Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, ein Albino-Schlüpfling – © Justin R. Perrault

Jessop - 2004 - 01

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Jessop, T. S. & M. Hamann (2004): Hormonal and metabolic responses to nesting activities in the green turtle, Chelonia mydas. – Journal of Experimental Marine Biology and Ecology 308(2): 253-267.

Hormonelle und metabolische Reaktionen auf Nistaktivitäten bei der Suppenschildkröte, Chelonia mydas.

DOI: 10.1016/j.jembe.2004.03.005 ➚

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir untersuchten den Zusammenhang zwischen Nistaktivitäten der Suppenschildkröte und den Profilen der Plasmahormonspiegel, die allgemein auf Aspekte eines erhöhten Stoffwechsels und Energieregulation hindeuten: Epinephrin (Adrenalin, EPI), Norepinephrin (Noradrenalin; NE und Corticosteron. Darüber hinaus untersuchten wir Plasmaprofile der Glukose und Laktose, um Rückschlüsse auf Stoffwechselprozesse zu ziehen, die mit dem Nistverhalten der Suppenschildkröte in Verbindung stehen. Letztendlich modulieren die gleichen Hormone auch das Verhalten und Stress assoziierte physiologische Anpassungen, deshalb untersuchten wir zudem, wie sich zusätzlich verursachter Stress, ausgelöst durch physische Störungen während des Nistens, auf der hormonellen Ebene auswirkt. Die Plasmaprofile für Adrenalin (EPI), Noradrenalin (NE) und Corticosteron haben sich während verschiedener Stadien des Nistens nicht signifikant verändert. Plasmaglukose und -laktose zeigten beide einen signifikanten Anstieg, der mit der Nistaktivität in Zusammenhang steht: Glukose steigt dramatisch an während der Phase, in der sie das Wasser verlassen, bevor sie sich stabilisiert, der Laktosespiegel stieg während des gesamten Nistprozesses kontinuierlich an. Es gab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Plasmahormonen und Glukose. Bei Weibchen, die den Nistprozess wegen des Wettbewerbes um Nistplätze abbrachen, gab es keinen signifikanten Unterschied in den Plasmaspiegeln für Adrenalin (EPI), Noradrenalin (NE) und Corticosteron, verglichen mit Weibchen, die ihre Nistaktivitäten fortsetzten. Insgesamt gab es, während die deutlichen Veränderungen des Stoffwechsels stattfanden, kaum einen Zusammenhang zwischen den Hormonprofilen, die typischerweise als wichtig für die Regulierung eines erhöhten Stoffwechsels angesehen werden, und der Nistaktivität. Dieser nicht vorhandene Zusammenhang könnte auftreten, weil hormonelle Abläufe bei Eier legenden Suppenschildkrötenweibchen verändert werden könnten, um den Reproduktionsprozess zu ermöglichen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Daten zeigen deutlich, dass die Nistaktivität und das Konkurrieren um einen Eiablageplatz von den Weibchen nicht als außergewöhnlicher Stress empfunden werden, da keines der Stresshormone wirklich ansteigt oder Spiegel erreicht, wie sie in Gefahrensituationen erreicht werden. Der Anstieg des Glukosespiegels ist normal bei körperlicher Aktivität. Ebenso zeigen die ansteigenden Laktatwerte, dass der Landgang mit einem wesentlich erhöhtem Energieumsatz einher geht. Daraus lässt sich schließen, dass die Eiablage für Weibchen eher einer Situation gleich kommt, die wir bei einem Langstreckenlauf in sicherer Umgebung erfahren würden. Die Eiablage stellt also keinen psychischen Stress dar.

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