und Schlupfrate im Vergleich zu den anderen Gelegen der gleichen Spezies die diese Anomalität nicht beinhalteten aufwiesen. Zukünftige Untersuchungen sollten sich auf die Faktoren fokussieren die für das Vorkommen einer CAM oder anderer Entwicklungsstörungen verantwortlich sein könnten.

Dornrand-Weichschildkröte, Apalone spinifera, – © Kayhan Ostovar
Dornrand-Weichschildkröte,
Apalone spinifera,
ein Tier vom Yellowstone
und die Crew
© Kayhan Ostovar

Kommentar von H.-J. Bidmon

Der Wunsch des letzten Satzes für weiterführende Untersuchungen dürfte schwierig sein, denn diese hier beobachteten Befunde scheinen relativ selten aufzutreten und daher dürfte das Untersuchungsmaterial für solche Studien sehr begrenzt sein. Es sei denn man könnte das Bestehenbleiben der CAM experimentell induzieren z. B. durch zu hohe oder zu trockene/feuchte Inkubationsbedingungen. Ich bin auch nicht sicher ob die Autorinnen hier nicht hätten einen anderen Namen wählen sollen, denn die CAM ist die Membran die sich um den Embryo bildet und zur Eischale einen engen Kontakt hat, denn über diese Membran wird der Gasaustausch über die Eischale für den Embryo geregelt ebenso wie die Kalzium oder insgesamt die Mineralienaufnahme, da spätestens wenn die ersten Knochen des Embryos beginnen Kalzium einzubauen reicht das im Dotter und Eiweiß gespeicherte Kalzium nicht mehr aus und muss über diese Membran und aus der Eischale aufgenommen werden und über die innen anliegenden Blutgefäße zu den sich bildenden Skelettknochen transportiert werden. Bei hartschaligen Eiern wie z. B. bei Diamantschildkröten bleibt diese Membran eigentlich bestehen und bleibt im geschlüpften Ei mit der zurückbleibenden Eischale verbunden. Lediglich der Embryo muss sich vorher komplett davon ablösen. Bei den weichschaligen Schildkröteneiern trennt sie sich ab und reißt etwa 2 Tage vor dem eigentlichen Schlupf ein und wird bis auf eventuelle kleine Reste resorbiert. Da in weichschaligen Eiern auch Wasser leichter in das Ei eindringen kann könnte also auch eine zu feuchte Inkubation kurz vor dem Schlupftermin hier zu Störungen führen, da dadurch die Eier sich oft prall füllen und dann bei zu viel Wassereinlagerung auch die inneren Eimembranen entsprechend gedehnt bleiben. Jedenfalls könnte wie auch die Autorinnen spekulieren ein nicht-einreißen der CAM dazu führen, dass der Schlüpfling nicht mit dem Eizahn die Schale öffnen kann. Ob solche Defekte auch mit ein Grund dafür sein kann, dass so viele Züchter von Spezies der Gattung Geoemyda häufig darüber klagen, dass die Jungen komplett entwickelt in den Eiern absterben ohne selbst den Schlupf zu initiieren bleibt zu fraglich, könnte aber Anlass dafür sein solche Gelege einmal daraufhin genauer zu untersuchen.

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